Stifter(innen) finden und binden
Stiftungen gibt es schon sehr lange und fast überall: Menschen stifteten in der Antike, im Mittelalter, in der Frühen Neuzeit und in der Moderne, im Orient und im Okzident.1 Die Stifter(innen) eint über alle Zeiten hinweg der Gedanke, ein bestimmtes Vermögen dauerhaft und über das eigene Leben hinaus einem festgelegten Zweck zukommen zu lassen und damit etwas zu bewirken. Eine Stiftung oder Treuhandstiftung zu gründen, ist also etwas, das vermögende Menschen seit langem bewegt. Aber auch Menschen, die ihr ganzes Leben sehr sparsam gelebt haben, denken darüber nach, ihr Erspartes in eine Stiftung zu geben. Seit nun fast mehr als zwei Jahrzehnten ist es auch im Bereich der Caritas möglich, sich mit einer eigenen rechtsfähigen Stiftung, einer Treuhandstiftung oder einem Stiftungsfonds zu engagieren (siehe auch neue caritas Heft 4/2018).
Treuhandstiftungen werden in Deutschland immer beliebter. Der Deutsche Bundesverband Stiftungen schätzt, dass es bereits über 20.000 Treuhandstiftungen in Deutschland gibt. Tendenz steigend. Auch und gerade in der Niedrigzinsphase ist deren Beliebtheit eine zukunftsfähige Chance für die Caritas, um wichtige Hilfen mit der Unterstützung von Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds zu finanzieren.
Wie finde ich neue Stifterinnen und Stifter?
Häufig lassen sich Interessierte von anderen Stiftungen und deren Stifter(inne)n inspirieren. Das funktioniert zum Beispiel durch eher informelle und virale Marketingkampagnen von Stifter(inne)n. Daneben ist es notwendig, dass die Öffentlichkeit mehr von positiven Beispielen des Stiftens und des Wirkens von Stiftungen erfährt. Leider fehlt in der deutschen Gesellschaft immer noch eine Philanthropie-Kultur. In der Studie von McKinsey und Company "Gesellschaftlichen Wandel gestalten"2 wurden 30 der wohlhabendsten Familien in Deutschland interviewt. Die Aussage "Es wird befürchtet, dass große öffentliche Spenden auf Neid und Kritik stoßen" spricht Bände. Hier ist es Aufgabe auch der Dachstiftungen, diese öffentliche Wahrnehmung mit zu verändern.
Virales Marketing - Stifter(in) wirbt Stifter(in)
Nutzen Sie das Netzwerk Ihrer bestehenden Treuhandstifter(innen): Rund ein Viertel der Stiftungsneugründungen gehen auf Anregungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zurück. Bitten Sie Ihre Stifter(innen) gezielt darum, in ihrem Netzwerk von ihrer Stiftung zu berichten. In der Regel ist das Umfeld von Stiftenden soziodemografisch betrachtet sehr ähnlich. Ist Ihr(e) Stifter(in) mit ihrer Stiftung glücklich, wird sie das motivieren, von ihren Erfahrungen zu berichten. Mund-zu-Mund-Propaganda ist sehr effektiv und verursacht keine Kosten. Trauen Sie sich, Ihre Stifter(innen) um Unterstützung zu bitten.
Schaffen Sie Berichtsanlässe - nutzen Sie die Medien
Ein kurzer Bericht in einer Tageszeitung kann auf die nachhaltige Wirkung von Stiftungen aufmerksam machen. Ein Besuch der Stifterin oder des Stifters in einem Ihrer Projekte kann ein Anlass sein, auch die örtliche Presse dazu einzuladen. Eine gute Alternative ist auch, der lokalen Presse einen fertigen Bericht mit passenden Fotos anzubieten.
Mit Freianzeigen Aufmerksamkeit schaffen
Bezahlte Printanzeigen können sehr teuer sein, ihre Wirkung lässt sich kaum messen. Kreieren Sie Motive für Freianzeigen und bieten Sie diese Ihren Medienpartnern an.
