Matthias Weber, Regina Hertlein, Heidemarie König, Elisabeth Armbrust und Maria Kohl (v.l.n.r.
Nicht zuletzt mit dem Entschluss zur Kooperation und der systematischen Öffnung des stationären Pflegebereichs für die ambulante Hospizhilfe, sowie es das Hospiz- und Palliativgesetz u.a. vorsieht. Mit dem Pflegeheim Franz-Pfeifer-Haus des Caritasverbands Mannheim hat die ökumenische Hospizhilfe Mannheim einen Vertrag geschlossen. Das ist ein erster zukunftsweisender Schritt, der die hospizliche Haltung in Alten- und Pflegeeinrichtungen stärkt. Unterstützt wird das Vorhaben durch eine Projektstelle zur Koordination von Ehrenamtlichen für Pflegeeinrichtungen.
Erhalt größtmöglicher Autonomie bis zum Lebensende
Bereits seit Jahren besuchen Ehrenamtliche der ökumenischen Hospizhilfe Mannheim Pflegeheime, um Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Sie entlasten damit nicht nur die Angehörigen, weil sie für den schwerstkranken Menschen da sind, sondern auch die Pflegekräfte. Sie lesen vor, unterhalten sich, schenken dem Bewohner Mitmenschlichkeit durch regelmäßige persönliche Besuche. Spirituelle Gespräche über den persönlichen Lebensentwurf oder das Thema Tod und was "danach" kommen mag, gehört dazu. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht dabei immer, die Autonomie des Schwerstkranken bis zum Lebensende zu wahren. Angebote in Form von Informationsvorträgen des Hospizdienstes durch die Koordination und Leitung gehen mit der Zusammenarbeit einher.
Kooperation: Verzahnung und gegenseitige Unterstützung
"Die Vertragsunterzeichnung ist eigentlich eine logische Konsequenz dessen, aber auch Darlegung unser beider Arbeit. Wir haben konkret organisatorische und inhaltliche Standpunkte zur Sterbebegleitung festgelegt", erklärt Josefine Lammer, Leiterin der ökumenischen Hospizhilfe, die von Diakonie und Caritas gemeinsam getragen wird. "In der Praxis unterstützen wir uns nun gegenseitig."
So sieht der Vertrag beispielsweise neben der Begleitung durch einen Ehrenamtlichen im engeren Sinne den Aufbau und die intensivere Verzahnung einer gezielten gemeinsamen Sterbekultur vor. Dazu zählen nicht nur regelmäßige Veranstaltungen im Rahmen der Trauerarbeit und die damit einhergehende verstärkte Präsenz und Bekanntmachung des Dienstes. Ein turnusartiger Austausch mit dem Pflegepersonal und die Teilnahme des Hospizdienstes an Fallbesprechungen und Qualitätszirkeln, die den begleitenden Heimbewohner betreffen, spezifiziert die Partnerschaft.
Umgekehrt setzt das Pflegeheim den Hospizdienst bzw. den Ehrenamtlichen über akute Veränderungen bei dem begleiteten Menschen wie z. B. über eine Einweisung in ein Krankenhaus oder über den Eintritt in die Sterbephase zeitnah in Kenntnis.
"Durch den direkten Kontakt zum Hospiz, können wir auch unsere Abschiedskultur intensiver pflegen und Dinge ritualisieren: So sprechen wir gemeinsam über den Verstorbenen und führen ein ,Buch der Erinnerung´", berichtet Elisabeth Armbrust, Leiterin des Franz-Pfeifer-Hauses.
Die Hospizkultur erfordere natürlich bei einer bestimmten Klientel immer sehr viel Sensibilität im Umgang mit dem Sterbenden, berichtet auch Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Mannheimer Caritasverbandes. "Sterbebegleitung ist eine uralte Aufgabe der Kirchen. Ich bin froh, dass wir hier noch einen großen Schritt weiterkommen, zu dem, was auch jetzt schon geleistet wird."
"Der Abschluss eines Kooperationsvertrag bringt einen intensiven geregelten Austausch mit sich, wir geben uns gemeinsam Strukturen - im Sinne der Sterbenden", ergänzt Matthias Weber, geschäftsführender Direktor des Diakonischen Werkes.
Heidemarie König ist eine von über 40 Ehrenamtlichen, die als Sterbebegleiterin im Einsatz. Im Franz-Pfeifer-Heim, das speziell für pflegebedürftige, psychisch kranke und behinderte Menschen entstanden ist, begleitet sie derzeit einen Heimbewohner. Die gelernte Pflegerin bringt viel Knowhow mit, aber auch die notwendige Geduld und Zeit, die die Pflegekräfte in ihrem Arbeitsalltag nicht immer aufbringen können.
"Der persönliche Kontakt ist der Schlüssel für das vertrauensvolle Gespräch auf Augenhöhe - mit Frau König haben wir eine feste Ansprechpartnerin. Sie unterstützt uns, wenn unseren Pflegekräften manchmal die Ruhe und Zeit fehlt, oder wenn wir Fragen im Kontext der Palliative Care haben, kontaktieren wir auch mal Frau Lammer", sagt Elisabeth Armbrust.
Neue Ansprechpartnerin für Pflegeeinrichtungen ab 1. Oktober
Nicht nur die Ausgestaltung der Partnerschaft über einen Vertrag, sondern auch der Einsatz einer neuen Mitarbeiterin in der ökumenischen Hospizhilfe unterstützt dabei das Vorhaben, die Versorgung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase in medizinischer, pflegerischer, psychologischer und seelsorgerischer Hinsicht zu gewährleisten und langfristig auf feste Füße zu stellen.
Sigrid Schäfer, neue Koordinatorin zur "Implementierung von Hospizbegleitung in stationären Einrichtungen" wird die Zusammenarbeit mit Heimen intensivieren. Als Diplom-Sozialarbeiterin, Trauerbegleiterin und ausgebildete Fachkraft Palliativ Care sieht sie der aktiven Zusammenarbeit positiv entgegen. "Wir möchten dem Einrichtungspersonal als professioneller Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Um mit unserem Hospizdienst in der Einrichtung ein vertrautes Gesicht zu geben, und wenn gewünscht, durch den Einsatz von Ehrenamtlichen im Haus und Schulungen die Sterbe- und Trauerkultur auszubauen."
Der Bedarf an ehrenamtlichen Mitarbeitern wird zunehmen. Die ökumenische Hospizhilfe sucht nach Menschen, die sich speziell für den Bereich Sterbebegleitung in Pflegeeinrichtung schulen lassen möchten. Die nächste qualifizierte Vorbereitung für ehrenamtlich Interessierte findet ab April 2019 statt. Voraussetzung dafür ist ein besuchtes Orientierungsseminar am 23/24.11 und 26.11.18 oder 15./16.02. und 18.02.19. Fragen können an die ökumenische Hospizhilfe Mannheim gerichtet werden, Tel. 0621-28000 350.