Cooles aus der Kleiderkammer
Kommen darf, wer seine Bedürftigkeit, zum Beispiel den Erhalt von Arbeitslosengeld II, nachweisen kann.
Seit acht Jahren engagiert sich die Ehrenamtliche Barbara Lange in der Kinderkleiderkammer und hat im Laufe der Zeit eine wachsende Nachfrage beobachtet: "Wir können den Bedarf kaum noch abdecken." Dabei sei auch die Zahl der Spenden angestiegen. Einziges Problem: Die Qualität habe abgenommen. Ein Dilemma für Barbara Lange und ihre zwölf Kolleginnen, weil man den Spendern nicht undankbar vor den Kopf stoßen wolle. "Ich sage zu den Leuten am Telefon immer: ‚Bitte nur das, was Sie selbst Ihrem Kind noch anziehen würden.‘"
Rund 20 Familien besuchen pro Woche die Kleiderkammer. Pro Kind dürfen sie sich alle drei Monate bis zu fünf Oberteile, drei Hosen, zwei Paar Schuhe und fünf Unterwäsche-Sets aussuchen. "Wir gehen davon aus, dass die Familien auch Kindergeld beziehen und die Kleiderkammer somit nicht den kompletten Bedarf abzudecken hat", erklärt Barbara Lange. Außerdem zahlen die Familien pro Kind zwei Euro. Ein eher symbolischer Betrag, der den bedürftigen Familien ein wenig Selbstwertgefühl schenkt und dem Team der Kleiderkammer ermöglicht, Dinge wie Socken, Nacht- und Unterwäsche gelegentlich neu zuzukaufen.
In den zwei Räumen der Kinderkleiderkammer reihen sich im Regal auf der Stange zahlreiche Jacken, nach Größe geordnet. Oben drauf liegen Fahrradhelme und sogar ein Reithelm. Hinter den braunen Schranktüren verbergen sich T-Shirts und Pullover. Im hinteren Bereich warten Sandalen, Halbschuhe und Gummistiefel auf ihre neuen Besitzer. Im Regal gegenüber stapeln sich Spiele, CD‘s und Bücher. "Wir erleben häufig, dass die Kinder gern zum Bücherregal gehen und sich eines rausnehmen", erzählt Barbara Lange. "Das freut mich immer ganz besonders."
Viel wisse sie in der Regel nicht über die Familien. Dennoch sieht die 70-Jährige einige der Kinder groß werden, wenn sie über die Jahre immer wieder kommen. Zu einer alleinerziehenden Mutter von vier Kindern, deren Mann verstorben ist, hat sie einen etwas engeren Kontakt. Das Geld, das sie in der Kleiderkammer spare, nehme sie für Schulausflüge und ähnliches, hat die Mutter Barbara Lange erklärt. Die 13-Jährige Tochter erzähle mittlerweile stolz ihren Freundinnen, wo sie ein Kleidungsstück her hat, wenn die anderen das toll finden. "Ich weiß, dass das früher ein Problem war, das sich aber geändert hat." Barbara Lange macht es selbst Spaß, wenn die Kinder wie dieses Mädchen mit strahlenden Augen durch die Regale streifen und vor dem Spiegel die Teile anprobieren. "Ich finde es wichtig, dass die Kinder die Kleidung selbst aussuchen dürfen und wir ihnen nicht etwas hinlegen", betont Barbara Lange, die selbst Mutter von zwei Töchtern ist. "Außerdem Oma und Ur-Oma", ergänzt sie und lächelt.
Durch eine Zeitungsannonce ist sie zu ihrem Ehrenamt gekommen. Gerade in den Ruhestand gegangen, auf dem Rückweg vom Urlaub im Flieger, habe sie in einer Berliner Lokalzeitung die Anzeige gelesen. "Ich wollte unbedingt meine Freizeit genießen, aber auch eine sinnvolle Sache tun", erklärt sie. "Es macht mir immer noch viel Spaß. Hier kann ich mich einbringen, ich mag die Kommunikation mit Menschen." Genug Zeit für ihre anderen Leidenschaften bleibt ihr trotzdem: "Seit gut vier Jahren gehe ich zum Line-Dance, außerdem bin ich im Sportverein." Nur ihre "große Liebe Afrika" muss sie derzeit vernachlässigen. 2011 war sie das erste Mal da, ist seitdem immer wieder aufgebrochen, den Kontinent zu erkunden. "Auf der ersten Reise sind Freundschaften entstanden, die noch immer halten", freut sie sich.
Ihre Freunde in Berlin hat sie mit ihrem Engagement für die Kinderkleiderkammer angesteckt. "Die bringen mir mittlerweile viele Spenden mit und auch meine Tochter gibt mir immer mal was mit, woraus ihre Kinder raus gewachsen sind." Neben vielen Privatpersonen komme es auch immer wieder vor, dass Geschäfte etwas spenden wie Schulbedarf, sagt Barbara Lange. Sie geht in den schmalen Flur, der Richtung überfülltes Lager mit den Wintersachen führt. An der Wand des schmalen Ganges reihen sich auf einem Regal ein paar Ranzen. Im Flur vorne luken die Spitzen einiger Schultüten über die Regalbretter. "Auch wir bereiten uns ein wenig auf den bevorstehenden Schulstart vor", erklärt Barbara Lange und lacht.
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Kinderkleiderkammer
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