(Herxheim, 03. September 2016).Grauer Rauch wabert aus den Kellerfenstern ins Freie, schrill klingen Warntöne ans Ohr, Aufregung herrscht rund um das Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus in Herxheim. Punkt zehn Uhr geht der Alarm bei der örtlichen Feuerwehr ein - gemeinsam mit der Heim- und Schulleitung ist eine authentische Übung initiiert worden.
Das Wichtigste bei der ganzen Sache: Die Feuerwehr soll die Örtlichkeit kennen lernen, um im Ernstfall die direkten Wege zu nutzen. Laufkarten, die dafür an abgesprochener Stelle im Eingangsbereich des Schulgebäudes vorgehalten werden, sind dafür sehr dienlich und waren bei den Einsatzkräften rege in Gebrauch. Sie kamen nicht nur von der Herxheimer Wehr, sondern anderen Wachen in der Verbandsgemeinde rückten Feuerwehrleute an.
„In erster Linie dient diese Übung den Einsatzkräften selbst“, bekräftigt Karl Heinz Steck. Er ist der Brandschutzbeauftragte der Einrichtung und gemeinsam mit Marianne Bauer, Leiterin der Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung, sowie Helmut Reinhardt, Leiter des angrenzenden Caritas-Wohnheims, als Beobachter vor Ort. In allen Altenzentren und Förderzentren des Caritasverbandes Speyer werden solche Szenarien im großen Stil zwischendurch einmal umgesetzt, merkt Steck an. Eigeninitiativ würden außerdem immer mal wieder Räumungsübungen durchgeführt. Im Falle des Förderzentrums sollen die Menschen rechtzeitig lernen, wie sie sich im Alarmierungsfall verhalten müssen.
132 Schüler besuchen die Förderschule in der Bussereaustraße. Drei Klassen - insgesamt 24 Mädchen und Jungen also - sind als Statisten in die Übung eingebunden. „Sie sind im Vorfeld ganz klar instruiert worden, was sie zu tun haben", betont Steck. Ein Dreivierteljahr im voraus sei der Einsatz gemeinsam mit der Feuerwehr geplant worden. Jürgen Fink, der die Übungsleitung für die Wehren innehat, ist während des Einsatzes an vielen Stellen im Haus und um das Haus herum unterwegs.
Nach gut einer Stunde sind nahezu 130 Personen von Hilfsorganisationen zugange. Abgesehen von den Wehrleuten aus der Verbandsgemeinde ist der Rettungsdienst integriert. Das Zusammenspiel im konkreten Fall will erprobt sein. Erstversorgungsabschnitte werden außerhalb der Gefahrenzone eingerichtet, die Sammelstelle wird im benachbarten Wohnheim eingerichtet, in dem 196 Menschen im Alltag untergebracht sind.
„Die Feuerwehr Herxheim wird schnell feststellen, dass der Einsatz für sie alleine zu groß ist", hat Steck vorab bereits angekündigt. Die Ausgangslage: Im Keller des Hauses ist ein Brand ausgebrochen, parallel dazu die Panik in den Klassen. An alles haben die Planer dabei gedacht. Nicht nur der anhaltende Rauch ist zu sehen, auch Verletzte sind erkennbar. Ein Jugendlicher liegt nach dem „Sprung“ aus dem Fenster im Gras vor der Fluchtwegetreppe zur Straßenseite, eine junge Dame liegt mit Schädelfraktur im Hinterhof, ein weiteres „Opfer“ macht hustend auf sich aufmerksam. Aus einem Klassenzimmer werden vier weitere Personen von der Feuerwehr gerettet und zur Übergabe an die Sanitäter auf den Schulhof gebracht.
Mittlerweile hat eine Schulklasse das Gebäude über eine Brandschutztreppe verlassen. Die Feuerwehr ist den jungen Statisten behilflich und hebt sie vorsichtig über das Betonpodest herunter auf die Straße. Von dort aus geht es zielstrebig zur Sammelstelle.
Rund zwei Stunden dauert der Einsatz, der unter den Blicken vieler Zuschauer abläuft. Zur allgemeinen Manöverkritik ziehen sich alle zurück. Viele Einzelfälle in der großen Übung gibt es zu besprechen. Das erste Fazit: Die Übung habe für die Teilnehmer wichtige Lerneffekte gebracht, sowohl bei den Feuerwehrleuten und dem Rettungsdienst als auch bei den Verantwortlichen des Förderzentrums und den Schülern.
Herausgegeben vom Caritasverband für die Diözese Speyer
Text und Bild: Susanne Kühner