Ein Jahr, das wachsen lässt
Max Freiburg (rechts) mit seiner Ansprechpartnerin im FSJ, Claudia Büdendender. (Foto: Caritas Olpe)
"Was kommt nach dem Schulabschluss?" Für viele junge Menschen ist das eine der drängendsten Fragen überhaupt. Als Max Freiburg sein Abi in der Tasche hatte, war ihm klar: "Ich wollte etwas Sinnvolles tun." Im August vergangenen Jahres entschied er sich deshalb für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in den Werthmann-Werkstätten der Caritas Olpe in Lennestadt.
Pläne über den Haufen geworfen
Zunächst hatte Max aber ganz andere Pläne: Ein Studium im Bereich Bauingenieurwesen oder eine Ausbildung im handwerklichen Bereich schienen logisch. Doch ein Hospitationstag in der Werkstatt in Lennestadt veränderte alles. "Ich bin vorher noch nie mit Menschen mit Behinderungen in Kontakt gekommen, doch wurde ich hier so herzlich empfangen, dass ich direkt ein gutes Gefühl hatte. Schon nach den ersten Tagen war mir klar: Hier gehöre ich hin!", erinnert er sich. Elf Monaten begleitete und unterstützte er Menschen mit ganz vielfältigen Behinderungsbildern im Arbeitsalltag, lernte ihre Stärken, ihre Geschichten und ihre Sicht auf die Welt kennen. Er half bei Montage- und Verpackungsarbeiten in einer Abteilung mit 19 Beschäftigten, übernahm Verantwortung und sprang flexibel dort ein, wo Hilfe gebraucht wurde. "Ich wollte nicht nur Zeit überbrücken - ich wollte Menschen gezielt unterstützen."
Ein Ort, der Herzen berührt
Bedenken hatte Max Freiburg zunächst beim Aushelfen in der Fördergruppe mit mehrfach schwerstbehinderten Menschen. Denn dort steht der pflegerische Aspekt mehr im Vordergrund. Doch die lösten sich nach wenigen "Schnuppertagen" in Luft auf. Und ein Entschluss reifte in ihm: nämlich nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr in den Werthmann-Werkstätten zu bleiben und den Beruf des Heilerziehungspflegers zu erlernen - an dem Ort, der sein Herz von Anfang an berührt hat, wie er bekennt. Seite August ist Max Freiburg nun Auszubildender in der Heilerziehungspflege (HEP) und absolviert diese in genau der Gruppe mit mehrfach schwerstbehinderten Menschen, die ihm zunächst Kopfzerbrechen bereitet hatte. Es ist für ihn eine Gruppe, wo eine kleine Geste und ein Lächeln so viel Mehrwert hat.
An Grenzen gekommen
Dennoch: Die Arbeit in den Werkstätten verlangte Max viel ab - Geduld, Empathie, Belastbarkeit. Doch genau das war es, was ihn wachsen ließ. "Jeder Tag ist anders und es gab Tage, an denen ich an meine Grenzen kam, aber genau diese Situationen haben mich stark gemacht", bekennt Max Freiburg. Er lernte, Verantwortung zu übernehmen, auf andere zuzugehen und vor allem: Jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu sehen. Seine Familie bemerkte schnell, wie sehr ihn die Erfahrung prägte und erfüllte. "Ich kam mit einem Lächeln nach Hause. Die Atmosphäre, die Wertschätzung, die Offenheit - das alles hat mich jeden Tag aufs Neue begeistert", so der Azubi, der sein FSJ als "beste Lebensschule" sieht. "In der Werkstatt begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. Es wird gemeinsam gearbeitet, gelacht und gelernt. Wer hier mitwirkt, gestaltet nicht nur den Alltag anderer - sondern auch seinen eigenen Lebensweg", sagt Max Freiburg.
Die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen brachten ein Jahr voller wertvoller Erfahrungen, Begegnungen und persönlichem Wachstum mit sich. Dort fand er nicht nur seinen Wunschberuf, sondern auch einen neuen Blick auf das Leben und sich selbst. "Ohne das FSJ und die vielen positiven Erlebnisse hätte ich diesen Beruf nie für mich entdeckt. Heute weiß ich, was ich will - und dass ich mit meiner Arbeit etwas bewegen kann."