Kommunen müssen für benachteiligte Stadt- und Ortsteile integrierte Entwicklungskonzepte sowie Maßnahmen der sozialen Stadtentwicklung durchführen und eine familienfreundliche und altersgerechte Infrastrukturen bereitstellen. Dafür brauchen Kommunen eine starke staatliche Förderung.
Für Familien mit niedrigem Einkommen müssen ausreichend große, bezahlbare und vom Standard angemessene Wohnungen am Markt verfügbar sein. Eine gezielte Wohnungsbaupolitik der öffentlichen und kirchlichen Wohnungsbaugesellschaften muss der zunehmenden Trennung zwischen der zugewanderten und einheimischen Bevölkerung entgegenwirken.
Die Caritas fordert:- Eine integrierte Stadtentwicklung, wie sie das Programm Soziale Stadt vorsieht, begegnet den städtebaulichen, wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Herausforderungen vor Ort mit integrierten, bereichsübergreifenden Handlungsstrategien. Dieses Programm muss verbreitert und zum Standard werden, insbesondere in belasteten Stadtteilen und Sozialräumen.
- Bei der öffentlichen Förderung müssen Wohnungen bevorzugt werden, die eine Nutzungsvielfalt des Wohnraums ermöglichen, damit sie für verschiedene Familienphasen geeignet sind und auch das Zusammenwohnen mehrere Generationen ermöglichen.
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Faktenblatt zur Sozialen Stadtentwicklung und Sozialraumorientierung
Das Wohnumfeld prägt den Alltag von Eltern und Kindern. Es kann Freundschaften und Nachbarschaftshilfe befördern oder behindern; es kann die Bereitschaft zum Engagement steigern oder den Rückzug ins Private bewirken. Stadtteile können attraktive Lebensräume sein oder Notlösungen, in denen nur jene bleiben, die sich keine anderen Wohnungen leisten können. So leben beispielsweise in Stadtteilen mit einem höheren Anteil an gefördertem Wohnungsbau, altem Baubestand und/oder (Groß)-Wohnsiedlungen überdurchschnittlich viele alleinerziehende Familien oder Familien mit Migrationshintergrund.
Städtebaulich Solidarität fördern statt Anonymität
In benachteiligten oder belasteten Nachbarschaften gibt es für Familien keine guten Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen, Leben und Arbeiten. Sie haben meist geringere Chancen auf Unterstützung durch Nachbarschaftshilfe, soziale Netze oder die öffentliche Infrastruktur.
In dünn besiedelten ländlichen Räumen wiederum leiden Familien häufig unter mangelhaften Einkaufsmöglichkeiten oder einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, was durch nachbarschaftliche Unterstützung nur teilweise aufgefangen werden kann. Das schränkt nicht nur Familien mit Kindern ein, sondern auch alte oder behinderte Menschen.
Die Kommunen haben die Aufgabe, Stadtteile zu einem attraktiven Lebensraum für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu machen. Wichtig ist die Qualität der Wohnungen, die gute Erreichbarkeit von Kindergärten, Schulen, Ärzten, Geschäften, und eine guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Nachbarschaftszentren, Mehrgenerationenwohnen, eine aktive Quartiersarbeit, zentrale Plätze, an denen es Beratungs- und Bildungsangebote gibt und wo sich die Nationen und Generationen eines Stadtteils kennen lernen. Diese Angebote machen einen Stadtteil attraktiv, weil sie die Anonymität senken, die Solidarität der Bewohner fördern und diese mit ihrem Wohnort verbinden.
Die Caritas setzt sich in vielen Arbeitsfeldern dafür ein, die Situation von Familien in belasteten Lebenslagen und Lebensorten zu verbessern. Ihre Angebote sind so konzipiert, dass sie einfach zu erreichen sind (Niederschwelligkeit). Die professionelle Unterstützung hat das Ziel, den Betroffenen wieder die Verantwortung für die Gestaltung ihres Gemeinwesens und die Durchsetzung ihrer Interessen zu übertragen, ihre Fähigkeiten und Stärken zu entdecken, ihnen das Gefühl der Einflusslosigkeit zu nehmen und sie zu Autonomie und Selbstbestimmung zu befähigen (Empowerment).
Die Caritas arbeitet mit unterschiedlichen Akteuren vor Ort zusammen, vernetzt und beteiligt sich an der Umsetzung integrierter Handlungsstrategien. Dies geschieht in ländlichen Regionen ebenso wie im Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. Sie fördert die Sozialraumorientierung der Dienste und Einrichtungen und die Kooperation und Vernetzung mit allen anderen kirchlichen Akteuren vor Ort – insbesondere mit den Pfarrgemeinden und deren Netzwerken von Ehrenamtlichen. Die Erfahrungen, Kompetenzen und Potentiale dieser Beteiligten zusammen mit den Ortsansässigen helfen dabei, die Lebensqualität von Familien im Gemeinwesen zu verbessern. So entwickeln sich beispielsweise Kindergärten, Altenheime, Mehrgenerationenhäuser, Caritaszentren und Gemeindehäuser zu Orten der Begegnung, des Engagements und des Empowerments. Diese Zentren fördern nachbarschaftliche Beziehungen und regen zur gegenseitigen Hilfe an. Die Caritas will vor Ort noch stärker kirchliche Wohnungsgenossenschaften und kirchliche Institutionen überzeugen, Wohnungen in kirchlichem Eigentum für Familien mit geringem Einkommen zur Verfügung zu stellen.