Online-Präsenz - die Basis für alle Werbung und Berichterstattung
Eine aktuelle Website ist unabdingbar und Voraussetzung für Werbung aller Art. Sowohl Berichte über die geförderten Projekte als auch die Veröffentlichung des Jahresberichts, die Möglichkeit der Online-Zustiftung und die einfache Kontaktaufnahme sind Grundlagen der Website.
Nützlich hierbei ist auch eine Präsenz der Dachstiftung auf der gemeinsamen Website aller Caritas-Stiftungen. Hier finden Interessent(inn)en über eine Karte ihre(n) regionale(n) Ansprechpartner(in). An Stiftungen Interessierte nutzen digitale Medien - und dies mehr denn je seit dem Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie. Werbung im Onlinebereich hat zudem den großen Vorteil, dass ihre Wirkung messbar ist.
Neben Freianzeigen im Printbereich können Sie auch Bannerwerbung online schalten. Nützlich sind dafür Google Grants oder die Investition in bezahlte Bannerwerbung. Setzen Sie Bannerwerbung ein, sollten Sie die Landing-Page auf die Werbung abstimmen. Eine gute Alternative zur Landing-Page im eigenen Webauftritt sind sogenannte Instapages, insbesondere, wenn Ihre Dachstiftung keine eigene Website hat, sondern in die Website Ihres Verbandes/Ihrer Organisation integriert ist. Mit Instapage lässt sich ohne große Vorkenntnisse sehr schnell und einfach eine Landing-Page bauen.
Das Erstellen qualitativ hochwertiger Instapages geht mit der übersichtlichen und aufgeräumten Oberfläche schnell von der Hand. Eine Fokussierung und eindeutige Nutzerführung macht es Interessent(inn)en leichter, sich schnell zu orientieren. Zur weiteren Vertiefung wird dann auf den eigentlichen Internetauftritt verlinkt.
Wie mache ich meine Stiftenden glücklich?
Erfüllte und freudvolle Stifter(innen) sind Garant für eine prosperierende Treuhandstiftung und somit das Ziel jeder Stiftungsverwaltung. Dafür sind eine ausgesprochene Serviceorientierung und hohe Wertschätzung gegenüber dem Stiftenden wichtig.
Was wünschen sich nun Stiftende?
Wie können Dachstiftungen ihre Treuhandstifter(innen) unterstützen und ihnen zur Seite stehen? Dazu ist es wichtig, die Motive der Stifter(innen) zu kennen. Nicht zuletzt muss der Köder dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Das bedeutet nichts anderes, als dass Sie aus Sicht des Stiftenden handeln und sich über die unterschiedlichen Typen von Stiftenden bewusst sein sollten. Je spezifischer Sie die Motivation der Treuhandstifter(innen) kennen, desto besser können Sie auf seine/ihre Bedürfnisse eingehen. Stellen Sie den/die Stifter(in) in das Zentrum Ihres Handelns. Neben einer professionellen Stiftungsverwaltung stellt dieser Aspekt eine der großen Herausforderungen für eine gelingende Beziehung dar. Die Betreuung von Stifter(inne)n ist zeitintensiv und verlangt neben der fachlichen Expertise in besonderem Maße ein hohes Einfühlungsvermögen.
Hegen und pflegen Sie Ihre Stiftenden
Eine handgeschriebene Karte zum Geburtstag, ein Anruf zum Tag der Stiftungsgründung, ein Gruß zu Ostern, eine Einladung zum Kaffee - es gibt vielfältige Möglichkeiten, Stifter(inne)n Wertschätzung zu zeigen. Bleiben Sie in Kontakt und überzeugen Sie mit Ihrem Einfühlungsvermögen und Ihrer Fachlichkeit.
"Sie sind mit Ihrer Stiftung wirksam und tatkräftig"
Stifter(innen) gründen ihre Stiftung aus unterschiedlichsten Beweggründen, nahezu alle eint aber die Motivation, etwas Gutes bewirken zu wollen. Vermitteln Sie ihnen, dass ihre Stiftung "wirksam und tatkräftig" ist. Dies kann auf vielfache Weise geschehen:
Besuche vor Ort: Eines der eindrücklichsten Erlebnisse ist es, wenn der/die Stifter(in) selbst erleben kann, wie die Stiftung wirkt. Ein Besuch in der unterstützen Einrichtung, das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen in der Einrichtung und den Begünstigten macht für Stifter(innen) erlebbar, was die Förderung möglich gemacht hat. Dies erfordert eine gute Vorbereitung und feinfühlige Begleitung. Das Einverständnis aller Beteiligten vorausgesetzt, kann dies auch eine Möglichkeit sein, in der Presse über die Stiftungsarbeit zu berichten.
