Wirtschaftliche Eckdaten nun auch für die Sozialwirtschaft
Die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheits- und Sozialwesens steht zunehmend im Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Der Bedarf an strukturellen Unternehmensdaten, die eine Analyse der Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit des Gesundheits- und Sozialbereichs ermöglichen, steigt an.
Die derzeitigen Erhebungen der amtlichen Statistik sind jedoch nicht ausreichend, um die wirtschaftliche Struktur der einzelnen Wirtschaftszweige des Sozialwesens zu beschreiben. Die Daten aus der amtlichen Pflegestatistik wie aus den Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe legen ihre Schwerpunkte auf die Mitarbeiter-, Klienten- und Leistungsstruktur und liefern kaum Auskunft zu wirtschaftlichen Gesichtspunkten.1
Um diese Datenlücken zu schließen, bezieht das Statistische Bundesamt in die Kostenstrukturstatistik 2011 erstmals auch Unternehmen des Sozialwesens mit wirtschaftlichem Schwerpunkt in einem oder mehreren der folgenden Wirtschaftszweige mit ein: Pflegeheime, stationäre Einrichtungen zur psychosozialen Betreuung, Suchtbekämpfung, Altenheime, Alten- und Behindertenwohnheime, sonstige Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime), ambulante soziale Dienste, sonstige soziale Betreuung älterer Menschen und Menschen mit Behinderung, Tagesbetreuung von Kindern, sonstiges Sozialwesen.
Die Daten werden diesen Monat erhoben. Die Veröffentlichung der Ergebnisse ist im Sommer 2012 vorgesehen. Erfasst werden die anfallenden Aufwendungen nach Personal- und Sachaufwand, die betrieblichen Steuern und sonstigen öffentlichen Abgaben, die Anzahl der tätigen Personen sowie die Einnahmen nach der Art der selbstständigen Tätigkeit. Um die Qualität und Aktualität der Daten sicherzustellen, sieht das Gesetz für diese Erhebung eine Auskunftspflicht vor.
Die Daten über die Kostenstruktur dienen unter anderem der Erstellung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und der Arbeit von Ministerien, Wirtschaft, Verbänden und Wirtschaftsforschung. Gleichzeitig bieten sie aber auch den Unternehmen und Arbeitsstätten selbst die Möglichkeit, betriebswirtschaftliche Vergleiche anzustellen.2
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege wurde bereits zu Beginn der Planungsphase durch das Statistische Bundesamt in die Vorbereitungen miteinbezogen. Der Austausch hat es den Wohlfahrtsverbänden ermöglicht, Anmerkungen zu einzelnen Fragestellungen zu machen und eigene inhaltliche Anforderungen an den Erhebungsbogen zu stellen. So konnten sich die Wohlfahrtsverbände dafür einsetzen, dass nach dem Vorbild der amtlichen Pflegestatistik und der Statistik zur Kindertagesbetreuung auch in der amtlichen Kostenstrukturstatistik die freigemeinnützigen Träger nach Zugehörigkeit zum jeweiligen Spitzenverband erfasst werden. Die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege können so die Sonderauswertungen für den eigenen Verband beim Statistischen Bundesamt anfordern.
Die große Bedeutung der Kostenstrukturdaten für die Vertretung unternehmerischer Belange im Verband hatte der Deutsche Caritasverband (DCV) bereits im Jahr 2000 erkannt. Das daraus resultierende Bestreben, Daten zur Kosten- und Einnahmenstruktur in der Caritas über die DCV-Zentralstatistik zu erfassen, hat zu erheblichen Problemen geführt. Diese machten deutlich, dass eine Vollerhebung für diese Daten nicht zielführend ist.
Die Ausweitung der amtlichen Kostenstrukturstatistik auf das Sozialwesen stellt daher auch für den DCV eine Möglichkeit dar, aggregierte Eckwerte für die Einnahmen- und Ausgabenstruktur der Caritas- Unternehmen zu gewinnen, ohne dabei eine eigene Erhebung umsetzen zu müssen. Der DCV strebt deshalb eine Sonderauswertung der amtlichen Kostenstrukturstatistik für die Caritas an. Informationen unter www.destatis.de, "Weitere Themen", "Dienstleistungen, Finanzdienstleistungen", "Kostenstruktur".
Anmerkungen
1. Heinig, Stephan: Einbeziehung des Gesundheits- und Sozialwesens in die Berichterstattung der strukturellen Unternehmensstatistik. In: Wirtschaft und Statistik, 10/2010, S. 918-930.
2. Statistisches Bundesamt: Faltblatt Kostenstruktur bei Einrichtungen des Gesundheitswesens 2006. Wiesbaden, 2010, S. 5-8.