Die Oma-Opa-Vermittlung
Familienleben mit Enkelglück
Text - Angelika Angermeier
Viele Menschen wünschen sich irgendwann Enkel. Die meisten erleben ihr Enkelglück zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Manche leider nie. Gleichzeitig gibt es viele junge Familien, die sich Großeltern für ihre Kinder wünschen, weil sie keine eigenen Eltern mehr haben oder sie von ihren Herkunftsfamilien räumlich getrennt leben.
Der Sozialdienst katholischer Frauen in Frankfurt bringt beide zusammen - mit der Oma-Opa-Vermittlung. Dass das Konzept funktioniert, beweisen "Oma und Opa" Thauer, die schon seit 2008, so lange gibt es das Programm, dabei sind. Seit 12 Jahren sind Christoph und Susanne Thauer Patengroßeltern der Geschwisterkinder Liou, 18 Jahre alt, und Linou, 13 Jahre alt. Die Familie stammt aus China. "Wir hatten damals keine Enkelkinder und die Idee der Großelternpatenschaft gefiel uns. Im Herbst 2008 flatterte ein Brief in unseren Briefkasten, in dem der SkF mitteilte, er gründe ein Oma-Opa-Projekt", erinnert sich Susanne Thauer. "Ich nahm an dieser ersten Sitzung teil, ich war die einzige Omaanwärterin, umgeben von ca. acht Müttern mit Kleinkindern."
Manches wie Gärtnern oder Backen lerne man häufig von Oma und Opa, oder auch die Gabe der Gelassenheit, erzählen die Thauers von ihrer Großelternrolle. Wohl der größte Vorteil sei, dass sie als Großeltern viel mehr Zeit haben. Und wie man diese erfüllt verbringt, verrät Familie Thauer zukünftigen Bewerbern: "Machen Sie mit den Kindern das, was Ihnen und den Kindern Spaß macht. Die Mutter der beiden Jungen hatte große Bildungshoffnungen, und ich habe mich mit ihnen durch manches Museum gequält, habe Hausaufgaben mit den Jungs gemacht. Heute gibt es nur das, was Spaß macht."
Dass die beiden Kinder aus einem anderen Kulturkreis kommen, erleben die Thauers als Bereicherung: "Wir wollten Enkelkinder. Und ich finde es immer noch sehr interessant, eine uns doch fremde Kultur mitzuerleben." Und nicht nur Enkelkinder haben die Thauers durch ihr Ehrenamt gewonnen. "Es macht uns beiden große Freude, wir haben quasi Enkelkinder und in den Eltern Freunde gefunden, mit denen wir uns gern treffen", erzählen sie.
Eine "Vermittlungsdatei" und viel Fingerspitzengefühl
In den Beratungen des SkF, dem Träger des Familienzentrums Monikahaus, begegnete den Beraterinnen die Vielzahl der Bedürfnisse von jungen Familien und das Potenzial der Senioren. So entstand die Idee für die "Oma-Opa-Vermittlung".
Im Groben funktioniert das Konzept so: Die hauptamtliche Mitarbeiterin Helga Mikuszeit versucht in ersten Gesprächen herauszufinden, was sich beide Parteien wünschen und speichert die Informationen in einer Art "Vermittlungsdatei" ab. Aus dieser sucht sie mit viel Fingerspitzengefühl die Partner heraus, bei denen die Chemie am besten passen könnte, bevor sie zu einem Treffen an einem neutralen Ort, wie z. B. einem Spielplatz, einlädt Ziel ist der Aufbau einer familienähnlichen Beziehung. Verstehen sich beide Parteien danach gut, begleitet die Mitarbeiterin die Patenschaft und vermittelt in Klärungsfall. Ein rechtssicherer Rahmen ist durch die Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses seitens der Patengroßeltern gewährleistet. Die Ehrenamtlichen sind über einen Rahmenvertrag haftpflicht- und unfallversichert.
Wahlverwandtschaft zwischen Patengroßeltern und junger Familie
Es geht um eine Art "Wahlverwandtschaft" zwischen den Senioren und der jungen Familie. Dass Paare zusammenfinden, die liebevoll miteinander umgehen, funktioniert meistens. Kommt man zusammen doch nicht so gut klar, führt man klärende Gespräche oder geht freundschaftlich auseinander. Manchmal arrangiert Helga Mikuszeit einen erneuten Vermittlungsvorschlag und es klappt beim zweiten Anlauf. Interessant ist, dass seit Gründung der Vermittlung kontinuierlich rund 25 Wahlverwandtschaften bestehen und nach wie vor wesentlich mehr Senioren nachgefragt werden, als sich Ehrenamtliche bereit erklären, dieses Amt langfristig zu übernehmen.
Kontakt: SkF e. V.
Helga Mikuszeit
Tel. 0 69 / 9 73 82 30
Freitag: 10.00 bis 15.00 Uhr