(Altleiningen, 7. September 2012) „Wir wollten ein Multitalent, jung, gern weiblich, politisch vernetzt, ehrenamtlich aktiv und mit viel Wissen, und haben es bekommen“, sagte Caritasdirektor Vinzenz du Bellier am Donnerstag, 6. September, bei der Amtseinführung von Claudia Ruppert als Leiterin des Caritas-Förderzentrums St. Rafael in Altleiningen. Die 38-Jährige, die sich in den Sommerferien eingearbeitet hatte, ist die Nachfolgerin von Markus Nitsch, der verabschiedet wurde.
Nun werde es für ihn Zeit zu gehen, sagte Nitsch, der von November
an schrittweise in die neu geschaffene Stabstelle Qualitätsmanagement in der
Zentrale des Caritasverbands für die Diözese Speyer überwechselte. Inzwischen
begegneten ihm in Altleiningen Mitarbeiter, die er gar nicht mehr kenne.
„Außerdem kommen schon die ersten Kinder auf mich zu, die fragen, wer ich bin“,
erzählte er mit einem Schmunzeln. Auf die Herausforderungen, die auf ihn
warteten, freue er sich, so Nitsch. Dankbar sei er auch für die allseits
reibungslose Zusammenarbeit. Vor allem das gute Verhältnis zum Träger, dem Caritasverband
für die Diözese Speyer, hob er hervor. Trotz großer interner Umstrukturierungen
seien St. Rafael keine Steine in den Weg gelegt worden, „wir hatten immer große
Spielräume“.
Ab Mai 2004 saß Nitsch auf dem Chefsessel der Einrichtung, in der 130 Voll- und Teilzeitkräfte inklusive der Außenwohngruppe in Kirchheim 64 Jungen und Mädchen stationär sowie 24 tagsüber betreuen. In seiner Amtszeit wurden viele neue Angebote etabliert, beispielsweise Erziehungsstellen mit mindestens einem professionell ausgebildeten Elternteil, in denen derzeit fünf Minderjährige leben. Des weiteren wurde soziale Gruppenarbeit in Schulen eingeführt, an der aktuell 16 Schüler teilnehmen. Jüngstes Projekt: Frühe Hilfen für Grünstadt und das Leiningerland mit einem Netzwerk aus Sozialpädagogen, Psychologen und Medizinern. Die Experten sollen Familien unterstützen, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu nutzen.
Für seine Leistungen erhielt Nitsch großes Lob von allen Seiten. In selbst verfassten Gedichten und Liedern erklärten ihm Kollegen und Heimbewohner, dass sie ihn ungern ziehen lassen. Friedel Knobloch von der Personalvertretung bedankte sich bei Nitsch, dass er immer ein offenes Ohr für ihre Belange hatte. Auch hätten sich die Mitarbeiter immer gut informiert gefühlt, erklärte er. Mit seinem Fortgang mache Nitsch Mut, gewohnte Pfade zu verlassen und Neues zu wagen, sagte Caritas-Spartenleiterin Barbara Aßmann. Nitsch habe das Förderzentrum „mit großem Verantwortungsbewusstsein und viel Herz geleitet und als innovativen Netzwerkpartner im Sozialraum positioniert“. Dabei habe der 42-Jährige die markanten Spuren seines verstorbenen Vorgängers Stefan Mechenbier weiter verfolgt und vertieft, hob die Spartenleiterin hervor. Unter Mitwirkung des Teams sowie der Kinder und Jugendlichen sei das lösungsorientierte Konzept in der Einrichtung fest verankert worden. Maßgeschneiderte Angebote hätten das Leistungsspektrum von St. Rafael erweitert.
Jugendamtschef Johannes Henrich hob die gute Kooperation mit dem Landkreis Bad Dürkheim hervor. Gemeinsam seien niederschwellige Angebote für rund 30.000 Bürger im nördlichen Kreisbereich erarbeitet worden. Die St.-Rafael-Schule mit dem Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung habe eine direkte Verbindung zu den ambulanten Diensten, die 2007 mit einem Büro in Grünstadt auf eigene Beine gestellt wurden. Nitsch sei ein „Macher mit klarem Blick für die Belange der Zukunft“, der strukturiert an die Arbeit gehe – sympathisch, empathisch und zuverlässig. „Sie haben die Einrichtung mit dem gefüllt, was sie schon in ihrem Namen trägt“, sagte Dekan Michael Janson. Rafael bedeute nichts Geringeres als „Gott hat geheilt“. Die Kinder und Jugendlichen spürten, „dass hier Heil gelebt wird“. Vorbildhaft setze das Förderzentrum zusammen mit dem Kreis das familienzentrierte Arbeiten um.
An Claudia Ruppert gerichtet, fragte Caritasdirektor du Bellier schmunzelnd: „Wie fühlen Sie sich, wo doch die Messlatte alle zehn Minuten noch höher gehängt wurde?“ Durch ihren bisherigen Lebensweg habe die gebürtige Wormserin aber gezeigt, dass sie „eine würdige Nachfolgerin für Markus Nitsch“ sei. Die vierfache Mutter hat ein enormes Pensum an Ausbildungen sowie ehren- und hauptamtlichen Tätigkeiten absolviert. Zunächst hat sie Bankkauffrau bei der Sparkasse Worms gelernt. Gleich im Anschluss, von 1996 bis 1998, studierte Ruppert Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule der Nibelungenstadt. Bis 2007 legte sie dann Elternzeit ein. Besonders gefallen hat du Bellier, dass sie sich währenddessen freiwillig in der Kirche engagiert hat.
Seit 2001 ist Ruppert Geschäftsführerin des Trägervereins der Integrativen Kindertagesstätte Arche Noah in Dittelsheim-Heßloch, wo sie mit ihrer Familie lebt. Von 2007 und 2011 war die Winzergattin in Mannheim Studentin der Sozialen Arbeit. Das dazu gehörige Praktikum absolvierte sie als Schuldnerberaterin. Dieser Tätigkeit geht die 38-Jährige, die von 2010 bis Juli 2012 auch Geschäftsführerin des Pfälzischen Vereins für soziale Rechtspflege Vorderpfalz war, heute noch nebenberuflich nach. Im Moment arbeitet Ruppert daran, ihr Fernstudium in Sozialwirtschaft im kommenden Jahr abschließen zu können. „Dieser bunte Mix an Qualifikationen und ihre Belastbarkeit haben Claudia Ruppert als die geeignete Kandidatin für die Leitungsposition erscheinen lassen“, so du Bellier, der sich zuversichtlich gab, dass sich St. Rafael mindestens so gut weiterentwickeln wird wie bisher.
Kontakt:
Caritas-Förderzentrum St. Rafael
Schloßmühle 1
67317 Altleiningen
Telefon 06356 / 96360
E-Mail: St. Rafael.Altleiningen@Caritas-Speyer.de
Foto: Die neue Leiterin Claudia Ruppert trifft bei der Feier auch ehemalige Mitarbeiter von St. Rafael: Renate Winkler-Müller (ehemalige Hauswirtschafterin im St. Rafael, 1970 bis 2005) und Erhard Winkler (von 1966 bis 2001 Hausmeister im St. Rafael).
Text und Foto: Anja Benndorf