Worms. Ein Jahr ist es her, dass russische Truppen in die Ukraine einfielen. Seitdem haben unzählige Menschen das Land aus Angst vor Krieg und Terror verlassen, viele davon nach Deutschland. Der Caritasverband Worms begleitet diese Menschen in der Region von Anfang an mit verschiedenen Angeboten - ohne dabei andere Herkunftsgruppen aus dem Blick zu verlieren. Der Zuspruch ist groß.
"Uns als Caritasverband Worms war mit Beginn des Kriegs in der Ukraine klar, dass viele der Geflüchteten auch hier Hilfe bei der Caritas suchen würden. Denn Caritas ist weltweit und natürlich auch in der Ukraine bekannt", sagt Georg Bruckmeir, als Fachbereichsleiter Soziale Dienste 2 zuständig unter anderem für die verschiedenen Lebens- und die Migrationsberatungen des Caritasverbands Worms. "Wir haben sofort zusätzliche Angebote aufgebaut, damit wir nicht nur für die aus der Ukraine kommenden Hilfesuchenden erreichbar wurden, sondern dies auch für die bisherigen Zielgruppen bleiben konnten", so Bruckmeir. Die neuen Maßnahmen seien bewusst offen für unterschiedliche Herkunftsgruppen gestaltet worden, insbesondere die Angebote für Kinder. Dazu kamen spezielle Hilfen und Selbsthilfegruppen eigens für ukrainische Frauen und Familien.
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Rund 220 Menschen aus der Ukraine betreut die Fachstelle Migration und Integration Osthofen / Wonnegau aktuell - überwiegend Frauen und Kinder, aber auch ganze Familien. Von existenziellen Grundlagen wie Unterbringung und Sozialleistungen über Anträge bis hin zu Sprachkursen reichten die Hilfsgesuche; Gesetzesänderungen und der vom Land verhängte Aufnahmestopp für Flüchtlinge sorgten für zusätzliche Anfragen, fassen Alexandra Heinecker und Mary Pulber zusammen. "Es ist immer noch ein fortlaufender Prozess mit schwankendem Beratungsbedarf je nachdem, wo der Mensch gerade in seiner Lebenssituation steht und was von ihm gefordert wird", so die Beraterinnen in der Osthofener Migrationsfachstelle. Ihr großes Ziel in jedem Kontakt mit Geflüchteten: "Wir helfen den Menschen, sich wieder selbst helfen zu können und merken, dass sie immer noch Macht über die Gestaltung ihres eigene Lebens haben."
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Auch in der Wormser Kernstadt ist der Bedarf an Beratungen für Geflüchtete aus der Ukraine groß - und der Zuspruch wächst stetig, weiß Helene Degenstein-Lieberum. Die Beraterin aus dem Team der Allgemeinen Lebens- und Sozialberatung des Caritasverbands Worms ist wie Beata Juschak, die Koordinatorin der Ukraine-Hilfen im Caritasverband Worms oft erste Ansprechpartnerin für die hilfesuchenden Menschen. Viele kämen wöchentlich in die Beratung, andere nur einmal, wieder andere schickten nun weitere Familienangehörige, Nachbarn und Freunde ins CaritasCentrum St. Vinzenz. "Viele Menschen hatten schon vor Kriegsbeginn Anknüpfungspunkte in Worms und sind zunächst privat untergekommen", weiß Beata Juschak. "Trotzdem gab es insbesondere bei Behördengängen, Wohnungssuche, Arztsuche, Kinderbetreuung und Deutsch-Lernen große Unterstützungsbedarfe. Auch die von der Stadt Worms offiziell untergebrachten Flüchtlinge aus der Sammelunterkunft in der Turnhalle Horchheim und später in Wohngemeinschaften haben die gleichen Anliegen und nehmen unsere Angebote und Beratung in Anspruch."
Daher wolle der Caritasverband Worms seine Angebote aufrechterhalten und gegebenenfalls noch ausbauen. Wichtig sei, da sind sich Fachbereichsleiter Bruckmeir und die Beraterinnen einig, dass man dabei auch Geflüchtete aus anderen Kriegs- und Krisengebieten nicht aus dem Blick verliere. "Es haben sich Fragen und Zweifel an den ungleichen Vorgehensweisen und Behandlung zwischen Ukrainerinnen und anderen Geflüchteten ergeben", berichtet Alexandra Heinecker. "Merklich waren die anderen Menschen Geflüchtete zweiter Klasse. Denn 2015 gab es keine freien Bahnfahrten, keine kostenlosen Sim-Karten und andere Sonderangebote. Es ist für uns immer noch fraglich, warum jetzt erst die schon lange bestehende Massenzustromrichtlinie der EU umgesetzt wurde und nicht während anderer Kriege", so die erfahrene Beraterin. Daher sei es wichtig, sensibel und umsichtig bei der Gestaltung der Hilfsangebote umzugehen und sie auch für andere Nationalitäten offen zu halten, sagt Fachbereichsleiter Bruckmeir - wohl wissend, dass die Caritas in Worms eine wichtige Anlaufstelle für ganz unterschiedliche Menschen ist: "Für sie da zu sein und ihnen in einer sehr schwierigen Lebenssituation zu helfen, ist unser großer Auftrag."