Landau. Es sind ereignisreiche Tage für Martin Hohenberger. Seit 1. Januar ist er Geschäftsführender Vorstand des Kreis-Caritasverbands und bestreitet gerade seine "Kennenlernrunde", wie er sagt: Besuche bei Landrat Werner Bumeder, Bürgermeister Matthias Kohlmayer und dessen Kollegen aus den umliegenden Gemeinden, bei der Landtagsabgeordneten Dr. Petra Loibl und in den Pfarreien der Region. "Es läuft gut, ist aber sehr zeitintensiv", erklärt der 50-Jährige. Er freue sich aber, dass die vielen Termine fruchtbar waren: Bisher sei er sehr gut aufgenommen worden und habe "offene Türen und eine hohe Gesprächsbereitschaft" vorgefunden. Die Gespräche bei Landrat und Bürgermeister hätten in einer "tollen Atmosphäre" stattgefunden, lobt Hohenberger. Der gebürtige Berliner hat während der Schulzeit und dem Studium in Franken gelebt und war anschließend über 20 Jahre beruflich im Nachbarlandkreis Deggendorf tätig, wo er 16 Jahre als Geschäftsführer des Kreisjugendrings und zuletzt eineinhalb Jahre als Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Thomas Erndl gearbeitet hat. Zu seinen neuen Ansprechpartnern im Landkreis Dingolfing-Landau habe er auf Anhieb "einen guten Draht" gefunden. Allen sei bewusst, dass sich die gesellschaftlichen Probleme nur gemeinsam lösen lassen. Auswirkungen der Krisen vermehrt greifbar Martin Hohenberger beginnt seine neue Aufgabe in schwierigen Zeiten. Die Gesellschaft, sagt er, sei mit großen Herausforderungen konfrontiert: "Es gibt gerade eine hohe Flüchtlingsbewegung, wir haben einen Krieg in Europa und der demografische Wandel macht sich bemerkbar. Das bringt Menschen in tatsächliche Not oder macht ihnen Angst." Die Auswirkungen der Krisen, so Hohenberger, seien bei der Kreis-Caritas vermehrt greifbar. Betroffen seien alle Dienste, von der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB), bei der immer mehr Menschen Rat suchen, über die Allgemeine Sozialberatung (ASB) und den Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi) bis hin zur ambulanten Pflege, wo es immer mehr zu pflegende Menschen und immer weniger arbeitende Menschen gebe. Auch die Offene Behindertenarbeit, das Tageszentrum "Frohsinn" oder die Zuverdiensteinrichtung "LanZE" seien von den allgemeinen Kostensteigerungen betroffen: "Die ‚Gesamtweltkrise‘ trifft uns natürlich auch - aber wir können die Preise nicht einfach anheben oder an die Kunden weitergeben. Das fordert uns heraus", so Hohenberger. Das Paradoxe: Gerade in diesen Zeiten sei die Caritas besonders wichtig für die Gesellschaft. "Es braucht Wohlfahrtsorganisationen wie die Caritas in unserer Gesellschaft, jetzt mehr denn je." Seine Aufgabe sei es, die Rahmenbedingungen zu sichern, "damit die Mitarbeiter ihren Job machen können". Dazu zählt zum einen die Vernetzung. Hier tritt Hohenberger in große Fußstapfen: "Gerade die Kontakte, die Rudi Kramer in 40 Jahren aufgebaut hat, kann ich nicht von heute auf morgen ersetzen", sagt er über seinen Vorgänger. Zum anderen gehe es immer auch darum, die Finanzierung sicherzustellen: "Die Dienste laufen in der Regel defizitär. Es gibt Fördertöpfe vom Landkreis, vom Bezirk und vom Freistatt, aber die reichen nicht", erklärt er. Auch wenn einige Dienste, wie die "LanZE" oder die ambulante Pflege, Erlöse erzielen würden, bleibe immer ein Eigenanteil, den die Caritas stemmen müsse. "Es gibt die irrige Annahme, dass die Katholische Kirche das Defizit der Caritas trägt, aber das ist falsch. Es gibt einen pauschalen, jährlichen Zuschuss für die Arbeit, aber alles andere muss über Erträge erwirtschaftet werden." Weil jedoch die Dienste nicht kostendeckend laufen, brauche es dafür andere Mittel: "Daher bin ich auf dem Weg, weitere Finanzquellen durch Partnerschaften und Spenden zu erschließen." Mitarbeitersuche gestaltet sich schwierig Außerdem braucht die Caritas Mitarbeiter - "und das ist nicht einfach." Aktuell sucht Hohenberger Personal in der Pflege, in der Offenen Behindertenarbeit und in der Verwaltung. "Wir haben am Weihnachtstag eine Anzeige in der Zeitung geschaltet, für eine Vollzeitkraft in der Verwaltung. Bisher gab es keine einzige Bewerbung." Eine weitere Aufgabe des neuen Geschäftsführenden Vorstands der Caritas ist deshalb die Mitarbeiterwerbung - nicht nur im Bereich der Hauptamtlichen: "Wir brauchen auch die Ehrenamtlichen", so Hohenberger, "und das ist seit Corona schwierig geworden. Die Menschen haben angefangen, sich zu Hause einzurichten. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die man kritisch sehen muss." Im Frühjahr plant er deshalb eine Ehrenamtskampagne. "Man muss dabei herausstellen, wie dankbar man denen ist, die bereits ein Ehrenamt übernommen haben", sagt er. Gerade der Aufsichtsrat der Caritas sei hoch motiviert in seinem Ehrenamt, erzählt Hohenberger. "Die haben mich so herzlich aufgenommen, dafür bin ich sehr dankbar." Aber auch für seine hauptamtlichen Mitarbeiter ist Martin Hohenberger voll des Lobs: "Die Mitarbeiterschaft ist das große Plus der Caritas. Ich habe hier ein gutes Team aus Mitarbeiterinnen und Führungskräften vorgefunden. Sie sind das Rückgrat dieser Caritas." Knapp 100 Menschen arbeiten beim Kreis-Caritasverband, "wir sind also ein großer Arbeitgeber". Für sie gelte es, dafür zu sorgen, dass die Anforderungen im rechtlichen Bereich, sei es beim Datenschutz oder beim Arbeitsschutz, umgesetzt werden. Außerdem, so Hohenberger, müsse der Verband zukunftssicher aufgestellt werden, etwa im Bereich Digitalisierung. "Dadurch werden wir vielleicht attraktiver als Arbeitgeber - und ein wenig moderner", schmunzelt er.
Pressemitteilung
Mitarbeiter „Das Rückgrat dieser Caritas“
Erschienen am:
06.01.2023
Herausgeber:
Landauer Zeitung
Marienplatz 9
94405 Landau
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