Der Deutsche Caritasverband, Deutschlands größter Wohlfahrtsverband, stärkt in zunehmend herausfordernden Zeiten seine Strukturen. Die ca. 150 Delegierten des Verbandes haben am Donnerstag eine neue Satzung verabschiedet. Diese verschafft der Caritas mit über 6.000 Trägern und 25.000 Einrichtungen eine bessere, zeitgemäße und die Realität der Wohlfahrtslandschaft widerspiegelnde Kontroll- und Steuerungsstruktur.
"In einem Umfeld, in dem Krisen das neue Normal zu sein scheinen, müssen wir, die Feuerlöscher des Sozialen, im Stande sein, schnell und koordiniert zu reagieren. Die neue Satzung unterstützt diesen Anspruch, indem sie den überdiözesan tätigen großen Trägern eine eigene Vertretung gibt und das Zusammenwirken von Vorstand und seinem Aufsichtsorgan, dem Caritasrat, modernen Governance-Vorstellungen entsprechend konturiert", kommentiert Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.
Große Träger stärker vertreten
In Zukunft wird der 30-köpfige Caritasrat alle Mitglieder des Vorstandes des Deutschen Caritasverbandes, inklusive die Präsidentin oder den Präsidenten, wählen. Bisher wurde Letztere_r von der Delegiertenversammlung gewählt. Zudem wird die Mitwirkung der Ortsebene aufgewertet.
Ein anderes wesentliches Element der neuen Satzung ist die stärkere Repräsentation von großen, überregional-tätigen Trägern mit über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Entscheidungsgremien des Verbandes. Diese Entwicklung zollt den Veränderungsprozessen in der Trägerlandschaft Tribut. Katholische Krankenhäuser und Einrichtungen der Eingliederungshilfe sind heute nur noch selten in Trägerschaft von Pfarrgemeinden und kleinen Ordensgemeinschaften, oft werden sie von Stiftungen, gGmbHs oder anderen Gesellschaften geführt, in denen Knowhow standortübergreifend gebündelt wird.
Die Caritas-Präsidentin machte auf der Delegiertenversammlung klar, wie stark die Wohlfahrtspflege gerade beansprucht sei. "Unsere Einrichtungen und Dienste sind gemeinsam mit denen der anderen Wohlfahrtsverbände Knotenpunkte des sozialen Netzes", so Welskop-Deffaa. Und dieses soziale Netz sei in besonderer Art und Weise gefordert von zahlreichen Krisenlagen, in Deutschland und international.
"Wir reden und beten, aber wir handeln auch"
Die Delegiertenversammlung, bei der alle Ebenen des Verbandes vertreten sind, tagt dieses Jahr in München. In einem Pontifikalamt im Münchner Liebfrauendom stellte Kardinal Reinhard Marx fest: "Die Kirche Jesu gibt es nicht ohne die Caritas".
Caritas sei ein "Tu-Wort", würdigte seinerseits Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg und Vorsitzender der Caritas-Kommission der Deutschen Bischofskommission, in seiner Ansprache auf der Delegiertenversammlung. 125 Jahre nach seiner Gründung habe sich der Verband mit seiner nationalen und internationalen Arbeit als wichtige Garantin der Lebensperspektiven von Menschen in Not bewährt. Das gelte für das Engagement für den Klimaschutz ebenso wie für den Beitrag der Caritas zum sozialen Frieden.
Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, lobte die 700.000 hauptamtlichen und mehrere Hunderttausende ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas dafür, dass sie mit ihrer Arbeit einen "Erfahrungs- und Kenntnisort schaffen für die Botschaft Jesu Christi". Maßgeblich durch den Einsatz der Caritas werde für alle klar, was Kirche leiste, nämlich: "Wir reden und beten, aber wir handeln auch."