Rund 800 Menschen mit Behinderungen feierten am Grab des Heiligen Ulrich ihren Wallfahrtsgottesdienst
Augsburg, 09.07.2019 (pca). Auf sie ist jedes Jahr Verlass. Wenn sie zum Heiligen Ulrich kommen und an seinem Grab den Wallfahrtsgottesdienst feiern, dann ist die Ulrichs-Basilika in Augsburg voll und es kommt immer wiedereine gute fröhliche Stimmung auf. Rund 800 Menschen mit Behinderungen aus den Einrichtungen, Werk- und Wohnstätten der Caritas, der Regens-Wagner-Stiftungen, des Dominikus-Ringeisenwerks, der Stiftung St. Johannes Schweinspoint, der Elisabethen-Stiftung sowie der Arche im Bistum Augsburg waren nach Augsburg gekommen.
Ihr Gottesdienst stand unter dem Motto "Wir wollen spüren, was Gott sagt". Die Verantwortlichen in der Seelsorge in den Einrichtungen haben bewusst das offizielle Motto "Wir wollen hören, was Gott sagt" für sich abgewandelt. "Denn viele können nicht hören, weil sie taub sind", so Christoph Hoffmann von der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH. Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg, der dem Gottesdienst vorstand, sagte in seiner Begrüßung, dass Gott den Anstoß zum Spüren gebe. "Er neigt sich uns zu und lässt uns ihn fühlen, damit wir ihn wie der Heilige Ulrich gut kennen lernen können".
Was es heißt, Gott zu hören, zu spüren und ihm eine Antwort zu geben, das zeigte die Tageslesung über die Berufung des Samuel im Alten Testament. Damit alle auch verstanden, was vorgelesen wurde, übersetzte nicht nur der Seelsorger für hörgeschädigte Menschen der Diözese Augsburg, Michael Geisberger, simultan die Gebärdensprache. Während ihr Gruppenleiter der Verpackungsgruppe Josef Vill die Lesung in Leichter Sprache vorlas, spielten Eddi Leis und Gertrud Fessler aus seiner Gruppe der Regens-Wagner-Werkstätten in Dillingen die Szenen nach. Hans-Jürgen Kern kam dabei die besondere Rolle zu, den Ruf Gottes an Samuel zu sprechen und damit Gott seine Stimme zu leihen. Ihr Hausseelsorger Stefan Schneid war nach dem Gottesdienst sichtlich stolz auf sein "Lesungsteam".
Gott zu hören, zu fühlen und zu spüren, das setze wie beim Samuel keine eigenen Aktivitäten voraus. Der Geistliche Direktor der Regens-Wagner-Stiftungen Rainer Remmele griff in seiner Predigt den Gedanken vom Diözesan-Caritasdirektor auf, der davon sprach, dass Gott sich den Menschen zuneige. Remmele: "Gott will, dass die Menschen spüren können, dass er sie lieb hat." Gott sage: "Ich bin bei Euch wie Deine Mama und Dein Papa, und ich vergesse Euch nicht, wie Eure Mama und Euer Papa Euch nicht vergessen." Gott wie der Heilige Ulrich spüren zu können, setze allerdings Stille und Ruhe voraus. Die Unruhe der Hektik und die vielen Dinge, mit denen der Mensch sich im Alltag beschäftigt, überlagere nämlich Gott, so dass man nichts mehr von ihm hören und ihn auch nicht spüren kann. "Gott kommt aber leise, zart und sanft." Um ihn spüren zu können, brauche es deshalb Ruhe und Stille "auch bei uns in unserem Herzen". Das ist Remmeles größter Wunsch nicht nur für die anwesenden Menschen mit Behinderungen, sondern für alle Menschen. Er ist sich nämlich sicher, "wenn wir Menschen uns die Stille gönnen, können wir Gott spüren lernen. Und dann werden wir mit Gott Hand in Hand den Himmel in die Welt bringen."
Ein Stück davon durften alle Gottesdienstbesucher mit Behinderungen und ihre Betreuerinnen und Betreuer nach der Heiligen Messe im Garten des Hauses St. Ulrich erleben. Ehrenamtliche der Pfarrgemeinde von St. Ulrich hatten Brotzeit für alle vorbereitet. Da folgten die Gäste der Regens-Wagner-Stiftungen gerne ihrem Seelsorger Stefan Schneid, als er rief: "Alle Dillinger geradeaus in den hinteren Garten."