Augsburg, 12.10.2007 ( pca ) . Die veränderten Anforderungen an die Pflege der Zukunft machen eine zunehmende Professionalisierung notwendig. Darauf verwies Prof. Dr. theol . Constanze Giese von der Katholischen Stiftungsfachhochschule München beim ersten gemeinsamen Pflegetag der konfessionellen Pflegeschulen in Augsburg. Mit zunehmender Individualisierung der Lebenswelten sieht die Professorin auch die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung schwinden. Es werden häufigere Wechsel zwischen den unterschiedlichen Formen geben und auch die Klientel verändere sich: „Es sind immer mehr Hochbetagte, um die sich die Altenpflege kümmert. Deshalb sind Krankenpflege und Sterbebegleitung öfter ein Thema“, nannte die Münchner Professorin für den Studiengang Pflegemanagement als Beispiel.
„Unsere Aufgabe ist immer mehr, den Menschen in ihrer allerletzten Lebensphase ein Zuhause zu geben“. Von professionellen Pflegekräften seien außerdem fachliche und kommunikative Fähigkeiten gefragt. Wenn künftig öfter gut qualifizierte und weniger ausgebildete Kräfte in so genannten multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten oder zusätzlich Laien einbezogen sind, müssten die Fachkräfte diese leiten und anleiten können. Der zunehmende wirtschaftliche Druck erfordere außerdem, dass Pflegende ihre Arbeit transparent machen und Rechenschaft darüber geben können, was sie warum tun. „In dieser Professionalisierung und Akademisierung der Ausbildung sehe ich die größte Chance für die Pflegenden“, so Prof. Giese.
Die Referentin, die auch examinierte Krankenschwester ist, unterstrich in ihrem Vortrag des Weiteren die zunehmende Zahl der Möglichkeiten im Pflegeberuf. „Pflegeberufe haben Zukunft – nicht, weil es immer mehr Pflegebedürftige gibt, sondern weil immer mehr Ausbildungswege - akademische und nicht-akademische - angeboten werden“. Zwar werde derzeit nach wie vor in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinder-, Alten- und Heilerziehungspflege gesondert ausgebildet, vielfältige Modellprojekte zeigten aber, dass hier vieles in Bewegung sei. Integrative Modelle von Alten- und Krankenpflege existieren genauso wie Studiengänge zum „ Bachelor of Nursery “ oder duale Studiengänge zwischen Studium und Praxis.
Den rund 250 Schülerinnen und Schülern der konfessionellen Pflegeschulen in Augsburg machte Giese Mut, den christlichen Hintergrund während ihrer Ausbildung und späteren Berufstätigkeit nicht zu vergessen. „Wenn wir uns den Luxus eines eigenen Verstandes und Gewissens leisten, dann ist christliche Pflege möglich“, betonte sie. Christliche Pflege zeichnet sich ihrer Ansicht nach vor allem durch den Respekt vor dem Menschen aus. „Wenn wir so tun, als ob Krankheit die Ausnahme ist und Stärke die Regel, so ist das nicht einmal die halbe Wahrheit“. Respekt vor dem pflegebedürftigen Menschen und seiner Würde als Geschöpf ist im christlichen Ansatz unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit, seinem Status oder seinem Alter, so Prof. Giese. Gerade auch der Umgang mit Sterbenden zeige das Besondere des christlichen Profils: „Wir bieten Verlässlichkeit und Begleitung, auch wenn 'nichts mehr zu machen' ist.“