Damit Familienernährerinnen besser dastehen
Das Modell des männlichen "Breadwinners" und einer geringfügig hinzuverdienenden Ehefrau mag in vielen Köpfen dominieren, wenn es um die Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit geht. Tatsächlich entsprechen 51,6 Prozent der Familienhaushalte mit abhängig beschäftigten Frauen der traditionellen Verteilung mit männlichem Ernährer. In 24,9 Prozent der Familien verdienen die Frauen gleichviel wie ihr Partner. Und bei 23,4 Prozent ist die Frau der "Breadwinner". Dieser Gruppe widmeten sich das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) und der Deutsche Gewerkschaftsbund in ihrem Kooperationsprojekt: "Familienernährerinnen - Perspektiven für die Zukunft schaffen!" Am 21. November 2013 fand die Abschlussveranstaltung des Projektes statt - Anlass, sich das Phänomen "Familienernährerin" und die Projektinhalte näher anzuschauen.
Als "Familienernährerinnen" werden Frauen bezeichnet, die mit ihrem Einkommen den Löwenanteil (mindestens 60 Prozent) für die Familienkasse verdienen. In knapp einem Fünftel der Haushalte ernähren heute Frauen die Familie.
Jede fünfte Familienernährerin (20,6 Prozent) ist im Gesundheits- und Sozialwesen abhängig beschäftigt. Die zweitgrößte Gruppe an Frauen, die die finanzielle Hauptverantwortung für ihre Familie tragen, übt ihren Beruf im Bereich Erziehung und Unterricht aus (11,2 Prozent). Familienernährerinnen erwirtschaften ihren Lohn also häufig in frauentypischen Branchen. Am höchsten ist der Anteil der Familienernährerinnen in der Branche Medien, Kultur, Sport und Unterhaltung, gefolgt von Maschinen- und Fahrzeugbau. Wenn also Frauen in diesen Bereichen beschäftigt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Hauptverdienerinnen handelt, weil sie dort mehr verdienen.
Während Männer als Ernährer eine traditionelle Rolle und auch gesellschaftliche Erwartung ausfüllen, wenn sie die finanzielle Hauptverantwortung für unterhaltspflichtige Kinder und die (Ehe-)Frau tragen, tun Frauen dies unter anderen Voraussetzungen: Frauen haben schlechtere Verdienstmöglichkeiten, schlechtere Aufstiegschancen, hohe Teilzeitquoten, sie arbeiten öfter in geringfügiger Beschäftigung und leiden stärker unter familienunfreundlichen Arbeitsbedingungen.
Das Projektteam hat eine Reihe von Forderungen aufgestellt, um die Arbeitsrealität von Frauen zu verbessern:
- die Ausweitung des Niedriglohnbereiches und die nicht sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse einschränken;
- Arbeitszeitmodelle jenseits der Vollzeit diskutieren;
- ein Recht auf Rückkehr in Vollzeit für Teilzeitbeschäftigte schaffen;
- Betriebe beim Erarbeiten von Lösungsansätzen unterstützen;
- lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle fördern;
- Männer nicht aus der Pflicht entlassen und betriebliche Vereinbarkeitsmaßnahmen auf ihre Bedarfe ausrichten;
- moderne Leitbilder entwickeln, damit sich festgefahrene Stereotype in den Köpfen bewegen;
- dafür werben, auch Männern neue Perspektiven zu eröffnen;
- sich dafür einsetzen, Fehlanreize im Steuer- und Sozialrecht abzubauen.
Eine familienbewusste Personalpolitik, bessere Kinderbetreuungsangebote auch für Schulkinder, das Schließen der Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern und eine Reform der Minijobs können die Situation von Frauen und Familienernährerinnen verbessern. Von der Überforderung besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter. Sie sollten auch mit vollzeitnaher Teilzeit ein existenzsicherndes Einkommen erzielen können. Der Deutsche Caritasverband beschäftigt sich derzeit mit Arbeitszeitmodellen, die es auch Eltern mit kleinen Einkommen ermöglichen, die Wochenarbeitszeit partnerschaftlich, auf Grundlage eigener Vorstellungen bezüglich der familiären Arbeitsteilung, zu reduzieren.
Der Koalitionsvertrag nimmt nur einen Teil der Anregungen aus dem Projekt auf, wie den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Auch werden die geschlechterspezifischen Lohndifferenzen angeprangert, eine Verbesserung allerdings den Tarifpartnern und Unternehmen überlassen (mehr Infos unter www.familienernaehrerin.de).
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