Der Bus ist voll bepackt. 100 Weckmänner, 50 frisch gebackene Brötchen. Dazu Süßigkeiten und Getränke. Kakao und Apfelschorle beispielsweise. "Wir haben heute aber auch Cola und Schokolade im Gepäck. Was Besonderes zu Weihnachten", sagt Marie Laakmann. Zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Egging schließt sie die Heckklappe. Los geht’s. Erste Station ist der Klever Bahnhof.
Marie Laakmann und Katharina Egging verteilen Kakao und Weckmänner an Obdachlose im nördlichen Kreis Kleve. Erste Station ihrer Rundreise ist das Bahnhofsgelände in Kleve.Julia Lörcks
Marie Laakmann und Katharina Egging sind Mitarbeiterinnen der Caritas Kleve. Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sind sie mit ihrem Beratungsbus in Kleve, Kranenburg Emmerich am Rhein, Rees, Kalkar, Bedburg-Hau, Goch und Uedem unterwegs. Für Menschen, die es nicht zu einer Beratungsstelle schaffen. Für Obdachlose. Für Männer und Frauen, die wegen einer Sucht- oder einer psychischen Erkrankung von Obdachlosigkeit bedroht sind. Für Menschen ohne Ausweis und Krankenversicherung, die schon lange aus dem sozialen System sind. Unterstützt werden sie dabei von Michael Buil. Seit April 2024 ist er in der niederschwelligen aufsuchenden Wohnungsnotfallhilfe ehrenamtlich aktiv.
Die niederschwellige aufsuchende Wohnungsnotfallhilfe ist das Kümmerer-Projekt der Caritas Kleve im Rahmen der Landesinitiative "Endlich ein ZUHAUSE". Insgesamt setzt das Land Nordrhein-Westfalen, auch mit Fördermitteln der Europäischen Union, rund 15,66 Millionen Euro zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit ein. Im Kreis Kleve werden insgesamt drei Projekte von 2022 bis 2025 finanziell gefördert. "Eins davon ist unser Kümmerer-Projekt im nördlichen Kreis Kleve", sagt Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen, und ergänzt: "Aller Voraussicht nach soll es auch weitergeführt werden. Darüber freuen wir uns sehr."
Dass das Caritas-Projekt mit dem mobilen Beratungsbus bei den Menschen ankommt, belegen die Zahlen und Fakten. Im aktuellen Sachstandsbericht listen Marie Laakmann und Katharina Egging insgesamt 232 Personen und 186 Haushalte seit Projektbeginn auf. "Bisher konnten wir 50 Personen in 37 Haushalte in eine Wohnung vermitteln, bei 65 Menschen konnte eine Wohnungslosigkeit vermieden und bei zehn Haushalten konnten wir die bisherige Wohnung sichern", berichtet Marie Laakmann. Ein Fall ist ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben: "Ein 34-Jähriger, der sieben Jahre lang in Duisburg obdachlos war und durch eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt in Kleve nun hier ansässig geworden ist. Dieser Mann hat inzwischen ein WG-Zimmer und nimmt unsere Suchtberatung in Anspruch."
So weit sind die Menschen, die Marie Laakmann, Katharina Egging und Michael Buil an diesem Tag aufsuchen und eine kleine Freude machen, noch nicht. "Es ist oftmals ein langer Weg, dabei gehen uns auch Leute verloren", berichtet Katharina Egging. Sie hält derweil einen großen Karton mit Weckmännern in den Händen und sagt: "Frohe Weihnachten."
Info - Danke an die Bäckerei "Heicks & Teutenberg"
100 frische Weckmänner und 50 warme Brötchen: Marie Laakmann und Katharina Egging holen die Ware bei der Bäckerei „Heicks & Teutenberg“ in Kellen ab. Fachbereichsleiterin Rita Fergen nutzt die Gelegenheit, um sich bei Christian Heicks für die langjährige Kooperation zu bedanken.Julia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Bevor Marie Laakmann und Katharina Egging ihre Tour durch den Nordkreis starten, holen sie die Weckmänner bei der Bäckerei "Heicks & Teutenberg" in Kellen ab. Rita Fergen, Fachbereichsleiterin der Sozialen Hilfen beim Caritasverband, lässt es sich an dieser Stelle nicht nehmen und bedankt sich persönlich bei Christian Heicks für die langjährige Kooperation. So bekommt die Klever Caritas täglich Brot- und Kuchenspenden vom Vortag, die wiederum morgens im Kontaktcafé der Caritas an Bedürftige verteilt werden. Rita Fergen sagt dazu: "Mit dieser täglichen Spende leisten Sie einen enormen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Vielen Dank für dieses Engagement."