Doch eine Einrichtung muss einiges dafür tun, damit Ehrenamtliche Keppelers Worte aus Überzeugung aussprechen können. In der Caritas-Begegnungsstätte St. Elisabeth der Ambulanten Krankenpflege Unterallgäu gGmbH in Ottobeuren scheint man zu wissen, wie dies geht.
Elke Kunze leitet die Caritas-Einrichtung in Ottobeuren. Sie spricht aus Prinzip nicht von „Ehrenamtlichen“. „Sie sind unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen“, betont sie. Hinter dieser Wertschätzung steht ein Anspruch, „nicht nur von uns als Einrichtung, sondern auch von allen, die sich bei uns für ältere Menschen einbringen.“ „Wir nehmen uns gegenseitig ernst, im Wissen, was unsere Erfahrungen, aber auch Fähigkeiten und Talente betrifft“, erklärt Kunze.
Der Anfang eines ehrenamtlichen Engagements für die Caritas-Tagesstätte in Ottobeuren sieht genauso aus wie anderswo auch. Kunze ist vor Ort gut vernetzt. Sie kennt viele Menschen über die Pfarrgemeinde oder den Sportverein. „Mundpropaganda“, so nennt sie ihr ständiges Werben für eine Mitarbeit in der Begegnungsstätte. Auch die „ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen“ sprechen Bekannte an.
Ein Ehrenamt muss passen. Für alle drei Beteiligten in diesem Fall. Für die sich engagierende Person, die Einrichtung und die alten Menschen, die die Begegnungsstätte aufsuchen. „Wir schauen uns also alles erst einmal an“, sagt Kunze. „Können wir miteinander, kann die Person mit alten Menschen umgehen, ist das, was wir hier so tun und tun müssen, das, was sie wirklich will?“ Um das herauszufinden, lädt die Begegnungsstätte zu einem Schnuppertag ein.
Warum sich ein Mensch auf ein Ehrenamt einlässt, dazu werden immer wieder verschiedene Gründe genannt. Die Frauen, die in Ottobeuren in der Caritas-Begegnungsstätte mitarbeiten, wollen jedenfalls etwas Sinnvolles tun, das ihnen auch Freude bereitet. Freude ist ein weiter Begriff. Einige sind froh, hier mitmachen zu können und dadurch aus ihrem Alleinsein nach dem Tod des Ehepartners herauszukommen. „Ich hab‘ seitdem viel Zeit“, sagt Eva Wiese. Andere wollten sich schon immer für andere Menschen einbringen. „Sie tun es auch aus ihrem christlichen Glauben heraus“, meint Kunze.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sind Kunze Gold wert, und sie zeigt es ihnen auch. „Jede von ihnen kann das in unsere Arbeit mit einbringen, was sie will und besonders gut tun kann. Und sie kann bestimmen, wann sie es tun will und wie lange“, erklärt Kunze ihr Grundprinzip. Die eine fotografiert gerne, die andere bastelt lieber, eine anderer wiederum „gartelt“ gerne im Kräutergarten, anderen macht es Spaß, aus den Tageszeitungen vorzulesen, andere singen gerne.
Zur Mitarbeit gehört es auch, den betreuten Gästen beim Essen zu helfen oder sie auch mal auf die Toilette zu begleiten. „Wenn sich aber jemand damit schwer tut, muss man es nicht tun. Das ist absolut okay, wenn ehrenamtliche Mitarbeiterinnen auch einmal ein klares Nein sprechen“, sagt Kunze. „
Alle sechs Wochen treffen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen mit den „Hauptamtlichen“, den Pflegefachkräften und der Leitung der Caritas-Begegnungsstätte. Christiane Kramer und Irene Knittel, die sich den Pflegedienst in der Begegnungsstätte teilen schätzen dieses Treffen sehr. Denn für beide ist klar: „Ohne unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wären wir aufgeschmissen“, sagt Kramer.
Diese regelmäßigen Treffen bieten mehrere Vorteile. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen können sich über ihre Arbeit und die älteren Gäste austauschen und ihre Ideen für die Tagesgestaltung oder die Planung von Ausflügen einbringen. „Dass wir uns darüber austauschen können, wo es gut läuft und wo es hapert“, ist Rita Jutz ganz wichtig. Carmen Spörer wirft ein, dass nicht jede mit jedem gleich gut auskomme, manchmal sich auch Spannungen aufbauen. „Die Leute sind unterschiedlich gut drauf.“ Das Treffen bietet ihr die Möglichkeit, ganz offen anzusprechen, was sie bewegt.
Ein ganz wichtiger Punkt bei diesen Treffen ist auch die „Dienstplanbesprechung“. Jeden Tag von Montag bis Freitag sind eine hauptamtliche und zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Dienst. „Wer kann wann da sein“ lautet die Frage, und es heißt nicht: „Dann sind Sie eingeteilt!“. Kramer und Knittel von der Caritas-Begegnungsstätte können sich dabei auf ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen verlassen. Jede weiß, dass sie mitarbeiten „muss“, nicht, weil man es anordnet, sondern weil jede will und weiß, dass es auf sie ankommt.
Acht bis zehn alte Frauen und Männer verbringen ihren Tag in der Tagespflege der Caritas-Begegnungsstätte. Das ist viel mehr als noch vor Jahren. Damals wurde nur ein halber Tag in der Woche angeboten. Die alten Menschen waren früher auch fitter, heute befinden sich unter den Gästen dementiell erkrankte ältere Menschen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ließen sich deshalb zur Demenzbegleiterin ausbilden.
„Das zeigt mir, dass sie alle sehr genau wissen, wie sehr es auf sie bei uns ankommt“, betont die Leiterin der Begegnungsstätte Kunze. „Ohne sie wäre unser Angebot schon aus finanzieller Sicht nicht mehr zu schulten.“ Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wissen das. Sie wissen es auch zu schätzen, dass man dies ihnen offen sagt und sie deshalb als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen in viele Entscheidungsprozesse mit einbindet.
Reich wird man damit nicht. Es gibt nur eine Aufwandsentschädigung von generell fünf Euro pro halben Tag. „Aber wir erleben so vieles, was mir unschätzbar wertvoll ist. Die alten Menschen erzählen uns aus ihrem Leben so viele spannende Dinge“, erzählt Gabi Keppeler. „Dinge, von denen wir ansonsten nie erfahren würden.“ Das ist einer von vielen Gründen, warum die Begegnungsstätte den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen so wertvoll geworden ist. „Sie ist nicht nur für die betreuten
Gäste ein Stück Heimat, ein Stück Familie geworden, sondern auch für uns“, sagen die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Gertrud Könis und Rita Jutz. „Es macht wirklich viel Spaß und tut uns gut“, fügen sie hinzu. Wer also mitmachen will, so ihre Überzeugung, kann nur gewinnen.
Info und Kontakt:
Elke Kunze
Ambulante Krankenpflege Unterallgäu gemeinnützige GmbH
Adelgundeweg 3
87724 Ottobeuren
Tel.:08332 92374-0
www.amb-krankenpflege-ottobeuren.de