Zuhören ist das Wichtigste. Und das kann ich gut." So zurückhaltend erzählt Ruth Spiegel von ihrem 36 Jahre währenden Ehrenamt: Seit 1982 war sie als "Grüne Dame" bei der Christlichen Krankenhaushilfe im Klinikum Worms aktiv - lange Jahre immer donnerstags, seit fünf Jahren sogar donnerstags und samstags.
Nun ist sie 80 Jahre alt. Bei der Adventsfeier der Grünen Damen wurde sie in einem würdigen Rahmen verabschiedet. Mehr noch: Caritasdirektor Georg Diederich vom Caritasverband Worms überreichte ihr eine Dankesurkunde der Caritas in der Diözese Mainz und zeichnete sie mit dem Elisabethkreuz aus.
Das Elisabethkreuz ist die höchste Auszeichnung für ehrenamtlich engagierte Caritas-Mitarbeiter/innen und wird nach mindestens 20 Jahren ehrenamtlicher Arbeit für die Caritas verliehen. Das Elisabethkreuz ist zurückzuführen auf die Heilige Elisabeth von Thüringen. Es ist ein Symbol für die Hinwendung zum Menschen und ein Zeichen für vielfältige ermutigende Erfahrungen.
Leiterin der Grünen Damen ist Irmgard Offen. 32 Damen tun derzeit ihren Dienst in der Christlichen Krankenhaushilfe. Sie sind eingeteilt in Tagesteams und im Klinikum montags bis samstags Vormittags anzutreffen. "Wir werden sie alle vermissen", betonte die Leiterin in ihrer kurzen Ansprache. Besonders die Ruhe, freundliche Hilfsbereitschaft, die Toleranz und Erfahrung von Ruth Spiegel werde künftig fehlen, betonte sie.
© Brigitte Deiters
Menschliche Zuwendung in manchmal existenzieller Situation
In Grußworten würdigten auch Michael Kissel, Oberbürgermeister von Worms, und Brigitte Ahrens-Frieß, Pflegedirektorin des Klinikums Worms, den Einsatz der ehrenamtlichen Frauen. Sie schenkten den Patienten "menschliche Zuwendung in manchmal existenzieller Situation", so der Oberbürgermeister. Ärzte- und Pflegeteams leisteten ein "tollen Job", aber durch die Ehrenamtlichen kämen "ein nettes Wort der Fürsprache und des Zuhörens" zu den Patienten, die sich oft danach sehnten, dass ihre Hand gehalten und ihnen menschliche Wärme entgegengebracht werde. Die Grünen Damen, so Kissel weiter, seien eine wichtige Form des Miteinanders von Kirche und Stadt oder Staat.
"Wer einen Pflegeberuf lernt, möchte für Patienten da sein", betonte Pflegedirektorin Ahrens-Frieß. Da der Berufsalltag aber "immer schneller und dichter" werde, seien die Grünen Damen ein wichtiges Bindeglied in der Versorgungskette der Patienten. In Richtung Ruth Spiegel sagte auch sie: "Ich werde Sie vermissen!"
Caritasdirektor Diederich startete seine Würdigung von Ruth Spiegel und der anderen Ehrenamtlichen mit einer Geschichte von der Schöpfung: Gott habe zuerst Großzügigkeit geschaffen, er wollte bei allem Gutem "aus dem Vollen schöpfen". In den Grünen Damen zeige sich ebenfalls diese Großzügigkeit des "Gottes der Zuwendung."
"Sie sind da, wenn der nächste Schritt schwer fällt, wenn es mehr Fragen als Antworten gibt, wenn der Blick auf die Zukunft verstellt ist", heißt es in der Eläuterung zum Elisabethkreuz. "Gemeinsam mit Anderen verwirklichen Sie den diakonischen Auftrag unserer Kirche in der Begegnung mit den Menschen", heißt es im Text weiter.
Begonnen mit dem Engagement hat Ruth Spiegel, als ihre Kinder groß wurden und sie Zeit dafür hatte. Inzwischen ist sie verwitwet und hat weiterhin Zeit. "Es hat mir großen Spaß gemacht, und es hat auch mir viel Gutes gebracht", sagt sie über die vergangenen 36 Jahre. Manchmal hat sie mit den Patienten Witze gemacht, oft Erledigungen für sie übernommen, viel zugehört, denn: "Wenn Menschen krank sind, denken sie oft besonders an das, was sie loswerden wollen. Da ist es gut, dass sie uns nicht kennen, und dass wir verschwiegen sind"; sagt sie. Und vor allem: "Ich bin sehr zufrieden, weil es mir selbst gut geht!"
Als "Zeugnis christlicher Nächstenliebe" wird ihr Engagement bewertet. Damit will Ruth Spiegel auch nicht aufhören, nur, weil sie jetzt 80 Jahre alt ist: "Ich gehe künftig zum Mithelfen ins Altersheim. Da kann ich auch noch viel Gutes tun", schaut sie zuversichtlich nach vorne.