Berichte aus dem geförderten Projekt: Schicken Sie Ihrer Stifter/Ihrem Stifter einen Bericht, in dem Sie darlegen, was der Beitrag der Stiftung ermöglicht hat. Gruß aus dem Projekt: Bitten Sie die Mitarbeitenden aus dem geförderten Projekt, eine persönliche Danksagung an den/die Stifter(in) zu schreiben. Ein Brief, eine Karte oder auch ein Telefonanruf ermöglichen einen direkten Kontakt.
Unterstützende Webematerialien erstellen
Viele Stifter(innen) sind bereit, auch in ihrem Netzwerk über ihre Stiftung zu berichten und um Zustiftungen zu bitten. Unterstützen Sie dies, indem Sie anbieten, Flyer für die Stiftung zu erstellen oder eine kleine eigene Website mit der Möglichkeit, online zustiften zu können.
Bieten Sie Testamentsberatung an
Haben Sie keine Scheu, rund um das Thema Testament zu informieren. Hier eignen sich auch Veranstaltungen, zu denen ein Fachanwalt für Erbrecht eingeladen werden kann und der grundsätzlich zum Thema Testament und Stiftungen referieren könnte.
Als Stiftungsverwaltung müssen Sie zu diesem Thema sprachfähig sein. Nicht im Sinne einer rechtsfähigen Beratung (das dürfen in der Tat nur zugelassene Rechtsanwält(inn)e(n)), aber als sensible(r) und zugewandte(r) Ansprechpartner(in). Für viele Menschen ist das Thema Testament mit starken Emotionen behaftet. Manchmal wollen Stifter(innen) dies nicht familienintern beraten und sind dankbar, wenn sie dafür ein einfühlsames Gegenüber finden. In mehr als 50 Prozent der Fälle möchten Stifter(innen) ihre Stiftung vorab schon im Testament bedenken. Hilfreich ist es, wenn Sie in Kooperation mit einem Rechtsanwalt oder einer Rechtsanwältin Ihres Vertrauens zusammenarbeiten, der/die die Arbeit Ihrer Dachstiftung bereits kennt.
Verwaltungsarbeit abnehmen
Viele der Stiftenden wollen von Verwaltungsaufgaben entlastet werden und legen Wert auf eine fachliche Expertise - dies haben mehr als 66 Prozent der Studie "Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement- Motive - Ansichten"3 angegeben. Dies ist - neben der Expertise in der Stiftungsverwaltung - mit einer der wichtigsten Aspekte bei der Entscheidung, eine eigene Stiftung zu gründen oder eine Treuhandstiftung unter dem Dach einer Stiftung zu errichten.
Sind die Stifter(innen) überzeugt, kann es den Stiftungen gemeinsam gelingen, öffentlich präsenter zu sein. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für eine bessere Anerkennungskultur. Außerdem trägt es dazu bei, dass zukünftig mehr Menschen stiften und die Caritas damit eine größere Unterstützung für Hilfen für Menschen in Not bekommt. Packen wir’s an!
Anmerkungen
1. Borgolte, M.: Das Beispiel der Stiftungen. In: Lohse, T. (Hrsg.): Stiftung und Memoria. Stiftungsgeschichten, Bd. 10. Berlin: Akademie-Verlag, 2012, S. 46 f.
2. McKinsey & Company (Hrsg.): Gesellschaftlichen Wandel gestalten. Drei Ansätze für mehr Philanthropie in Deutschland. Düsseldorf, 2008.
3. Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hrsg.): Stifterinnen und Stifter in Deutschland. Engagement - Motive - Ansichten. Berlin, 2015.
Quelle FAQ
Welche Vorteile bietet Stiftungen eine Beratung und/oder Betreuung durch das DSZ? Deutsches Stiftungszentrum (deutsches-stiftungszentrum.de).
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