Noemi Lo-Curto packt zu. Die 14-Jährige ist eine von 23 Teilnehmern beim Aktionstag „Berufsorientierung in der Altenpflege“ und verschafft sich gerade einen Überblick im Caritas-Altenzentrum St. Martha. Gerade hat sie flugs zwei Stühle herangeschafft für ein Bewohner-Ehepaar, jetzt sitzt Noemi neben selbigem und trainiert fleißig mit beim Angebot „Kraft und Balance“, inklusive Armhanteln ums Handgelenk. Einblicke in alle Facetten des Altenheim-Alltags sollen die Schüler erhalten.
Das Caritas-Altenzentrum St. Martha ist eine von insgesamt acht Einrichtungen, die sich an dem Aktionstag beteiligen. Leiterin Gudrun Wolter sieht das Engagement und das Interesse der Jugend mit Freude. Im Umkehrschluss sind die Einsatzkräfte der Schulen im Bereich Berufsorientierung froh, für ihre Schüler die Möglichkeit angeboten zu bekommen, Praxisnähe zu erleben.
„Ich finde es toll, dass alle Altenheime mitmachen und für die Attraktivität des Berufs werben“, betont Silke Fromm, die mit neun Mädchen und Jungen der Realschule plus Siedlungsschule unterwegs ist. Sie selbst war im Altenzentrum St. Martha als Krankenpflegerin tätig gewesen – die Erinnerungen holen Fromm ein. Dass die Schüler von dem Aktionstag sofort begeistert gewesen sind, stimmt die betreuende Kraft umso glücklicher.
Von der Integrierten Gesamtschule des Kolb-Schulzentrums sind Christian Matheis und Martin Reiß mit 15 interessierten Jugendlichen gekommen. „Wir haben speziell die angesprochen, die zur Arbeit im sozialen Bereich tendieren“, erklärt Reiß. Die Nachbereitung der Erfahrungen des praktischen Aktionstags ist für Matheis wesentlich.
Gemischte Gefühle haben die Teilnehmer in den vier Stunden, in denen sie durch die Einrichtungen touren. „Die Organisation an sich ist sehr gut“, lobt Anne-Marie Pilz (14). Während sie bereits ein Praktikum im Altenheim anstrebt, ist sich Klassenkameradin Diana Roth (15) noch unschlüssig. „Ich weiß nicht, ob ich diesen Beruf ausüben könnte. Noch kann ich es mir nicht vorstellen“, gibt sie zu. Dennoch verfolgt sie mit Interesse die verschiedenen Stationen, die Gudrun Wolter für die jungen Besucher vorbereitet hat. Für Emmely Rausch (15) ist der Besuch im Altenzentrum – wie für die meisten Schüler – Neuland. Allerdings macht auch sie deutlich: „Bürokauffrau wäre wohl eher etwas für mich.“
Begegnung mit alten Mensch eröffnet neue Erfahrungen
Anders sieht das Noemi Lo-Curto. Sehr berührt habe sie die Aussage einiger Senioren, die gesagt hätten: „Wenn die Pfleger kommen, geht für uns die Sonne auf.“ Kinderkrankenpflegerin habe Noemi eigentlich beruflich angepeilt, aber auch die Arbeit im Altenheim könne sie sich nach dem Einblick beim Aktionstag vorstellen.
Wie wichtig die Förderung der Beweglichkeit für die Senioren ist, wird an der ersten Station deutlich. „Kraft und Ballance“ – das heißt im Altenzentrum St. Martha Fußball spielen mit dem Gymnastikball im Sitzkreis, Übungen mit Gewichten an Händen und Fußgelenken und vieles mehr. Anderthalb Stunden, erfahren die Schüler, trainierten die alten Menschen regelmäßig unter Anleitung. Erstaunt sind die Schüler über die technischen Möglichkeiten, die das Umlagern der Leute vom Bett in den Rollstuhl erleichtern sollen. „Der Lifter erfordert natürlich einen größeren zeitlichen Aufwand, ist aber deutlich rückenschonender für uns“, erklärt Wohnbereichsleiterin Yvonne Maier-Hartung.
„In der Altenpflege ist es zunächst wichtig zu sagen: der Mensch wohnt hier“, macht Gudrun Wolter deutlich. Selbst einrichten und gestalten sollen die Bewohner ihre Zimmer. „Die Pflege, die sie brauchen, bekommen sie von uns zur Verfügung gestellt“, so die Leiterin von St. Martha. Wichtig seien der Erhalt der Selbstbestimmung und der Freiwilligkeitscharakter.
Wie bunt das Leben mit Demenz sein kann, sehen die Schüler im Foyer. Der Sinneswagen für Bettlägerige ist dort aufgebaut sowie vielfältiges Bastel- und Spielmaterial und Erinnerungskisten. Auch die Büroarbeit wird den Jugendlichen nicht vorenthalten.
„Wir haben alle zum Lachen gebracht“, freut sich Albina Rexhaj über die Reaktion der Bewohner auf den jungen Besuch. Ob die Altenpflege allerdings das Richtige für die 15-Jährige und ihre gleichaltrige Freundin Gledisa Xhakaj ist, weiß sie nicht. „Ich möchte anderen helfen und sie fröhlich machen“, sagt Albina und Gledisa ergänzt: „Deshalb könnte ich es nicht sehen, wenn alte Menschen leiden. Das geht mir zu sehr ans Herz.“ Noemi sieht nach wie vor die positiven Seiten der Pflege. „Etwas für die Leute tun zu können ist ganz toll – und wir werden ja auch einmal alt“, betont sie.
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Caritas-Altenzentrum St.
Martha
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