Caritas kann zu nachhaltigem Konsum anregen
Rund drei Viertel der Deutschen geben in einer Umfrage der Europäischen Kommission von 2015 an, dass sie zum Schutz der Umwelt nachhaltige oder regional produzierte Waren kaufen.1 Damit liegt die Bundesrepublik deutlich über dem Durchschnitt der EU-28-Länder, der rund zehn Prozentpunkte geringer ist. Höhere Einkommensschichten greifen eher zu Bio- und regionalen Produkten als Menschen mit geringerem Einkommen. Letztendlich also alles eine Frage des Preises?
Diese umweltfreundliche Einstellung relativiert sich bei näherem Hinschauen: Nur sechs von 100 Konsument(inn)en in Deutschland würden für Produkte mit guter Ökobilanz 20 Prozent mehr als bisher ausgeben. Der Personenkreis, der sich damit nur von Bioprodukten ernähren würde, wäre demnach überschaubar. Denn eine durchschnittliche Ernährung ausschließlich mit Bioprodukten zuzubereiten, wäre nach Berechnungen des Öko-Instituts um 31 Prozent teurer.2 Berücksichtigt man aber zusätzliche Ernährungsempfehlungen mit 70 Prozent weniger Fleisch und 30 Prozent mehr Milchprodukten, sinken die Zusatzkosten für Bioernährung auf nur drei Prozent im Vergleich zu einer konventionellen Ernährung (s. dazu auch den Beitrag von Rainer Grießhammer im nächsten Heft der neuen caritas, 13/2016).
Tatsächlich sind die Marktanteile von Bioprodukten am gesamten Lebensmittelmarkt trotz stetig steigender Umsätze und zunehmend ökologisch bewirtschafteten Flächen noch immer gering. Im Jahr 2015 waren von allen Lebensmitteln, die über die Ladentheke gingen nur 3,7 Prozent aus ökologischer Landwirtschaft.3 Der Marktanteil des erfolgreichsten Fairtrade-Produkts Kaffee lag 2014 bei knapp drei Prozent des gesamten Kaffeemarkts.4
Auch ein Mangel an Informationen sowie Misstrauen gegenüber der Glaubwürdigkeit von Produzenten mindert die Absatzzahlen: 70 Prozent der Deutschen vertrauen den Angaben der Produzenten über die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte nicht.5
Um Vertrauen aufzubauen und den Konsumenten nicht durch zu viele Informationen zu verwirren, können Unternehmen Siegel oder Zertifikate nutzen. Weil mit dieser Signaling-Methode eine Reihe positiver Informationen verdichtet werden und die Anbieter sich freiwilligen Kontrollen unterziehen, kann die Glaubwürdigkeit der Produzenten und die Nachhaltigkeit der Produkte kenntlich gemacht werden. Auf Seiten wie www.siegelklarheit.de kann sich der Kunde darüber informieren, welchen Siegeln welche Kriterien zugrunde liegen.
Um die einzelnen Konsument(inn)en zu nachhaltigem Konsum zu bewegen, können auch Institutionen und Organisationen wie Einrichtungen der Caritas Vorbild sein. Denn die gesellschaftliche Akzeptanz und das Vertrauen hängen eng mit dem Verhalten vertrauenswürdiger Instanzen zusammen. Ein gewisses Vorweggehen ebnet dann auch den Weg für weitere Konsument(inn)en, da die Bioanbieter erfolgreicher werden, der Wettbewerb zunimmt und damit auch die Kosten sinken und die Qualität steigt. Angesichts der höheren Preise muss auch nicht gleich der gesamte Einkauf aus nachhaltigen Produkten bestehen. Man kann sich entweder auf bestimmte Produktkategorien einigen, in denen immer zum Bioprodukt gegriffen wird, oder sich auf einen bestimmten Anteil am Gesamteinkauf oder ein Biobudget festlegen. Auch hier kann man dann ebenso nach günstigen Preisen suchen und Sonderangebote wahrnehmen.
Anmerkungen
1. Europäische Kommission: Eurobarometer 83.4. Climate change, Biodiversity and Discrimination of Minority Groups. Unter Mitarbeit von TNS opinion. Brüssel, 2015.
2. Öko-Institut: Ist gutes Essen wirklich teuer? Versteckte Kosten unserer Ernährung. Öko-Institut Working Paper Nr. 2/2014, www.oeko.de
3. Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖWL): Die Bio-Branche 2015. Zahlen, Daten, Fakten. Berlin, 2015.
4. TransFair e.V.: Fairtrade Fact Sheet Kaffee 2015. Fairtrade Deutschland. Köln, 2015, www.fairtrade-deutschland.de
5. Europäische Kommission: Flash Eurobarometer 367. Attitudes of Europeans towards building the single market for green products. Brüssel, 2013.
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