Prävention muss Chefsache sein!
Beispiel Diözesan-Caritasverband: Empfehlungen und Schulungskonzepte
"Die Aufgabe des Diözesan-Caritasverbandes Trier ist es, in enger Kooperation mit der Präventionsstelle des Bistums Trier die katholischen Träger sozialer Einrichtungen und Dienste auf dem Feld der Präventionsarbeit zu unterstützen", so die zuständige Referentin des DiCV, Maria Zimmermann. Ein schwieriges Thema wie sexualisierte Gewalt braucht Strukturen, damit Mitarbeiter überhaupt darüber sprechen und in einem geklärten Rahmen handeln können. Daher ging es zunächst darum, Schutzkonzepte zu entwickeln und präventive Strukturen und Regeln zu etablieren. Durch die Benennung von Präventionsbeauftragten gibt es die Möglichkeit, sich direkt an Verantwortliche in der Einrichtung zu wenden. "Zusätzlich haben die Träger der caritativen Einrichtungen externe Ansprechpersonen für Verdachtsfälle auf sexualisierte Gewalt benannt", so Zimmermann.
Darüber hinaus hat der DiCV in enger Zusammenarbeit mit den katholischen Trägern der Einrichtungen und Dienste praktische Empfehlungen zur Implementierung der bischöflichen Leitlinien erarbeitet sowie ein Schulungskonzept für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erstellt. Ebenso wurden Schulungen der Caritasdirektoren/Leitungsebene und der Präventionsbeauftragten durchgeführt sowie regelmäßige Treffen und Workshops organisiert.
Beispiel Träger: Präventionsarbeit braucht ein Gesicht
Die BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier gGmbH) setzt ihr Schutzkonzept in unterschiedlichen Einrichtungen um - eine Herausforderung für die Verantwortlichen und die rund 12 000 Mitarbeitenden! Wir haben 2013 begonnen, ein Schutzkonzept zur Prävention von sexuellem Missbrauch und Gewalt zu entwickeln. Unsere Herausforderung bestand unter anderem darin, ein Konzept zur Prävention zu entwickeln, das für die unterschiedlichen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen anwendbar ist.
Als hilfreich hat es sich damals erwiesen, dass eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Diözesan-Caritasverbandes alle Akteure an einen Tisch gebracht hat: Bistum, Caritasverband und größere Träger von Krankenhäusern, Alten- und Behinderteneinrichtungen im Bistum Trier. Die Arbeitsgruppe erstellte eine Empfehlung, mit deren Hilfe die Vorgaben des Bischofs umgesetzt werden.
Präventionsarbeit braucht ein Gesicht: In allen Einrichtungen der BBT-Gruppe gibt es seit 2014 Ombudspersonen, als Ansprechpartner für Fragen von sexuellem Missbrauch. Sie sind Lotsen, wenn Mitarbeitende oder Patienten/ Bewohner / Klienten über Fragen von sexuell übergriffigem Verhalten sprechen oder Vorfälle melden wollen. Die Ombudspersonen haben eine Vertrauensstellung. Es war daher wichtig, Personen zu finden, zu denen sowohl Mitarbeitende als auch die Leitung der Einrichtungen ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis haben. In der Schulung der Ombudspersonen sowie in ihrer weiteren Begleitung arbeiten das Bistum Trier (Fachstelle Kinder- und Jugendschutz) und die "Lernstatt Zukunft" des Diözesan-Caritasverbandes eng zusammen.
Der wichtigste und umfangreichste Baustein des gesamten Schutzkonzeptes sind die Schulungen der Mitarbeitenden. Mittlerweile sind in der BBT-Gruppe mehr als 6.000 Mitarbeitende geschult. Die Schulungen sind zentraler Faktor, für die Umsetzung der bischöflichen Vorgaben und Voraussetzung dafür, dass sich eine "Kultur der Achtsamkeit in den Einrichtungen kontinuierlich weiterentwickeln kann. In den Schulungen ist Raum für die Thematisierung aller Fragen rund um das Thema sexualisierte Gewalt. Dazu gehört auch Gewalt, die Mitarbeitende selbst von Patienten oder Bewohnern erleben.
Der entscheidende Erfolgsfaktor für die Umsetzung von Schutzkonzepten besteht darin, dass die oberste Ebene eines Trägers (Geschäftsführung / Vorstand) sich klar positioniert und der Präventionsarbeit eine hohe Priorität einräumt.
Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter des Zentralbereichs "Christliche Unternehmenskultur und Ethik" in der Zentrale der BBT-Gruppe
Weihbischof Franz Josef Gebert
"Sexualisierte Gewalt in unseren Diensten und Einrichtungen zu verhindern, hat absolute Priorität. Basis dafür ist eine Kultur der Achtsamkeit, die wir weiter entwickeln müssen. Unser Ziel ist es, präventiv zu wirken. Menschen, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind, müssen wir aufmerksam begegnen und ihnen eine angemessene Unterstützung anbieten."
Statement der Externen
Wolfgang Drehmann
"Unsere Aufgabe ist es, allen Betroffenen ein niedrigschwelliges Angebot zu machen: Wir hören erst einmal zu, wenn ein Verdachtsfall gemeldet wird, sprechen mit dem Betroffenen, prüfen den Fall und leiten, wenn es erforderlich ist, weitere Schritte ein."
Ingrid Richter
"Betroffene äußern, dass es ihnen etwas leichter gefallen sei, sich mit ihren leidvollen Erfahrungen einer externen Ansprechperson zu öffnen, als sich an eine Person innerhalb der Institution zu wenden."
Ingrid Richter und Wolfgang Drehmann haben für den Diözesan-Caritasverband, einige Ortscaritasverbände und die St. Raphael CAB die Aufgabe der externen Ansprechperson übernommen.