2011 ist das Europäische Jahr der Freiwilligen-Tätigkeit. Das Freiwilligen-Zentrum der Caritas in Geldern und das niederländische Pendant der Organisation wel.kom in Venlo besuchen sich daher gegenseitig, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Ehrenamtsarbeit beider Länder zu entdecken und voneinander zu lernen. Zunächst besuchten Helma van der Leeuw und Toos van Wijlik- Donders aus Venlo zusammen mit einigen Ehrenamtlichen die Kollegen vom Freiwilligen-Zentrum im Südkreis Kleve.
Dabei stellte sich heraus, dass das ehrenamtliche Engagement in beiden Ländern im europäischen Vergleich relativ hoch ist. In Deutschland sind rund 36 Prozent aller Erwachsenen ehrenamtlich tätig, in den Niederlanden sogar 44 Prozent. Ähnlich sind auch die Bereiche, in denen sich die Menschen diesseits und jenseits der Grenze engagieren. Der größte Sektor für freiwilliges Engagement ist der Sport, gefolgt von den Bereichen Soziales/Kirche, sowie Schule/Erziehung, Pflege/Seniorenbegleitung und Kultur.
Sehr unterschiedlich ist dagegen die soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Ehrenamts in beiden Ländern. Der ökonomische Wert der ehrenamtlich geleisteten Arbeit in Deutschland entspricht etwa 1 bis 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. In den Niederlanden leisten Ehrenamtliche dagegen bis zu 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Auch die gesellschaftliche und politische Anerkennung für das Ehrenamt ist in den Niederlanden deutlich größer. So gibt es einmal jährlich einen „Tag des Ehrenamtes“, an dem ehrenamtlich Engagierten gedankt wird. Auch ist es in den Niederlanden üblich, dass sich erwerbslose Menschen ehrenamtlich engagieren, um sich auf diese Weise wieder für den ersten Arbeitsmarkt weiter zu qualifizieren.
Während in Deutschland die Freiwilligen-Arbeit meist von Wohlfahrtsverbänden in Form von Freiwilligen-Zentren organisiert wird, ist dies in den Niederlanden Aufgabe der Kommunalverwaltung, die auch in größerem Maße finanzielle Mittel für die Ehrenamts-Förderung bereitstellt.
„Der Austausch mit den niederländischen Kollegen ist eine echte Bereicherung für unsere Arbeit, hat uns aber auch aufhorchen lassen“, sagte Ernst Heien vom Freiwilligen-Zentrum der Caritas in Geldern. „Obwohl sich in beiden Ländern prozentual ähnlich viele Menschen ehrenamtlich engagieren, ist die gesellschaftliche Bedeutung des Ehrenamtes in den Niederlanden deutlich höher.“ Das Beispiel der Niederlande zeige, wie ehrenamtliche Arbeit durch mehr ideelle und finanzielle Förderung seitens der Politik deutlich wirkungsvoller werden könne. „Da sind uns die niederländischen Nachbarn um einiges voraus“, ergänzte Gudrun Blumenkemper, ebenfalls vom Freiwilligen-Zentrum in Geldern.
Der Gegenbesuch in Venlo wird am Mittwoch, 12. Oktober, stattfinden, wo sich 13 engagierte Menschen aus dem Südkreis Kleve Organisationen und Ehrenamtsarbeit ansehen werden.
Hintergrund zum Europäischen Jahr 2011 der Freiwilligentätigkeit:
Das Europäische Jahr 2011 der Freiwilligentätigkeit will das freiwillige Engagement in der Europäischen Union auf die politische Agenda bringen. Freiwilligentätigkeit wird als gelebte Bürgerbeteiligung betrachtet, die gemeinsame europäische Werte wie Solidarität und sozialen Zusammenhalt stärkt. Ziel des Europäischen Jahres ist es, die Freiwilligentätigkeit zu fördern, Freiwilligenorganisationen zu stärken und ehrenamtliches Engagement stärker zu honorieren. Zudem sollen die Bürgerinnen und Bürger für den Wert der Freiwilligentätigkeit sensibilisiert werden.