Der Krebs hat mich auf die Straße gebracht
Mein Leben verlief eigentlich ganz normal. Ich habe die Schule abgeschlossen, eine Lehre zum Maurer gemacht und wollte zum Bund. Bei der Musterung hat man dann Hodenkrebs festgestellt. Ich wurde ausgemustert und es folgte die erste OP. Von da an ging alles schief.
Die Familie konnte mir nicht mehr helfen
Mit meiner Familie lief es nicht mehr so gut. Ich musste ausziehen und bin zu meinem Bruder nach Leipzig gegangen. Dort habe ich vergeblich versucht, eine Arbeit zu finden, aber mit der Krankheit wollte mich keiner einstellen. Ist ja auch ganz logisch: Mit Krebs kann man davon ausgehen, ständig krank geschrieben zu sein. Und mit dem Behindertenstatus bei Krebserkrankungen war es damals noch nicht so weit. Sonst hätte ich schon eine verfrühte Rente bekommen. Aber das hing noch alles in der Luft.
Die Schmerzen waren erträglicher, wenn man Schnaps getrunken hatte
Tja, und dann kam der Alkohol und mit ihm das Leben auf der Straße. Ich wollte nur noch alles runterspülen und betäuben: die Schmerzen, den Frust und die Perspektivlosigkeit. Dadurch hab ich dann auch die ärztlichen Behandlungen schleifen lassen. Ich habe mich im Suff nicht aufraffen können zum Arzt zu gehen. Mir hat einfach komplett der Antrieb gefehlt.
Wenn man an der Flasche hängt, gibt es nichts Wichtigeres mehr. Auch nicht die Gesundheit. Der Alkohol setzt die Prioritäten. Er bestimmt dein Leben, deinen Alltag, deine Freunde - alles. Und die krankheitsbedingten Schmerzen hab ich einfach im Schnaps ertränkt, bis ich kein Gefühl mehr im Körper hatte.
Die Caritas hat mich wieder aufgefangen
Drei Jahre lang habe ich auf der Straße gelebt und nichts gegen meine Krankheit unternommen. Meine Nieren hab ich mir damit endgültig kaputt gemacht. Jetzt muss ich viermal in der Woche zur Dialyse, also zur Blutwäsche.
Durch Zufall bin ich vor zwei Jahren hier in Aalen gelandet. Die Caritas hat mir geholfen, meine Krankheit wieder in Angriff zu nehmen. Hier hab ich es auch geschafft, vom Alkohol wegzukommen, sodass ich heute ein halbwegs geregeltes Leben führen kann. Ich habe eine eigene kleine Wohnung und eine Beschäftigung in der Kleiderkammer der Wohnungslosenhilfe. Das bedeutet mir sehr viel. Damit habe ich eine Aufgabe, die mir Halt gibt und hilft, mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Inzwischen bekomme ich auch Erwerbsunfähigkeitsrente und ergänzende Leistungen vom Sozialamt.
Die Krankheit hat mein Leben zerstört. Doch dank der Caritas konnte ich neuen Lebensmut fassen.
Dennis Machon (36), ehemaliger Wohnungsloser, seit zwei Jahren ehrenamtlich in der Caritas-Wohnungslosenhilfe Aalen aktiv.