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Auswertung
Auf Basis einer Cluster-Analyse wurden unter der Einbeziehung von 17 demografischen und soziostrukturellen Einflussfaktoren des Fachbereichs Migration/Integration fünf Cluster identifiziert, die die regional variierenden Problemlagen typisieren.
Die räumliche Verteilung der Cluster für den Fachbereich Migration/Integration ist relativ deutlich abgegrenzt. Die Cluster 1 und 2 vereinen nahezu alle kreisfreien Städte und einige wenige Landkreise der alten Bundesländer sowie Berlin und Leipzig. Sie weisen jeweils einen relativ hohen Migrantenanteil auf; dabei herrscht in den Städten des Clusters 1 ein schwächeres sozioökonomisches Klima als in denen des Clusters 2. In den Clustern 3 und 4 finden sich die meisten westdeutschen Landkreise. Erneut unterscheiden sie sich hauptsächlich - wie in ihrer Bezeichnung festgehalten - durch ihre Werte bei der Komponente "Wirtschaftslage". In das Cluster 5 fallen alle weiteren Kreise der neuen Bundesländer.
Das Cluster 1 umfasst mit 70 Kreisen vor allem urbane Zentren. Mit 24,2 Millionen Einwohnern leben in keinem anderen Cluster mehr Menschen und auch die Bevölkerungsdichte ist mit 1588 Einwohnern je Quadratkilometer mit Abstand die höchste aller Cluster.
Typisch für urbane Zentren ist der hohe Migrantenanteil von durchschnittlich 28 Prozent. In den nächsten Jahren werden die Migrantenanteile weiter steigen, da Migranten im Schnitt jünger und damit häufiger im Familiengründungsalter sind. In der Generation der selbst Zugewanderten liegen bei einigen Migrantengruppen zudem die Geburtenraten etwas höher als im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung - ein Unterschied, der sich in der zweiten und dritten Migrantengeneration jedoch auflöst. Schließlich fällt der Wanderungssaldo der Ausländer in diesem Cluster mit sechs Zuwanderern je 1000 Einwohner relativ hoch aus. Das gilt auch für den Gesamtwanderungssaldo, der 2012 ebenfalls bei sechs Zuwanderern je 1000 Einwohner lag (vgl. Abb. 8, S. 28 oben).
Somit schrumpft und altert die Bevölkerung etwas langsamer. Allerdings wird die Zuwanderung nicht ausreichen, um den demografischen Wandel abzuwenden. Die Bevölkerungsvorausberechnungen bis 2030 fallen für das Cluster 1 leicht negativ aus (-3 Prozent). Wie in den anderen Clustern auch wird die Bevölkerung in der mittleren Altersgruppe der 20- bis unter 60-Jährigen am stärksten abnehmen, gefolgt von einem leichten Rückgang in der Altersgruppe der unter 20-Jährigen. Doch fallen diese Verluste in absoluten Zahlen betrachtet im Vergleich zu den anderen Clustern moderat aus (vgl. Abb. 9, S. 28 unten).
Der hohe Migrantenanteil in der Gesamtbevölkerung führt zu einem hohen und steigenden Anteil ausländischer Kinder bei allen hier betrachteten Indikatoren zur Bildungsteilhabe: in Tageseinrichtungen, an Gymnasien und in Förderschulen. Studien bestätigen immer wieder, dass es Kinder aus bildungsfernen Haushalten, mit arbeitslosen Eltern oder mit Migrationshintergrund besonders schwer haben, einen sozialen Aufstieg über Bildung zu schaffen. Dies zeigt auch die hohe Arbeitslosenquote unter den Ausländern (19 Prozent), die die der Deutschen um das 2,5-Fache übersteigt (vgl. Abb. 10, S. 30). Zudem weist das Cluster 1 mit 2,9 Prozent den im Vergleich höchsten Anteil von Ausländern auf, die Leistungen zur Grundsicherung beziehen (Mittelwert aller Kreise: 1,7 Prozent). Hier zeigt sich, dass Ausländer in urbanen Zentren besonders häufig von prekären Lebenslagen betroffen sind.
Die im Schnitt wirtschaftlich angespannte Lage – selbst in prosperierenden Großstädten – der Kreise im Cluster 1 zeigt sich in allen ökonomischen Indikatoren. Die kommunalen Schulden sind dreimal so hoch und die Steuereinnahmen wie auch die Einkommen der privaten Haushalte sind deutlich niedriger als zum Beispiel im Cluster 2.
