Auf Bergen und in Tälern: „youngCaritas“ in Südtirol
Mit Freunden rund ums Lagerfeuer sitzen und singen, für einen guten Zweck laufen oder lesen, im Altenheim Bastelkurse geben, in 72 Stunden einen Garten herstellen - das und vieles mehr ist die "youngCaritas" in Südtirol: Sie ist der frische Wind in der Caritas, eine kreative Idee, und verkörpert das Vertrauen in die Zukunft. Seit dem Jahr 2006 existiert sie auch in Südtirol.
Als in den Alpen gelegene Region ist Südtirol vorwiegend ländlich geprägt. Lange Anfahrten in entlegene Orte sind in Südtirol mit seinen vielen Bergen und Tälern nicht selten, jahrgangsübergreifende Klassen in kleinen Ortschaften verlangen andere Medien und Unterrichtsmethoden und beschäftigen sich aufgrund der lokalen Gegebenheiten mit anderen sozialen Themen als Klassen in den Städten. Mit nur zentralen Veranstaltungen erreicht man viele Jugendliche nicht. Es geht darum, viele kleine Projekte vor Ort zu ermöglichen. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter(inne)n der Caritas-Dienststelle "Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas", die auch in Meran, Brixen und Bruneck ihre Büros haben, ist es "youngCaritas" dennoch möglich, flächendeckend in ganz Südtirol aktiv zu sein.
Die Unterschiede zwischen den Bewohner(inne)n der Bergdörfer, Tal- und Stadtbewohner(inne)n sind sehr groß. Es gibt verschiedene Lebensgewohnheiten und Interessen. Südtirol ist außerdem in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren zum Einwanderungsland geworden. Immer mehr Jugendliche und Kinder wachsen mehrsprachig und "mehrheimisch" auf, indem sie die lokale und die Herkunftskultur der Familie in sich tragen. Eine Bereicherung, wenn auch nicht ganz unkompliziert, ist die Präsenz der verschiedenen Sprachgruppen in Südtirol: 70 Prozent der Bevölkerung sind deutschsprachig, 27 Prozent italienischsprachig. Eine Minderheit (drei Prozent) spricht ladinisch. Diese Tatsache stellt zum Beispiel eine Herausforderung bei der Materialherstellung nicht nur für "youngCaritas" dar. Bei Übersetzungen müssen kulturelle Unterschiede, Traditionen oder Redewendungen bedacht, Slogans und Konzepte angepasst werden.
Kulturelle Vielfalt kann auch als stimulierende Herausforderung gesehen werden. "YoungCaritas" ist es deshalb ein Anliegen, Mädchen und Jungen unterschiedlicher kultureller Herkunft und verschiedener Sprachgruppen mit ihrem Angebot zu erreichen und mit ihnen die Gesellschaft zu gestalten.
Etwas Gutes tun, dabei Spaß haben und neue Kompetenzen erleben - das ist das Hauptanliegen von "youngCaritas". Der Dienst bietet Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 25 Jahren Projekte an, die sie zum konkreten Mitmachen und Mitgestalten bewegen.?Er nimmt aber auch eigene Aktionen und Ideen von Jugendlichen auf und unterstützt diese. Das Angebot reicht von interaktiven Workshops zu Themen wie Lebensmittelverschwendung, Diskriminierung, Nachhaltigkeit und Konsum über Tagungen und Veranstaltungen bis hin zu kreativen Mitmachprojekten für Einzelne und Gruppen.
