Düren/Kreuzau. Eine Woche vor dem internationalen Tag der Pflege am 12. Mai besuchte die Bundestagsabgeordnete und examinierte Altenpflegefachkraft Claudia Moll die Caritas-Pflegeeinrichtung St. Andreas im Wohnpark Friedenau in Kreuzau. Claudia Moll ist seit Januar 2022 auch Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung.
Gemeinsam mit dem stellvertretendem Landrat Max Dichant diskutierte sie mit Caritasvorstand Marcus Mauel über die aktuellen Herausforderungen in der Pflege. Mit dabei waren weitere Beschäftigte der Caritas aus der Praxis, wie der Hausleiter und die Pflegedienstleiterin von St. Andreas sowie, für die Fachbereichsleitung "Wohnen im Alter" des Caritasverbandes, Nina Schruff.
Alle waren sich schnell einig, dass man die Pflegekräfte und ihre Arbeit mehr wertschätzen sollte, insbesondere in Lichte des Aktionstages für die Pflege. Dazu gehöre auch, diesen schönen Beruf nicht schlecht zu reden und auch das Narrativ positiv zu verändern, das oftmals auch bei Statements von Politikern und Funktionären häufig nur die problematischen Seiten betone: "Ein mangelhaftes Selbstbewusstsein von professionell Pflegenden ist hier unangebracht", so Mauel. "Es ist ein vielschichtiger Beruf, dem eine hochqualifizierende Ausbildung vorgeschaltet ist und der zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zum Hochschulstudium bietet."
Insbesondere über die Erfahrungen mit der neuen, so genannten generalistischen Pflegeausbildung für alle Pflegeberufe konnte man sich im Detail austauschen. Alle Expertinnen und Experten in der Runde sahen hier noch strukturellen Verbesserungsbedarf. "Neben unseren hochqualifizierten Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern, die mit einem Staatsexamen abschließen, sollte man auch den Karriereweg für Pflegehelfer einfacher manchen", ist Mauel überzeugt. "Warum bauen wir in Deutschland nach wie vor unnötige formale Hürden für Menschen auf, die ihre Qualifikation für den Beruf anderweitig unter Beweis stellen könnten und die wir in der Praxis dringend brauchen?"
"Zu verbesserten Arbeitsbedingungen gehört jedoch auch, dass man die bürokratischen Hürden im Pflegealltag abbaut. Viele Vorschriften, wie die Pflegedokumentation, sind geprägt von einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber den Pflegenden. Das kann und darf so nicht bleiben. Die schwere, aber auch sehr schöne Arbeit in der Pflege ist deutlich besser als ihr Ruf und sollte nicht durch eine Überbürokratisierung zusätzlich erschwert werden", so ein Fazit von Max Dichant nach dem Termin am 5. Mai vor Ort.
Flexibilität forderten die Caritas-Fachleute auch bei den Arbeitszeiten und Einsatzmodellen in der Pflege: "Manche Vorschriften verhindern, dass wir einige hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in Vollzeit beschäftigen können; das ist absurd", so Mauel.
Der Caritasverband geht hier voran und plant für seine neue Pflegeeinrichtung St. Katharina in Kreuzau ein intelligenteres, flexibleres Einsatzmodell für die unterschiedlichen Berufsgruppen, beispielsweise in den Wohnbereichen eines Altenzentrums." Zudem entwickeln wir gerade einen "Caritas-Flexpool" für Pflegekräfte, um noch mehr Menschen mit flexiblen, individuellen Arbeitszeitkonzepten für die Pflege gewinnen zu können, so Nina Schruff.
Die Pflegebevollmächtigte Claudia Moll kennt die Probleme aus der eigenen Berufserfahrung genau und zeigte sich an den Konzepten der regionalen Caritas sehr interessiert. Man vereinbarte auch in Zukunft im direkten Austausch zu bleiben und sich über aktuelle Entwicklungen in der Pflegepolitik auszutauschen.