Es handelt sich vorwiegend um kleinere kreisfreie Städte und Landkreise in den Umlandregionen von Ballungszentren. Sie liegen überwiegend in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Insgesamt fällt die Einwohnerzahl in diesem Cluster mit 12,9 Millionen Menschen nur halb so groß aus wie im Cluster 1, und auch die Bevölkerungsdichte ist mit 680 Einwohnern je Quadratkilometer deutlich geringer.
Die Kreise des Clusters 1 weisen im Zeitraum von 2003 bis 2013 im Schnitt ein Bevölkerungswachstum von 0,9 Prozent auf und wachsen somit als einziges Cluster. Bis 2030 gehen die Bevölkerungsvorausberechnungen sogar von einem Zuwachs um 1,9 Prozent aus. Dies liegt vor allem an den hohen Wanderungsgewinnen beziehungsweise dem hohen positiven Wanderungssaldo der Ausländer (vgl. Abb. 8, S. 28). Zwar wird auch in Cluster 2 das Wachstum hauptsächlich in der Altersgruppe der über 59-Jährigen stattfinden, doch die jüngeren Altersgruppen halten sich ebenfalls relativ stabil (vgl. Abb. 9, S. 28). Mit ihnen wächst auch der Anteil der Migranten. Der Wanderungssaldo von Ausländern ist in diesem Cluster am stärksten ausgeprägt. Schon heute hat im Durchschnitt des Clusters jeder Vierte einen Migrationshintergrund – bei den unter 20-Jährigen sogar jeder Dritte.
Angesichts dieser Bevölkerungsentwicklung wiegt die sich abzeichnende mangelnde Teilhabe der Menschen mit Migrationshintergrund umso schwerer. In der mittleren Altersgruppe ist die Arbeitslosenquote der Ausländer mit zehn Prozent zwar relativ niedrig, aber sie fällt um das 2,5-Fache höher aus als bei den Deutschen. Auch der Anteil der Förderschüler unter den ausländischen Kindern fällt im Vergleich zu dem Förderschüleranteil bei deutschen Kindern mit am höchsten aus (vgl. Abb. 10, oben). Hingegen beläuft sich der Anteil der ausländischen Kinder an Gymnasien nur auf knapp vier Prozent. Diese Ergebnisse deuten auf strukturelle Probleme hin, die Personen mit Migrationshintergrund auf dem Weg zur Chancengleichheit behindern.
Die durchschnittlich gute wirtschaftliche Lage im Cluster 2 trägt sicherlich mit zur Attraktivität der Kreise bei. In keinem anderen Cluster liegen die durchschnittlichen Haushaltseinkommen höher. Auch die kommunalen Steuereinnahmen sind mit knapp 1000 Euro je Einwohner im Schnitt die höchsten aller Cluster, während die kommunalen Schulden vergleichsweise niedrig ausfallen. Diese gute ökonomische Grundlage gäbe den Kreisen Spielraum, verstärkt die Teilhabechancen aller Bürger zu verbessern.
Das Cluster 3 ist mit 110 Kreisen das größte Cluster. Es setzt sich vorwiegend aus ländlich geprägten westdeutschen Landkreisen sowie einigen kleineren westdeutschen kreisfreien Städten zusammen. Insgesamt leben in diesem Cluster 15,8 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsdichte ist mit 151 Einwohnern je Quadratkilometer die geringste im Clustervergleich des Fachbereichs Migration/Integration.
Der Migrantenanteil im Cluster 3 liegt im Mittel bei nur 14 Prozent und damit unter dem Durchschnitt aller Kreise (17 Prozent), wenngleich in den wenigen städtischen Zentren dieses Clusters der Anteil höher ausfallen dürfte. Insgesamt ist die Bevölkerungszahl im Cluster 3 relativ stabil. Zwar sank sie in den Jahren zwischen 2003 und 2013 leicht um 1,2 Prozent, doch bis 2030 ist ein leichter Anstieg um 1,3 Prozent wahrscheinlich (vgl. Abb. 12, oben).
Dazu trägt auch die Zuwanderung bei, die sich in den verhältnismäßig hohen Wanderungssalden widerspiegelt. Die Zuwanderer werden in den Kreisen des Clusters 3 vermutlich dringend benötigt. In keinem anderen Cluster wächst die Altersgruppe der über 59-Jährigen bis 2030 so stark wie hier. Da Zuwanderer in der Regel jünger sind als der Durchschnitt der Bevölkerung, können sie dazu beitragen, die entstehenden Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen und das Gleichgewicht zwischen den Altersgruppen zu verbessern, wovon auch die Wirtschaft profitiert.
