Inzwischen konnte er die Internistin Dr. med. Petra Stübler dafür gewinnen, ihn bei seinen Besuchen zu begleiten. Während Friedel Tonnen von Lebensmitteln an Familien in den Lagern mit Hilfe einheimischer Hilfskräfte verteilen konnte, bot die Ärztin ihre medizinische Hilfe an.
"Binnen kürzester Zeit bildeten sich lange Schlangen vor dem Behandlungszelt", berichtet Friedel. Mütter
und Väter brachten ihre kranken Kinder, fragten für sich selbst nach. Dr. Stübler diagnostizierte und besprach im Bedarfsfall das notwendige weitere medizinische Vorgehen. Sie konnte dabei auch Medikamente kostenlos verabreichen. Die Medikamente waren bei Apotheken vor Ort mit Spendenmitteln für die Auslandshilfe des Caritasverbandes gekauft worden, auch dank der großzügigen Spende Landsberger Abiturientinnen und Abiturienten, die erst kürzlich 2.500 Euro für die Auslandshilfe im Libanon gespendet hatten. Die Ärztin, die sich auch ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung als Integrationsbegleiterin der Caritas Mannheim engagiert, zahlte alle ihre Reisekosten selber, um Friedel bei seinen Besuchen in den Flüchtlingslagern begleiten zu können.
Vorwiegend musste Dr. Stübler Infektionskrankheiten, Hauterkrankungen sowie starke Erkältungskrankheiten mit Fieber behandeln. Bei einigen schweren Erkrankungen wie eine fortschreitende Krebserkrankung bzw. Diabetes im Endstadium stieß Dr. Stübler leider an ihre Grenzen. In den extremsten Fällen konnte die Ärztin nur eine Schmerztherapie anbieten und auch nur für einen Monat die Medikamentierung sicherstellen. Friedel schwärmt von Dr. Stübler. "In jedem Lager wartete eine schier endlose Schlange auf sie. Alle untersuchte - und wenn sie konnte - behandelte sie alle Patienten mit einer Engelsgeduld."
Sie kam aber nicht nur einmal in das jeweilige Lager. Nach zwei Tagen erschien sie wieder und überprüfte, ob es den Patienten schon besser ging oder sie weitere Hilfen in den Blick nehmen musste. Der Zwei-Tages-Rhythmus entsprach genau einem grundlegenden Prinzip, das Friedel bei seinen Hilfsaktionen stets einhält. "Nur so kann ich relativ gut sicherstellen, dass die geleistete Lebensmittelhilfe auch tatsächlich in der Familie bleibt, die sie von mir erhalten hat."
Unermessliche Dankbarkeit ist das, was Dr. Stübler und Friedel mit nach Hause nehmen. Die Flüchtlinge dort hätten ein nahezu unbegrenztes Vertrauen in die deutsche Medizin haben. "Doch sie kann leider nicht alles, erst recht nicht in den Lagern dort." "Es ist nicht immer einfach, das Leid dort mitzuerleben und gleichzeitig anzuerkennen, dass man so viele Menschen immer wieder ihrem Schicksal überlassen muss."
Friedel wird erneut in den Libanon reisen und erneut versuchen, im Auftrag der Caritas Menschen zumindest ein kleines Stück weit zu helfen.
Info zu Dr. Petra Stübler:
Sie wurde in Ulm geboren. Nach dem Abitur hat sie zunächst als Journalistin in Karlsruhe gearbeitet. Danach entschloss sie sich für eine Ausbildung als Krankenschwester. Medizin studierte sie in Heidelberg, Homburg/Saar und Mannheim sowie in den USA (university of Madison/Wisconsin). Sie ist Fachärztin für Innere Medizin mit den später erworbenen Zusatztiteln Psychotherapie und Ernährungsmedizin. Nach Jahren in verschiedenen Krankenhäusern hatte sie von 1999 bis 2014 eine Praxis als niedergelassene Ärztin in Mannheim. Seit 2014 arbeitet sie nur noch als Honorarärztin und ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung als Integrationsbegleiterin der Caritas Mannheim für syrische und libysche Flüchtlinge in Deutschland. Zwei Mal war sie schon zu ärztlichen Einsätzen in syrischen Flüchtlingslagern im Libanon. Des Weiteren finanziert sie als Privatperson ein Taxi-Kleinunternehmen eines jungen Ägypters in Hurghada, bezahlt aus eigener Tasche die Ausbildung für eine junge Kenianerin, die ich im Shelter der Caritas in Beirut kennengelernt habe. Dr. Petra Stübler wohnt seit vielen Jahren in Heidelberg, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.
Spendenkonto:
Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.
Spendenzweck: Flüchltinge Naher Osten
Bank: LIGA Bank eG - Regensburg
IBAN: DE11 7509 0300 0000 1000 30
SWIFT-BIC: GENODEF1M05