Etwas Kurzarbeit, viel Homeoffice
Im Frühjahr 2020 galt es, das Erwerbsleben vieler Menschen trotz Virusbedrohung abzusichern. Dies erforderte vielerorts eine grundständige Reorganisation betrieblicher Prozesse und Strukturen - mit großen Anstrengungen für Beschäftigte wie Dienstgeber. Der vorliegende Beitrag hierzu nutzt Befragungsdaten des Caritaspanels 2020 mit 240 teilnehmenden Rechtsträgern aus allen Regionen und verschiedensten Hilfefeldern.
Befragt nach wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, gaben drei von fünf Rechtsträgern (61 Prozent) an, kaum bis gar nicht negativ betroffen zu sein. Weniger als jeder fünfte Rechtsträger (18 Prozent) teilte mit, mit starken oder sehr starken Negativfolgen zurechtkommen zu müssen. Zwei Prozent aller Befragten schätzten zusätzlich ein, dass ihr Fortbestehen pandemiebedingt in Gefahr sein könnte.
Insgesamt scheinen Caritas-Rechtsträger ökonomische Belastungsaspekte besonders gut wegstecken zu können, was in erster Linie an der Ausweitung gesundheits- und sozialprofessioneller Handlungsaufträge sowie verschiedener "Schutzschirme" seit Frühjahr 2020 liegen dürfte. Das medial hochpräsente Thema der Kurzarbeit spielt zudem lediglich in Teilen der Organisation eine wichtigere Rolle. Bei jedem fünften Rechtsträger (19 Prozent) wurde 2020 auf diese beschäftigungs- und existenzsichernde Maßnahme zurückgegriffen. Bei 43 Prozent dieser Teilgruppe befanden sich maximal fünf Prozent des Personals tatsächlich in Kurzarbeit. Bezogen auf alle Rechtsträger ist festzustellen, dass unter vier Prozent der Mitarbeitenden temporär in Kurzarbeit waren.
Einen rasanten Ausbau erfuhr hingegen das mobile Arbeiten. Vier von fünf Rechtsträgern (79 Prozent) boten im Jahr 2020 die Möglichkeit an, von zu Hause oder unterwegs aus erwerbstätig zu sein. Von ihnen haben 83 Prozent entsprechende mobile Angebote im Zuge der Pandemie eingeführt oder erweitert.1
Weiter wird kräftig ausgebildet
Eine bemerkenswerte Entwicklung lässt sich zudem bei der betrieblichen Berufsausbildung beobachten. Die Besetzungsquote von Ausbildungsplätzen ist in Relation zur Erhebungswelle 2018 um volle fünf Prozentpunkte auf nunmehr 94 Prozent angestiegen. Jener Wert liegt deutlich über wirtschaftsweiten und branchenspezifischen Vergleichswerten aus dem IAB-Betriebspanel 20192 Gleichzeitig erhöht sich die Übernahmequote nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss um drei Prozentpunkte auf 61 Prozent. Berufsinteressierte haben demnach nicht nur sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, sie verfügen auch über positive Perspektiven auf direkte Weiterbeschäftigung im ausbildenden Caritas-Betrieb. In beiden Indikatoren spiegelt sich eine konstruktive Reaktion auf die erhöhte Auslastungslage im Sozial- und Gesundheitswesen wider.
Fast drei Viertel der Rechtsträger (71 Prozent), deren Übernahmequote unterhalb 100 Prozent liegt, melden im Übrigen zurück, dass sie gern noch mehr Absolvent(inn)en übernommen hätten. Allgemein ist zu betonen, dass vier von fünf Rechtsträgern (80 Prozent) die gesetzlichen Voraussetzungen zur praktischen Berufsausbildung alleine oder im Verbund erfüllen. Innerhalb dieser Teilgruppe bilden 73 Prozent der Rechtsträger aktuell tatsächlich neue Fachkräfte aus. Auch im besonderen Pandemiejahr 2020 zeigen sich Caritas-Betriebe somit hinsichtlich beruflicher Ausbildungsstrategien interessiert und engagiert.