Die wirtschaftliche Lage der Kreise im Cluster 3 ist im Vergleich sehr günstig. Die Steuereinnahmen der Kreise liegen mit durchschnittlich 706 Euro je Einwohner leicht über dem Mittelwert aller Kreise (689 Euro je Einwohner) und der Schuldenstand ist mit knapp über 1000 Euro je Einwohner deutlich niedriger als der Mittelwert (1716 Euro je Einwohner). Auch die Einkommen der privaten Haushalte fallen mit 1816 Euro im Schnitt hoch aus. Doch dieses positive Bild lässt sich nur vereinzelt auf die Lage der Integration übertragen.
So ist der Anteil derjenigen unter den Ausländern, die Leistungen zur Grundsicherung beziehen, zwar mit knapp einem Prozent der geringste aller Cluster und auch die Arbeitslosenquote der Ausländer (9 Prozent) ist in keinem Cluster niedriger. Doch der Vergleich mit der Arbeitslosenquote der Deutschen zeigt, dass Ausländer selbst in diesem Cluster 2,6-mal häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Einheimische. Ähnlich verhält es sich mit dem Anteil der ausländischen Kinder an Förderschulen, der zwar auf den ersten Blick mit knapp sechs Prozent sehr gering ist, im Vergleich zu den deutschen Kindern jedoch 1,4-mal so hoch ausfällt (vgl. Abb. 10, S. 30). Angesichts des zu erwartenden wachsenden Anteils an Menschen mit Migrationshintergrund sollten die Kreise verstärkt in integrationsfördernde Maßnahmen investieren.
Das Cluster 4 setzt sich aus westdeutschen Landkreisen und einigen kreisfreien Städten zusammen (83 Kreise mit 15,5 Millionen Einwohnern), die im Schnitt etwas dichter besiedelt sind als die Kreise im Cluster 3 (211 Einwohner je km2).
Der Migrantenanteil an der Gesamtbevölkerung und bei den unter 20-Jährigen liegt mit 17 beziehungsweise 24 Prozent nahe am Mittelwert aller Kreise. Doch der Wanderungssaldo der Ausländer sowie auch der Anteil der Neuzuwanderer an allen Migranten sind im Schnitt niedriger (vgl. Abb. 8, S. 28 und Abb. 11, S. 31). Offenbar ziehen die Kreise des Clusters 4 weniger Migranten an als die Kreise der anderen westdeutschen Cluster. Auch der Gesamtwanderungssaldo fällt geringer aus als in anderen Clustern und reicht nicht aus, um die Bevölkerungsverluste durch die Sterbeüberschüsse auszugleichen. In der Konsequenz verliert das Cluster 4 im Schnitt an Bevölkerung: zwischen 2003 und 2013 beinahe fünf Prozent. Bis 2030 ist ein weiteres Minus von 3,3 Prozent absehbar (vgl. Abb. 12, S. 32). Trotz des generellen Bevölkerungsrückgangs steigt die Bevölkerungszahl der über 60-Jährigen auch in diesem Cluster an, das heißt, die Bevölkerung wird insgesamt deutlich altern (vgl. Abb. 9, S. 28). Dabei werden sich unter den älteren Menschen vermehrt Migranten befinden.
Die wirtschaftliche Situation der Kreise im Cluster 4 ist tendenziell schwach. Die Steuereinnahmen je Einwohner liegen mit 630 Euro leicht unter dem Mittelwert aller Kreise, der kommunale Schuldenstand mit 2111 Euro je Einwohner deutlich darüber. Die Einkommen der privaten Haushalte fallen mit 1721 Euro je Einwohner im Clustervergleich nur durchschnittlich aus. Wie oft bei regionalen Strukturproblemen sind Ausländer in den Kreisen des Clusters 3 im Vergleich zu den Deutschen stärker davon betroffen. Ihre Arbeitslosenquote ist mit 15 Prozent nicht nur hoch, sondern liegt auch dreimal so hoch wie jene der Deutschen. 1,9 Prozent der Ausländer beziehen außerdem Leistungen zur Grundsicherung. Bei den Bildungsindikatoren zeigt sich ebenfalls die schwierige Lage für Migranten. So ist der Anteil der ausländischen Kinder an Förderschulen im Vergleich zum Anteil der deutschen Kinder in keinem Cluster höher, der Anteil der ausländischen Kinder an Gymnasien gemessen am gesamten Migrantenanteil dagegen gering (vgl. Abb. 10, S. 30).
