Auf den Spuren vergangener Knastzeiten
In diesem Jahr wurden die Kollegen in Cottbus besucht. Dabei wurde am Vormittag die Gelegenheit genutzt, eine Führung durch das Menschenrechtszentrum in Cottbus zu begehen.
Die im Jahr 1860 als das "Königliche Zentrale Gefängnis" in Betrieb genommene Anstalt wurde schon während der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, der NS-Diktatur, der DDR und auch der Zeit nach der Wiedervereinigung bis zum Jahr 2002 als Gefängnis genutzt. Nach einigen Jahren der Nicht-Benutzung und dem Fast-Abriss organisierten überwiegend ehemalige politische Gefangene des "Alten Zuchthauses" den Kauf des Geländes und eröffneten 2011 diesen Standort als Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. Seither dient die Einrichtung als Museum & Begegnungsstätte, um über wichtige geschichtliche Hintergründe aufzuklären und die Wichtigkeit der Einhaltung der Menschenrechte in den Fokus zu stellen.
Die zwei Zeitzeugen Peter Keup und Gilbert Furian führten die Teilnehmer durch das "Alte Zuchthaus" und beleuchteten die Vergangenheit der geschichtsträchtigen Einrichtung. Dabei warfen sie auch einen erschreckenden Blick auf die Unterbringung der oft politischen Gefangenen während der DDR-Zeit und auf ihre eigene Inhaftierung in der Anstalt. Die Erfahrungen der beiden Zeitzeugen zu hören, gestaltete die Führung in Kombination mit der Begehung des Geländes sehr spannend. Die Ehrenamtlichen kennen aus ihren helfenden Tätigkeiten die modernen Justizvollzugsanstalten, in denen die Menschrechte der Gefangenen respektiert werden. Bei der Führung erzählt zu bekommen, welche Form der Inhaftierung es bis vor knapp 30 Jahren noch hier in Cottbus gab, sorgte für viel Gesprächsstoff unter den Teilnehmenden.
Nach dieser sehr interessanten Führung ging es weiter in die Bowlingklause in Cottbus, wo zusammen Mittag gegessen, Vergangenes reflektiert und auch ein Blick in die Zukunft des Ehrenamts im Strafvollzug des Landes Brandenburg geworfen werden konnte.
Mit dieser Stärkung im Bauch ging es weiter zur Stadtführung mit der Baumkuchenfrau in der Cottbuser Altstadt. Diese führte uns durch die schönen Straßen und brachte uns die seit über 200 Jahre bestehende Baumkuchentradition näher. Auf "der Suche nach den Zutaten" hielten wir unter anderem in der Löwen-Apotheke, welche seit 1830 besteht und heute als Apothekenmuseum fungiert. Die Einblicke kamen bei den Ehrenamtlichen sehr gut an und stellten auch das Highlight der Führung dar. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen.
Nach diesem ereignisreichen, aber auch sehr laufintensiven Tag verabschiedeten sich die Ehrenamtlichen und fuhren mit Bus, Bahn und Auto in ihre Heimat zurück.
Die Kontakt- und Servicestelle für Ehrenamtliche im Strafvollzug der Caritas-Region Cottbus wird gefördert durch das Ministerium der Justiz des Landes Brandenburg.