"72 Stunden ohne Kompromiss" war beispielsweise im Jahr 2005 das erste Projekt, das "youngCaritas" angeboten hatte: 72 Stunden lang die Ärmel hochkrempeln, um gemeinsam ein konkretes Ziel zu erreichen - ein soziales Projekt zu planen und umzusetzen. Die Zahl der Projekte und Teilnehmer(innen) ist mittlerweile deutlich angestiegen: Mehr als 3000 Kinder und Jugendliche laufen jährlich mit beim "LaufWunder", einem Wohltätigkeitslauf, bei dem Eltern, Verwandte und Freunde als Sponsoren die kleinen Läufer(innen) mit Spenden unterstützen. Das Geld kommt einem Projekt der Caritas im Ausland zugute. Beim "LaufWunder" steht die Sensibilisierung für die Arbeit im Vordergrund: Vor dem Lauf besuchen "youngCaritas"-Mitarbeiter(innen) die teilnehmenden Klassen und erzählen auf interaktive Art von dem Projekt, das unterstützt wird.
Mehr als 90 Jugendliche im Alter von etwa 16 Jahren engagieren sich darüber hinaus für ein ganzes Jahr einmal die Woche als Freiwillige in verschiedenen sozialen Einrichtungen im Rahmen des Projektes "Zeit schenken". Sie lernen neue Lebensbedingungen kennen und trainieren ihr Sozialverhalten.
Diese Beispiele sind das Ergebnis intensiver Arbeit eines qualifizierten Teams von Fachkräften, freiwilligen Mitarbeiter(inne)n und Praktikant(inn)en, die mit Kreativität, Lebensfreude und Engagement ein Zeichen setzen.
Projekt "LeseWunder": caritativ und kreativ
In einer kleinen Grundschule im Gsiesertal, einem Seitental des Pustertals, haben Kinder in kreativer Arbeit mit den Lehrer(inne)n selbst das neue Mitmachprojekt "LeseWunder" entwickelt - eine Idee, die mittlerweile in vielen Bibliotheken landesweit von "youngCaritas" angeboten wird. Beim Projekt "LeseWunder" sind die Schüler(innen) aufgefordert, in einem gewissen Zeitraum mehrere Bücher zu lesen. Vor dem Lesen sucht sich jeder Teilnehmende einen oder mehrere Sponsoren (zum Beispiel Opa, Patentante, Bekannte), die für jedes gelesene Buch einen bestimmten Geldbetrag spenden. Das "erlesene" Geld kommt einem Caritas-Projekt in Äthiopien zugute, in dem Schulbildung gefördert wird.
Nicht nur in Südtirol ...
Bolivien, Äthiopien, Brasilien und Indien sind einige der Länder, in denen seit über zehn Jahren jährlich etwa 30 junge Südtiroler(innen) für mindestens drei Monate in einem Partnerprojekt mitarbeiten und dort Erfahrungen sammeln, neuen Kulturen begegnen und Denkweisen infrage stellen können - eine bereichernde Erfahrung, die das Leben verändern kann.
"YoungCaritas" bewegt sich aber auch auf europäischer Ebene: Seit ungefähr einem Jahr treffen sich die Mitglieder von "youngCaritas" aus verschiedenen europäischen Ländern, um sich kennenzulernen, auszutauschen und gemeinsame Projekte zu planen. Die erste große Herausforderung ist eine Aktion zum Thema Migration unter dem Motto "young- Caritas kennt keine Grenzen". In Südtirol ist sie ein großer Erfolg: Seit März 2015 finden regelmäßige Treffen statt, bei denen sich Jugendliche verschiedener Herkunft über das Thema informieren und in Austausch treten. Deutsche und italienische Südtiroler(innen), Erasmus-Studierende, junge Mitglieder der Pfarreien sowie junge Muslim(inn)e(n), Freiwillige und Interessierte sind dabei.
Spaß, Sonne, Strand und Meer dürfen bei "youngCaritas" auch nicht fehlen: Für mehr als 1300 Kinder von sechs bis 14 Jahren wird jeden Sommer ein zweiwöchiges Erlebnisabenteuer in der Feriensiedlung der Caritas "Josef Ferrari" in Caorle an der Adria angeboten. Rund 150 Jugendliche und junge Erwachsene sind dort als freiwillige Betreuer(innen) bei "youngCaritas" engagiert.
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