Im Cluster 5 finden sich fast alle ostdeutschen Kreise und kreisfreien Städte außer Berlin und Leipzig, dazu drei westdeutsche Kreise. Mit 256 Einwohnern je Quadratkilometer fällt die Bevölkerungsdichte im Schnitt relativ gering aus. Insgesamt leben in diesen Kreisen nur 12,3 Millionen Menschen.
Kein anderes Cluster weist einen so massiven Einwohnerschwund auf wie das Cluster 5. Zwischen 2003 und 2013 verloren die Kreise im Schnitt acht Prozent ihrer Bevölkerung. Bis 2030 werden sogar Bevölkerungsverluste von durchschnittlich minus zwölf Prozent vorausberechnet (vgl. Abb. 12, S. 32). Besonders stark wird der Rückgang in der Altersgruppe der Erwerbsfähigen (20- bis unter 60-Jährige) ausfallen (vgl. Abb. 9, S. 28). Dies liegt zum einen an der generellen Alterung der Bevölkerung. Zum anderen aber auch daran, dass die Kreise des Clusters 5 nur einen sehr geringen Zuwanderungsgewinn aufweisen und somit die Migranten fehlen, die andernorts den Pool der Erwerbsfähigen erweitern. Der Wanderungssaldo der Ausländer liegt mit 1,6 Zuwanderern je 1000 Einwohner deutlich unter dem Mittelwert aller Kreise von 4,1 Ausländern je 1000 Einwohnern. Der Gesamtwanderungssaldo ist sogar als einziger im Clustervergleich negativ.
Ausgehend von dem sehr niedrigen Ausländeranteil der neuen Bundesländer zur Wendezeit ist der durchschnittliche Anteil der Migranten im Cluster 5 auch heute noch sehr gering. Im Schnitt finden sich in den Kreisen nur vier Prozent Menschen mit Migrationshintergrund, bei den unter 20-Jährigen sind es sieben Prozent. Allerdings leben Migranten vor allem in den wenigen urbanen Zentren, so dass die Anteile dort höher ausfallen – wie zum Beispiel in Schwerin, Rostock, Frankfurt/Oder, Potsdam oder Chemnitz. Gerade in den städtischen Kreisen wird der Migrantenanteil zukünftig vermutlich weiter wachsen. Der Anteil der Neuzuwanderer an allen Migranten ist im Cluster 5 auffällig hoch (vgl. Abb. 11, S. 31), und die Mehrheit von ihnen wird sich in den Städten niederlassen.34 Eine Ausnahme könnte die derzeitige flächendeckende Aufnahme von Flüchtlingen sein, denn Asylbewerber werden oft auch im kleinstädtischen Umfeld untergebracht. Migration und damit auch Integration werden somit für viele Kreise in Ostdeutschland an Bedeutung gewinnen.
Die wirtschaftliche Lage im Cluster 5 ist typisch für ostdeutsche Kreise. Die Steuereinnahmen der Kommunen sind niedrig, genauso aber auch ihr Schuldenstand. Und auch die Einkommen der privaten Haushalte fallen im Vergleich gering aus. Die Arbeitslosenquote ist zwar insgesamt mit 18 Prozent unter den Ausländern hoch, doch im Vergleich zu derjenigen der Deutschen "nur" knapp doppelt so hoch: das beste Verhältnis im Clustervergleich. Ähnliches gilt für das Verhältnis der Förderschülerquoten zwischen deutschen und ausländischen Kindern. Die Quote beträgt unter den Ausländern sogar nur die Hälfte von derjenigen bei den Deutschen (vgl. Abb. 10, S. 30). Jedoch zeigten die Auswertungen für den Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe, dass der Anteil der Förderschüler in ostdeutschen Kreisen deutlich höher ausfällt als im Durchschnitt aller Kreise.
Bezogen auf den geringen Migrantenanteil fällt der Anteil der ausländischen Kinder an Gymnasien relativ hoch aus. Auch der Anteil der Ausländer, die Leistungen zur Grundsicherung erhalten, ist nur im dritten Cluster noch niedriger. In diesen Werten schlägt sich die Migrationsgeschichte der neuen Bundesländer nieder. Denn während die alte Bundesrepublik in den wirtschaftlichen Aufschwungzeiten überwiegend ungelernte Arbeitskräfte als Gastarbeiter anwarb, setzte die DDR vor allem auf gut qualifizierte Migranten aus den "sozialistischen Bruderstaaten". Nach der Wende sind vor allem diejenigen Migranten in den ostdeutschen Kreisen geblieben, die sich dort schon eine Lebensgrundlage aufgebaut hatten. Auch heute zieht es neue Zuwanderer meist nur dann in die neuen Bundesländer, wenn sie dort einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz haben.