Zwei von fünf Mitarbeitenden bleiben mehr als zehn Jahre
Der Blick auf die Beschäftigungsumfänge zeigt, dass drei von fünf Mitarbeitenden (59 Prozent) entweder in Vollzeit oder vollzeitnah, das heißt in besonders beliebten Mustern mit mindestens 75 Prozent Arbeitszeitumfang, beschäftigt sind. Nur jede(r) zehnte Teilzeitbeschäftigte (elf Prozent) weist ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis auf. Das Themenfeld wöchentlicher Arbeitszeiten wird weiterhin eher durch höhere statt geringere Beschäftigungsumfänge dominiert.
Befristete Beschäftigungsverhältnisse machen einen Anteil von 15 Prozent aus, was einem leichten Anstieg um weniger als zwei Prozentpunkte entspricht. Der Anteil befristeter an allen Neueinstellungen ist hingegen um ganze sieben Prozentpunkte gesunken und beträgt 56 Prozent. Die Entfristungsquote liegt bei 46 Prozent, so dass fast die Hälfte aller befristet Beschäftigten bei Vertragsende in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen werden. Dies stellt noch vor Verlängerungen (30 Prozent) und Personalabgängen (24 Prozent) die mit Abstand häufigste der drei gängigen Konstellationen bei Ablauf eines befristeten Beschäftigungsverhältnisses dar. Anders ausgedrückt: In drei von vier Fällen geht das Ablaufen befristeter Arbeitsverträge mit einem Verbleib anstelle eines Abschieds der Mitarbeitenden einher. Somit können Rechtsträger der Caritas trotz verkomplizierter Pandemiesituation auch befristet beschäftigten Arbeitnehmer(inne)n größere Arbeitsplatzsicherheit anbieten.
Langfristig drücken sich gute Beschäftigungsperspektiven auch in der Verweildauer der Belegschaft aus. Circa 40 Prozent der Mitarbeitenden können als nachhaltig und langjährig gebunden bezeichnet werden, da sie eine Zugehörigkeit in ein- und demselben Betrieb von mindestens zehn Jahren aufweisen.
Ein fast gleich großer Anteil ist seit weniger als fünf Jahren in der aktuellen Einrichtung aktiv. Folglich kann auf eine gesunde und ausbalancierte Mischung aus sowohl neueren als auch erfahreneren Beschäftigten geschlossen werden. An dieser Stelle ist dennoch darauf hinzuweisen, dass die organisationsinterne Alterszusammensetzung eher durch vergleichsweise höhere Kategorien geprägt wird. In Relation zu wirtschaftsweiten Daten des Mikrozensus3 weisen Mitarbeitende unter 40 Jahren in der Caritas einen um fünf Prozentpunkte geringeren, Mitarbeitende ab 55 Jahren hingegen einen um vier Pro[1]zentpunkte größeren Anteil auf. Wie zuvor dargestellt, versuchen zahlreiche Rechtsträger bereits intensiviert, mittels Berufsausbildung junge künftige Fachkräfte zu gewinnen und somit Überalterungstendenzen entgegenzuwirken. Gleichzeitig ergeben sich in der beschriebenen Altersverteilung auch für ältere Erwerbstätige stabile Beschäftigungsmöglichkeiten.
Spannend wird die wissenschaftliche Analyse längerfristiger Pandemieeffekte sein, die das kommende Caritaspanel 2022 aufgreifen wird.
Anmerkungen
1. Die restlichen 17 Prozent haben ihr bestehendes Homeoffice-Angebot nicht verändert. - Ausführlichere Resultate finden sich zum Beispiel bei Pietsch, M.; Bellmann, L.: Caritas-Rechtsträger: Mobiles Arbeiten wird immer beliebter. In: neue caritas 16/2021, S. 38; sowie Pietsch, M.; Krimmer, P.: Empirische Einblicke in die Betriebslandschaft der Caritas unter globalen Pandemiebedingungen. In: Zeitschrift für Arbeitsrecht und Tarifpolitik in kirchlichen Unternehmen (ZAT) 3/2021, S. 86 ff.
2. Dettmann, E. et al.: Innovationen in Deutschland - wie lassen sich Unterschiede in den Betrieben erklären? Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2019, IAB-Forschungsbericht 12/2020, Download per Kurzlink: https://bit.ly/3cuYTUQ
3. Statistisches Bundesamt: Erwerbstätige nach Altersgruppen (Ergebnis 12211-0002), 2020, Download per Kurzlink: https://bit.ly/30HNApm ; eigene Berechnungen.
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