Unbehindert im Krankenhaus
Das Rezept ist ebenso einfach wie schwer in Detail und Alltag umzusetzen: „Miteinander reden“ ist die Grundlage, sagt die Qualitätsbeauftragte und Leiterin des Projekts „Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus“. Während Reckendrees noch westfälisch zurückhaltend formuliert, „wir bekommen bereits Rückmeldungen, dass es schon besser geworden ist“, gibt es durchaus Anerkennung auf höherer Ebene und großes Interesse bei anderen Trägern. Das Projekt wurde mit dem zweiten Platz beim NRW-Gesundheitspreis ausgezeichnet, die Mathias-Hochschule in Rheine für ein Konzept der Studierenden zum gleichen Thema mit dem dritten.
„Da muss der Patient funktionieren“
Ein Krankenhausaufenthalt ist das Gegenteil von dem, was Menschen mit Behinderungen eigentlich benötigen: Stabilität im Alltag mit gewohnten Strukturen und bekannte Betreuer sind für sie besonders wichtig. „Die Prozesse in der Klinik sind dagegen so gestaltet, dass man schon ohne Behinderung kaum hinterher kommt,“ sagt Reckendrees. Der Kostendruck durch die Fallpauschalen hat es nicht einfacher gemacht, die Abläufe sind normiert und der Aufenthalt auf das Minimum verkürzt: „Da muss auch der Patient funktionieren“.
Tut er aber in der Praxis eben nicht immer und gerade bei Patienten mit individuell ausgeprägten Behinderungen „stoßen Welten aufeinander“, sagt Reckendrees. An vielen Stellschrauben haben Arbeitsgruppen mittlerweile gedreht, um das St.-Franziskus-Hospital in Ahlen und das Elisabeth-Hospital in Beckum barrierefreier zu gestalten. Ein Qualitätszirkel bespricht, was im Einzelfall gut oder weniger gut gelaufen ist und leitet daraus weitere Verbesserungsmöglichkeiten ab. Immerhin gut 100 Patienten mit Behinderungen werden pro Jahr in den beiden Kliniken eingewiesen, so dass die Theorie beständig an die Alltagspraxis angeglichen werden kann. Parallel erarbeitet eine einrichtungsübergreifende Projektgruppe Strukturen und Prozesse rund um Aufnahme, Behandlung und Entlassung von behinderten Patienten.
Die Erfahrungen, die im Südkreis Warendorf gesammelt worden sind, sollen weitere Verbreitung in der Franziskus-Stiftung finden. Gemeinsame Schulungen sind zum Beispiel mit dem St. Rochus-Hospital in Telgte geplant. Es gehe darum, „Inseln zu schaffen“, von denen aus sich Wissen und Methoden verbreiten, so Reckendrees.