Mit Chamäleon durch Europa
Als Dennis Breiser auf seinem Rad nach tagelangem Kampf gegen Wind und Regen das Nordkap erreichte, da überwältigten ihn die Gefühle. "Das war das krasseste Erlebnis", berichtet er begeistert ein halbes Jahr nach dem Start seiner Radtour durch Europa. 3500 Kilometer lagen am Nordkap hinter dem 26-Jährigen, eine Radtour mit seinem rund 40 Kilogramm schweren Rad durch Polen, das Baltikum, Finnland, Schweden und Norwegen. Klar, dass er seine Ankunft am Nordkap mit einigen Selfies festhielt. Bei der beschwerlichen Fahrt immer auf der Lenkertasche mit dabei: das Stoff-Chamäleon Leo. Es erinnert ihn beständig an die Chamäleon-Gruppen des Caritasverbandes Iserlohn, Hemer, Menden, Balve e. V. "Ich möchte die Aufmerksamkeit auf diese Gruppen lenken", erzählt er. "Denn in den Gruppen wird Kindern aus sucht- und seelisch belasteten Familien geholfen."
Erst wenige Monate vor dem Start seiner Reise erfuhr Dennis Breiser, der aus Hemer-Ihmert bei Iserlohn kommt, von diesen Gruppen der Caritas und war begeistert. "Hätte ich früher davon gewusst, hätte ich vielleicht nicht mit Drogen hantiert und wäre nicht schlechte Wege gegangen", sagt er nachdenklich und bekennt, dass er selbst aus einer suchtbelasteten Familie kommt. "Deshalb ist mir die Aufgabe als Botschafter der Chamäleon-Gruppen sehr wichtig geworden, eine Herzensaufgabe." Die Kinder hat er auch persönlich getroffen. Sie freuen sich über sein Engagement. "Wir sind über das Handy permanent in Kontakt."
Im April 2018 startete Dennis Breiser im Rahmen eines großen "Abfahrtsevents", das ihm die Caritas Iserlohn und andere bereitet hatten. Hunderte verabschiedeten ihn auf seine Benefiz-Tour "Chamäleon durch Europa". Dabei steuert Dennis Breiser auch immer wieder Einrichtungen der Caritas an. In Litauen stieß er eher zufällig auf ein Kinderdorf der Caritas. Nach einem Gespräch mit dem Leiter des Dorfes in Marijampole stellte er überrascht fest, dass dort ebenfalls Kindern aus suchtbelasteten Familien geholfen wird. "Schön, dass die Caritas international vertreten ist."
Nachdem Dennis Breiser in Helsinki die Caritas Finnland noch spontan besuchte, kündigt inzwischen Klaus Ebbing, Vorstand der Caritas Iserlohn, den Sportler bei den Caritasorganisationen in den verschiedenen Ländern an. Sein Engagement für die Chamäleon-Gruppen öffnet ihm nicht nur dort Türen und Herzen. Auch Zeitungen, Radio- und Fernsehsender in den verschiedenen Ländern werden auf ihn aufmerksam und berichten über die Reise des sympathischen Sportlers und sein Anliegen. Dank den dabei zusammengekommenen Spenden und dank seinen Sponsoren, die ihm einen festen Betrag pro Kilometer zugesagt haben, hat er nach einem halben Jahr bereits 8000 Euro für die Chamäleon-Gruppen zusammen. Denn die Unterstützung der Kinder durch die Caritas, die therapeutischen Materialien und die gemeinsamen Aktivitäten werden ausschließlich durch Spenden finanziert.
Dennis Breisers zweite Motivation für die Tour durch Europa: "Ich möchte die Einfachheit des Lebens kennenlernen, nur mit dem Rad durch die Welt reisen." Dafür hat der Industriemechaniker extra gespart. Eingeplant hat er 20 Euro pro Tag. Doch nach seiner Reise durch die eher teuren Länder des Nordens, wo er meist im Zelt geschlafen hat oder eingeladen wurde, bleibt ihm noch genug, um seine ursprünglich auf zehn Monate angelegte Reise zu verlängern.
"Bis zum Sommer werde ich wohl noch unterwegs sein", schätzt der Triathlet, der körperlich bestens für die strapaziöse Reise vorbereitet ist. Nach der Rückfahrt vom Nordkap wollte er eigentlich von Skandinavien nach Großbritannien und Irland übersetzen, fand jedoch trotz intensiver Suche kein Schiff, das Passagiere dorthin mitnahm. Also musste er auf dem Weg in den Süden wieder durch Deutschland. "Dann dachte ich mir, dass ich auch kurz nach Hause fahren kann", erzählt er und freut sich im Oktober nach 8360 Kilometern über die Gelegenheit, seine Eltern in die Arme zu schließen, Freunde zu treffen und einen Abstecher zur Caritas Iserlohn zu machen.
Einsam hat sich Dennis Breiser auf seiner bisherigen Reise durch die Weiten Skandinaviens übrigens nicht gefühlt. Denn immer wieder trifft er Menschen, die ihn auch zu sich einladen. Begeistert erinnert er sich an seine schönste Begegnung, als er in Schweden "irgendwo im Nirgendwo" unterwegs war. "Ich war auf der Suche nach einem Nachtlager für mein Zelt, da treffe ich auf einmal eine Familie, die den Sommer feierte." Nachdem sie ins Reden gekommen waren und Dennis von seiner Tour erzählte, luden sie ihn zu sich nach Hause ein. "Sie hatten ein Bett für mich und Elchragout zum Abendessen", lacht er. Fünf Tage bleibt er schließlich bei Annika und Lars und ihren Kindern. Noch immer ist er in Kontakt mit ihnen und kann sich gut vorstellen, sie nochmal zu besuchen. "Begegnungen zeichnen das Reisen aus", sagt er. Längst sitzt er wieder im Sattel und fährt über Holland, Belgien und Luxemburg in Richtung Frankreich, Spanien, Mallorca, Gibraltar und Marokko. "Diese Reise ist das Beste, was ich hätte machen können", schwärmt er. Begleiten kann man ihn dabei auf seiner Blogseite www.dennis-breiser.de