Solidarisch mit den „Nächsten“
Sie leben in derselben Stadt, aber in unterschiedlichen Quartieren, die einen in Villen- und Reihenhaus-Vororten, die andern in Plattenbauten und "sozialen Brennpunkten". Einander nicht mehr zu kennen bedeutet, dass Entsolidarisierung droht. "Hierzulande hat jeder Chancen, und wer sie nicht nutzt, ist selber schuld" – so ein häufig gehörtes Vorurteil, das scheinbar von der inneren Verpflichtung zur Solidarität entbindet.
Solidarität ist gefragt
Unsere Nächsten sind die Menschen, mit denen wir zusammenleben: in der Familie, in der Schulklasse, am Arbeits- oder Studienplatz. Auch im Wohnumfeld, in der Pfarrgemeinde oder im Verein erfahren wir von anderen, auch von ihren Sorgen.
Oft ist direkter Einsatz gefragt, um Probleme lösen zu helfen. Aber es braucht auch lokale Netzwerke und Institutionen, die solche spontane Solidarität unterstützen.
Vielerorts helfen vielerorts Angebote zum Perspektivwechsel: Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht besuchen die Brennpunkte, sie begleiten eine Zeitlang wohnungslose, arbeitslose, arme oder pflegebedürftige Menschen in ihrem Alltag. So lernen sie ihre Schwierigkeiten aus erster Hand kennen, erfahren mitunter von den Brüchen in ihrer Lebensgeschichte. Diese Sensibilisierung mündet oft in konkretes solidarisches Handeln. Und schon das Voneinander-Wissen ist ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Caritas unterstützt solidarisches Verhalten vor Ort, indem sie sich für die "Sozialraumorientierung" ihrer Arbeit entschieden hat. Das bedeutet: Die Menschen im Stadtteil oder in der Dorfgemeinde entwickeln selbst Vorstellungen und Maßnahmen für eine lebenswerte, solidarische Kommune. Die Caritas bringt sich mit ihren Hilfs- und Beratungsangeboten ebenso wie andere Wohlfahrtsverbände, die Kirchen, Vereine und Bildungseinrichtungen in diesen Sozialraum ein. Die Eckpunkte des Deutschen Caritasverbandes zur Sozialraumorientierung in der Caritasarbeit finden Sie hier.
Im ökumenischen Projekt "Kirche findet Stadt: Kirche als zivilgesellschaftlicher Akteur in sozial-kulturellen und sozial-ökologischen Netzwerken der Stadtentwicklung" arbeiteten evangelische und katholische Kirche mit ihren Wohlfahrtsverbänden Diakonie und Caritas an vielen Standorten im Bundesgebiet zusammen. Im Sinne der Sozialraumorientierung wirken sie gerade in benachteiligten Quartieren an Verbesserungen mit.