Zurück in die Heimat
Seit Herbst vergangenen Jahres ist Christine Baumann im Bernhard-März-Haus in Dortmund Ansprechpartnerin für alle, die Deutschland verlassen wollen. Als eine "ganz bunte Mischung von Leuten" bezeichnet die Pädagogin die Ratsuchenden.
"Es handelt sich um eine freiwillige Rückkehr. Das war mir ganz wichtig, als ich mich für diese Stelle entschieden habe", betont Christine Baumann. Sie sei nicht für Abschiebungen zuständig. Und das Ergebnis der Beratung ist offen. "Sonst kann man es auch sein lassen." Vielleicht entscheidet sich ein Migrant nach einem oder mehreren Gesprächen, doch in Deutschland zu bleiben, vielleicht taucht er unter - auch das seien Optionen.
Die Rückkehr organisiert Christine Baumann mit Hilfe der nationalen Caritas-Organisationen oder der "Internationalen Organisation für Migration (IOM)". Hinter der IOM, die bereits 1951 gegründet wurde, stehen über 160 Mitgliedsstaaten mit mehr als 9000 Mitarbeitern in 400 Büros weltweit. Für die Dortmunder Caritas ist die IOM ein zuverlässiger Partner. Vor Ort können sich Rückkehrer an die Organisation wenden.
Prinzipiell wird die Reise zurück bezahlt. Zusätzlich bekommen Migranten eine Reisebeihilfe beziehungsweise eine Starthilfe von 500 Euro pro Erwachsenem. "Damit können sie die erste Zeit in ihrer Heimat überbrücken", erklärt Baumann das Ziel. Allerdings gelte dies beispielsweise nicht für die Länder des Westbalkans, hier gibt es lediglich das Bus- oder Bahnticket zurück.
Christine Baumann bietet zweimal in der Woche eine offene Sprechstunde im Bernhard-März-Haus an, die häufig sehr gut besucht ist. Zudem ist sie oft in Erstaufnahmeeinrichtungen unterwegs. "Dort gibt es Leute, die bereits nach einem Tag zurück wollen, weil sie sich Deutschland anders vorgestellt haben." Speziell Iraker seien "nicht lange hier, höchstens ein Jahr". Viele Syrer wollen dagegen zurück, weil die Familienzusammenführung anderthalb Jahre und länger dauern kann. Und auch bei den Afghanen sei die Nachfrage groß.
Was zudem viel Zeit kostet, sind Gespräche mit verschiedenen Ämtern. "Die Überforderung einiger Behörden macht die Arbeit schwer", so Baumann. Vor allem dann, wenn Ausweispapiere irgendwo verschwinden und ersetzt werden müssen.
Viele Migranten ziehen die freiwillige Rückkehr vor, weil sie besser planbar ist als eine Abschiebung und diese rechtlich auch aufschiebt. "So können sich zum Beispiel die Kinder noch in der Kita verabschieden." Für die Reise selbst bekommen sie eine so genannte Grenzübertrittbescheinigung, die am Flughafen oder an der Landesgrenze abgegeben werden muss. Diese wird dann nach Deutschland zurückgeschickt. Kommt das Papier dort nie an, hält sich der Betreffende illegal in Deutschland auf. "Darauf wird jeder in der Beratung sehr deutlich hingewiesen."