Fachkräftebedarf und Zuwanderung in die Region Lausitz
Eine große Herausforderung in diesen Wochen und Monaten ist die hohe Anzahl von Flüchtlingen, die zu uns kommen. Deutschland steht vor der Aufgabe, diesen Menschen das Recht auf Asyl zu gewährleisten.
Die Lausitz ist auf Zuwanderung angewiesen. Die starke Abwanderung junger Menschen in den 90er-Jahren des letzten und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts kennzeichnet die demografische Situation in der Lausitz. Grund für die Abwanderung war die Deindustrialisierung der 90er-Jahre in der Lausitz. Ihre Einwohnerzahl betrug 1990 noch 1,4 Millionen. Im Jahr 2010 waren es 1,1 Millionen und für 2030 werden mit den heutigen Basiszahlen 870.000 Einwohner(innen) vorausgesagt. Im Jahr 2030 werden gegenüber 2010 36 Prozent weniger Einwohner(innen) im erwerbsfähigen Alter in der Lausitz leben.
Eine Studie zum Fachkräftebedarf in der Region bezog auch die Zahl der Schulabgänger mit ein: Zwischen 2015 und 2025 wird diese Zahl demnach konstant bei circa 44.500 liegen, der Abgang von Erwerbstätigen jedoch von 57.950 auf 65.700 in diesem Zeitraum ansteigen. Die Analyse zeigt, dass der Rückgang an Erwerbstätigen durch die Schulabgänger zukünftig immer weniger aufgefüllt werden kann.
Menschen aus vielen Ländern dieser Welt sind unterwegs zu uns, mit Unterschieden in Kultur, Sprache, Religion und Berufsqualifizierung. Es ist falsch, diese Unterschiede kleinzureden. Andererseits darf es auch nicht sein, dass "soziales Kapital" unbeachtet bleibt. Eine zentrale Frage: Wird es in der Lausitz-Region gelingen, den Bedarf an Fachkräften und die Zuwanderung in ein konstruktives Verhältnis zu bringen? Was brauchen wir dazu?
Die Frage könnte auch so gestellt werden: Was brauchen die Migrant(inn)en, die in der Lausitz ankommen? Die Menschen brauchen Offenheit und die Unterstützung in alltäglichen Fragen von Bildung, Gesundheitsversorgung und Integration in den Arbeitsmarkt. In vielen Orten der Lausitz sind Integrationsnetzwerke entstanden oder befinden sich im Aufbau. Ohne eine interkulturelle Öffnung von Betrieben und Institutionen wird eine Integration nicht gelingen.
Was sind die Aufgaben der Caritas?
Der Caritasverband der Diözese Görlitz engagiert sich seit 2009 im Xenos-Projekt "Bleib-Net Brandenburg". Das ist ein ESF-Bundesprogramm zur Unterstützung von Bleibeberechtigten und Flüchtlingen mit Zugang zum Arbeitsmarkt. Im Verlauf des Projektes wurden ein Netzwerk aufgebaut und Kooperationen abgeschlossen mit der Agentur für Arbeit in Cottbus. Weiterhin wurden Arbeitskontakte zu Betrieben und Unternehmen aufgebaut und somit auch zur "Wirtschaftsinitiative Lausitz".
Wichtig ist die Berufsorientierung für alle Zielgruppen, ob für Schüler(innen) oder Migrant(inn)en. In den Betrieben müssen Berufspraktika angeboten werden. Im Sinne der Berufsorientierung sind diese notwendig: Nur durch die Entwicklung von konkreten Angeboten können Erfahrungen gesammelt werden. Für die Caritas steht fest: Die Kooperation mit Betrieben muss ausgebaut werden. Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist ein Schlüssel für gelingende Integration.
Bei den Diskussionen im Rahmen der Kooperation wurde deutlich, dass durch den demografischen Wandel das Thema Fachkräftebedarf und Zuwanderung nur durch die Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren vor Ort zu lösen ist. Leider ist bei einigen Unternehmen dafür noch kein Problembewusstsein vorhanden. Deshalb ist es so wichtig, dass die Unternehmen, Universitäten, Berufsakademien, Ausbildungsverbände und die Wohlfahrtsverbände gemeinsam nach Lösungswegen suchen.
Dieser leicht gekürzte Artikel erschien im Original in der Beilage der neuen caritas "Migration und Integration Info", Ausgabe 4/2015: Demografischer Wandel und Migration.