Ein sicherer Ort für Straßenkinder
Damit Hilfe vor Ort funktioniert, greift der Diözesan-Caritasverband Bamberg (DiCV) auch auf die Dienste der lokalen Nichtregierungsorganisation Enda Jeunesse Action zurück. Sie widmet sich speziell der Bekämpfung von Kinderarbeit und besitzt eine ausgesprochen fachkundige Expertise. "Wir sehen, lernen und wertschätzen, dass unsere Partner sehr professionell arbeiten", lobt Michael Endres, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes Bamberg, seine Partner. Zu ihnen gehört auch Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, das das Projekt vor Ort begleitet. Dass sich der DiCV Bamberg ausgerechnet im Senegal engagiert, hat historische Gründe. Das Erzbistum Bamberg unterhält schon seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft mit dem Bistum Thiès. "Wir wollten als Caritas ein typisch sozialarbeiterisches Projekt unterstützen. Die Notlage der Kinder, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, hat uns sehr berührt", sagt der Caritasdirektor. Sie seien tagtäglich den Gefahren durch Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Und es fehlten staatliche Einrichtungen, die sich um Heranwachsende kümmern, die Opfer von Gewalt geworden sind. Die wenigen vorhandenen Akteure konnten bislang keine soliden Strukturen für die Reintegration gefährdeter und ausgebeuteter Kinder und Jugendlicher aufbauen. "Diese Menschen brauchen dringend Hilfen aus Ländern mit guten Rahmen- und Lebensbedingungen - zum Beispiel aus Deutschland", so Michael Endres. Grundsätzlich ist für ihn auch entscheidend, dass die Hilfen für Länder wie den Senegal nicht abreißen.
Die Kinderschutzstelle befindet sich in Thiès-Est, im Stadtteil Cité Senghor. Sie will unbegleiteten Minderjährigen eine niederschwellige Anlaufstelle bieten, an der sie mit ihren Problemen gehört werden. Sie verfügt über einen Schlaf- und einen Beratungsraum. Kinder erhalten umfassende Betreuung, werden verpflegt, medizinisch versorgt, können sich waschen, bekommen frische Kleidung und sie können hier übernachten.
Das Projekt hat sich auch der Präventionsarbeit verschrieben. Dazu zählt die Rückführung der Kinder in die Herkunftsfamilien, der Schutz vor Ausbeutung und vor irregulärer Migration. "Das setzt unser Projektpartner Enda durch mehrere Maßnahmen auf ganz verschiedenen Ebenen um, darunter auch durch die Zusammenarbeit mit Streetworkern, mit institutionellen Akteuren oder mit Multiplikatoren", berichtet Endres. Hunderte Personen konnten schon erreicht und für die Gefahren irregulärer Migration sensibilisiert werden. Hinzu kommt eine Initiative, die bis heute 30 ausgewählte Kleinstunternehmen finanziell unterstützt und begleitet. Mit dieser Strategie erzielte das Projekt eine breite Akzeptanz und eine erfolgreiche Verankerung in der Community vor Ort.
Helfen kostet
Dass so ein Projekt auch einen gewissen Aufwand nach sich zieht, liegt auf der Hand. Insgesamt arbeiten fünf hauptberufliche Kräfte im Projekt. Hinzu kommen 31 Ehrenamtliche. Der Finanzierungsbedarf für die Kinderschutzstelle beträgt rund 50.000 Euro pro Jahr. Der Betrag wird aus Mitteln aus dem Innovationsfonds des Diözesan-Caritasverbandes und durch Spenden finanziert. Die Unterstützung ist zunächst bis Ende 2025 angelegt. Für den Caritasdirektor ist klar, dass das Projekt eine Perspektive für die Zukunft benötigt: "Geplant ist, das Projekt bis 2030 mit weiteren 50.000 Euro pro Jahr abzusichern, damit diese wichtige Arbeit langfristig bestehen kann."