Für Menschen Verantwortung tragen
Petra Heider (52) aus Weißenburg ist Betreuungsassistentin im Sozialdienst der Arbeiterwohlfahrt. Zudem startete sie im September vergangenen Jahres eine Tätigkeit als ehrenamtliche rechtliche Betreuerin. "Wenn alle sich sozial engagieren, leben alle viel besser und leichter. Und das Leben kann einem manchmal übel mitspielen, sodass man darauf angewiesen ist, dass andere für einen Dinge erledigen", erklärt sie ihre Motivation. Petra Heider ist vom Betreuungsgericht dazu bestellt worden, sich für drei Menschen um nahezu alles zu kümmern, weil diese dazu nicht mehr in der Lage sind: Zwei haben eine geistige und körperliche Behinderung, eine Person leidet an einer Schizophrenie. Zu ihren Aufgaben gehören zum Beispiel Behördengänge, Bankgeschäfte, die Gesundheits- und Vermögenssorge und das Aufenthaltsbestimmungsrecht.
Geduld benötigt
Für ihr Engagement braucht sie oft Geduld und ein gutes Fingerspitzengefühl. Vor kurzem wollte eine von ihr betreute Frau, die in einer beschützenden Einrichtung lebt, Urlaub in Ägypten machen. Nach Rücksprache mit der hauptberuflichen Betreuerin Sigrid Planner bei der Caritas in Gunzenhausen erschien Petra Heider dieses Vorhaben allerdings rechtlich zu gewagt. Dennoch wollte sie dem Wunsch ihrer Betreuten grundsätzlich entsprechen - ganz so, wie es das novellierte Betreuungsrecht vorsieht. Letztlich konnte die betreute Person in einem Hotel in Italien Urlaub machen, in dem sie sich ein Zimmer mit einer Heilerziehungspflegerin teilte: "Urlaub ja, aber so, dass es passt", meint Petra Heider. Sie ist erleichtert, dass sie insbesondere bei rechtlichen Unsicherheiten Sigrid Planner kontaktieren kann: "Sie ist die Stütze im Hintergrund für mich."
Froh ist sie auch darüber, dass die Caritas-Kreisstelle Weißenburg für ehrenamtliche rechtliche Betreuende viermal im Jahr Infotreffs anbietet und zweimal im Jahr Vorträge, zuletzt zum Beispiel über die Patientenverfügung. Sigrid Planner wünscht sich, dass mehr Menschen das Ehrenamt der rechtlichen Betreuung übernehmen und damit auch sie als Berufsbetreuerin entlasten. Während sie als Berufsbetreuerin viele "schwierige Fälle" hat, zum Beispiel psychisch kranke oder alkoholabhängige Menschen, eignen sich viele "einfachere Fälle" Planner zufolge für Ehrenamtliche: "Dort, wo diese mehr Zeit einbringen können, denn wir als hauptberufliche Betreuende haben nicht die Zeit, am Bett von Menschen zu sitzen und Händchen zu halten".
Familienbetreuung überwiegt
Lediglich rund zehn Prozent der Planner bekannten ehrenamtlichen Betreuenden kümmern sich wie Petra Heider um ihnen fremde Menschen. 90 Prozent sind Familienbetreuerinnen und -betreuer. Eine von diesen war bis vor kurzem Rentnerin Gertraud Bindner aus Gunzenhausen. Sie kümmerte sich rund 20 Jahre um ihre Schwester, bis diese im vergangenen Jahr starb. Die allein lebende Schwester hatte im Jahr 2002 einen Schlaganfall erlitten. Als sie in der Klinik im Koma lag, war es für Gertraud Bindner selbstverständlich, spontan die rechtliche Betreuung zu übernehmen. Von einem auf den anderen Tag war sie für alles, was ihre Schwester betraf, zuständig. Wenn das Bürokratische zu schwierig wurde, wandte auch sie sich mit der Bitte um Unterstützung an Sigrid Planner: zum Beispiel, als der Ausweis ihrer Schwester abgelaufen war und sie eine Befreiung von der Ausweispflicht für diese beantragen musste.
Gertraud Bindner sagt: "Meine Schwester fehlt mir, und ich hätte mein Ehrenamt für sie gerne noch weiter ausgeführt." Eine solche Einstellung haben nach Erfahrung von Sigrid Planner allerdings nur noch wenige: "Viele Familienangehörige wollen eine solche Verantwortung nicht mehr tragen und sagen: Das soll doch das Amt regeln." Noch weniger seien bereit, eine ehrenamtliche Fremdbetreuung wie Petra Heider zu übernehmen: "Für einen Seniorennachmittag finden sich viele Helferinnen und Helfer, aber eine jahrelange Verantwortung für eine Person wahrnehmen wollen nur wenige." Sie hofft, dass sich weitere verantwortungsvolle Menschen wie Petra Heider und Gertraud Bindner finden.
Kontakt:
Auskünfte über rechtliche Betreuung erteilt für die Caritas Bernadette Gradl: Telefon: 09181 51127-12, E-Mail: bernadette.gradl@caritas-neumarkt.de