Im Wohnquartier der Zukunft - lokal ist sozial
Der demografische Wandel ist längst in vollem Gange, er wird im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen zunehmend spürbar. Für die Wohlfahrtsbranche heißt das: Die Hilfe und Versorgung für ältere, hilfsbedürftige Menschen muss stärker lokal verankert und koordiniert werden.
Wie könnte ein lebenswertes Zuhause für Menschen mit Hilfebedarf in Zukunft aussehen? Was versteht man unter nachhaltiger Altenhilfe? Welche Veränderungsprozesse sind damit für gemeinnützige Dienstleister verbunden? Wie müssend die politischen gestellt werden? Antworten auf diese Fragen sucht das Netzwerk SONG (Soziales neu gestalten), ein Zusammenschluss bundesdeutscher sozialer Akteure: Die Bank für Sozialwirtschaft, die Bertelsmann-Stiftung, die Bremer Heimstiftung, die CBT - Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft, das Evangelische Johanneswerk und die Stiftung Liebenau.
Kooperation macht´s möglich
Die künftige soziale Infrastruktur für die Einbindung, Teilhabe und Versorgung hilfsbedürftiger Menschen muss lokal verortet werden und darf dabei nicht zum Spielball spekulativer Investitionsinteressen verkommen. Für eine bedarfsgerechte Versorgung sollten die ambulante Pflege, teilstationäre Angebote, betreute Pflegewohngruppen, aber auch stationäre Einrichtungen wohnortnah organisiert sein und vernetzt arbeiten. Für die Entwicklung von Wohnangeboten ist eine enge Kooperation zwischen Wohlfahrtspflege, Wohnungsunternehmen, Kommunen und lokalen Initiativen erforderlich.
Teilhabe durch Wahl- und Mitwirkungsmöglichkeiten
Untersuchungen zeigen, dass viele ältere menschen den Wunsch haben, auch bei Hilfebedürftigkeit möglichst unabhängig und selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung zu leben. Für dieses Ziel müssen sich soziale Leistungen an den Kriterien Solidarität, Subsidiarität und am Sozialraum orientierten. Selbstbestimmung und Teilhabe für die hilfsbedürftigen Menschen werden vor allem dann realisierbar, wenn unter den Hilfsangeboten möglichst viel Wahlfreiheit besteht und die Möglichkeit zur Mitgestaltung individueller Hilfearrangements gegeben ist. Gefragt ist daher ein kreativer Hilfemix aus professionellen und freiwilligen/ehrenamtlichen Angeboten.
Aus der gerontologischen und sozialmedizinischen Forschung ist bekannt, dass etwa die Bereitschaft, längerfristig Pflegeaufgaben zu übernehmen, in hohem Maß zusammenhängt mit Entlastungsangeboten, Beratung und Unterstützung. Case-Management-basierte, also fallbezogene Handlungsansätze, haben sich hier bewährt.
Zudem werden Menschen nachweislich oft erst später oder gar nicht pflegebedürftig, wenn sie gebraucht werden, eine Aufgabe und Verantwortung übernehmen können. Darin liegt ein guter Teil des volkswirtschaftlich enormen - Mehrwehrts der generationenübergreifendden SONG-Wohnkonzepte. Diese soziale und ökonomische "Rendite" ermittelt das Netzwerk derzeit in Zusammenarbeit mit dem ZEW Mannheim (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) nach dem innovativen Ansatz "Social Return on Investment".
Um die solidarische Wahrnehmung von Sorgeaufgaben zu fördern, ist zunächst eine infrastrukturelle Absicherung von qualifizierter Unterstützung erforderlich. Darauf müssen sich die sozialstaatlichen Investitionen stärker als bisher beziehen. Die Impulse aus dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz sind gut, reichen aber nicht aus. Kommunalen Lösungen stehen sie zum Teil durch die dominante Stellung der Leistungsträger im Wege. Deren Angebote müssen deshalb stärker differenziert werden. Dadurch entstehen neue Wohnformen, und der Anteil ambulant erbrachter Leistungen steigt.
Der Auf- oder Ausbau einer stadtteilorientierten Vernetzungspolitik bedeutet für soziale Dienstleister einen Paradigmenwechsel. Die SONG-Projektpartner haben darum wissenschaftliche Begleitforschungen zu gemeinwesenorienterten Wohnprojekten in lokalen Quartieren in Auftrag gegeben: Dabei geht es um deren Potenziale, die Gestaltung von Welfare-Mixturen, ihren sozioökonomischen Mehrwert und um sozialrechtliche Rahmenbedingungen.
Mehr Infos: www.zukunft-quartier.de