Pater Schnydrig sammelte Millionen Mark für Kinder im Westjordanland
Ein Pfarrer ist für die Seelsorge ausgebildet. Ein Lehrer unterrichtet. Aber wer ist für die effiziente Werbung zuständig vielleicht ein Botschafter, ein Propagandist? Im Deutschen Caritasverband begann 1952 mit Ernst Schnydrig die Ära effizienter, in Spendeneingängen, Medienreichweite und Publikationen, messbarer Werbung.
Als Pfarrer machte Ernst Schnydrig das Rundfunkmikrophon vom "Wort zum Sonntag" zu seiner Kanzel. Seine Unterrichtsmaterialien zum Thema tätige Nächstenliebe und Solidarität schrieb der ehemalige Deutschlehrer selbst in zig Büchern, Berichten, Bettelbriefen: Ein Schriftsteller, dem nie der Stoff ausging.
Kinderhilfe Bethlehem entstand
Und er warb für die ganze Caritas, sein Ressort hieß Werbung und Publizistik. Die Priorität ist erkennbar. Dennoch hatte Ernst Schnydrig seit seiner vorangegangenen Tätigkeit für die Schweizer Caritas ein besonderes Anliegen: Sich um arme Flüchtlinge, vor allem Kinder, in Palästina kümmern. Ihr Elend hatte er bei einer Bethlehemfahrt selbst miterlebt. Sein Engagement führte zu einem Spendenaufruf des Deutschen Caritasverbandes für ein Kinderspital in Bethlehem, das zu einem vollwertigen Krankenhaus ausgebaut werden musste.
Gemeinsam für Betlehem: Schweizer und Deutsche Caritas
Schweizer und deutsche Caritas sammelten und handelten dafür Hand in Hand, trugen und tragen bis heute sämtliche Kosten für Betrieb und Unterhalt des nach wie vor einzigen Krankenhauses für palästinensische Kinder. Inzwischen ist ein eigens dafür gegründeter Verein spendensammelnd und fürsorgend am Werk, die Kinderhilfe Bethlehem.
Im Sechs-Tage-Kriege: Baby-Hospital als Zeichen der Hoffnung
Ernst Schnydrig hat die Not der armen palästinensischen Familien und das Leid ihrer vom Tod bedrohten Kleinkinder seiner Zeit sehr nachdrücklich klar gemacht. Das Baby-Hospital rangierte im Bewusstsein kirchlicher Nothilfe auf ähnlicher Höhe wie das Werk Mutter Teresas in Indien. Der Papst spendete zum Ende des Konzils 1965, die deutschen Bischöfe widmeten die Pfingstkollekte, Schweizer Ordensschwester bildeten junge Palästinenserinnen zu Krankenschwestern aus. Das waren die Zeichen der Hoffnung - während der Sechs-Tage-Krieg, für die Menschen in den Flüchtlingslagern, bittere Realität war. Ausdauernde kirchliche und diplomatische Anstrengungen brachten die Planung voran und der Bau wurde unter großen Mühen betrieben. Zwei Tage vor der Abreise zur Eröffnung im April 1978, ganz unerwartet, starb Initiator Ernst Schnydrig in Freiburg.
Eine Botschaft Ernst Schnydrigs:
Ein Zitat aus einer Schnydrig-Botschaft zeigt seine Motivation, Spiritualität und die Intention des Pioniers der medienweiten guten Botschaft und der Menschenfischer-Werbung:
"(…) Ich bin mit meinen Sätzen auch bei Ihnen - bei einem Menschen, den ich nicht kenne - eingeschaltet für eine Gnadenfrist von…jetzt noch 120 Sekunden; und werde, wenn die vorbei sind, so blitzschnell wie ich kam, auch wieder weggewischt…wenn ich nicht fertig bin, dann eben mitten im Satz, und das wäre Pech. Sie würden vielleicht über mich lachen über diesen Menschen, der ein halbes Programm ist … Lachen Sie nicht, es kann Ihnen ein Gleiches passieren, denn auch Sie sind ein Sender.
Ob Sie es wollen oder nicht: was Sie denken, reden, tun, strahlt unter die Mitmenschen…ist für fremde Leute Programm, das belehrt, ermutigt, tröstet oder vergiftet. Und so wenig ich hier in diesem Raum bestimmen kann, wer alles mithört und mein Gesicht abliest, genauso wenig bestimmen Sie über die Anschlüsse an Ihr Sendeprogramm; Sie sind mit Ihrem Programm so wehrlos ausgeliefert wie ich; wissen nicht, wer und wo der Mensch ist, der auf Sie einschaltet, und wann und wie lange.
Sie sind bloß Sender, und Gott, der in seiner Vorsehung Ihre Wellenlänge schaltet und für Mitmenschen nützlich machen will, hat Sie darum gebeten, gutes Programm zu senden.
Es gab noch keine Sendetürme zu Zeit Christi; er sagte, dass wir vor aller Augen die weitstrahlende Stadt auf dem Berge sind. Ein Licht auf dem Scheffel. Und er bittet, mahnt: "Lasst euer Licht leuchten, damit die Menschen eure guten Werke sehen und den Herrn loben, der im Himmel ist."
Und auch darauf hat er warnend hingewiesen, doch auf die kurze Frist zu achten, die unserer Sendezeit eingeräumt ist (für mich jetzt noch zehn Sekunden), damit wir nicht mit einer halben Sache dastehen, wenn dann einmal plötzlich - vielleicht ohne Vorwarnung und Handzeichen - vom obersten Regisseur unser kurzer Zwischenauftritt abgeschaltet wird…Ich wünsche Ihnen einen guten Sonn…zagg, aus!
Abgeschaltet."