Laut Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist die Armutsquote in Deutschland im zweiten Pandemie-Jahr 2021 weiter gestiegen auf 16,6 %. Angesichts der hohen Inflation infolge des Ukraine-Kriegs ist mit einer fortschreitenden Verschärfung der Notlagen zu rechnen.
Zu den alarmierenden Zahlen des Armutsberichts passt die hohe Nachfrage in der Schwangerschaftsberatung. Trotz der Hürden durch Corona- Tests, Impfungen, Masken und angesichts veränderter Beratungsmethoden ist die Anzahl der Beratungen gestiegen auf insgesamt 4199 Kontakte* (4184).
Das Team der Schwangerschaftsberatung.
Die Erstberatungen während der Schwangerschaft sowie nach Geburt bis zum 3. Lebensjahr des Kindes betrugen 1227 (1244). 89 Prozent der Ratsuchenden wurden während der Schwangerschaft beraten. Bei 11 Prozent setzte sich die Beratung nach der Geburt fort oder startete kurz danach. Eine Frau wurde zur Vertraulichen Geburt beraten, bei der Kindesabgabe intensiv begleitet sowie der Herkunftsnachweis erstellt. Die Klientinnen hatten 52 verschiedene Staatsangehörigkeiten, 48,7 Prozent waren deutsche Staatsbürgerinnen, 4 Frauen staatenlos.
Es wurden 462 (490) Bundesstiftungsanträge in einer durchschnittlichen Höhe von 540,00 € bewilligt und 139 (179) Bischofsfondsanträge mit durchschnittlich 530,00 €. Im Vergleich zum Vorjahr wird deutlich, dass die Anzahl der Anträge sich zwar verringert hat, die Bewilligungssummen aber erhöht wurden. Auch Soforthilfen in Höhe von 1.040,00 € konnten unbürokratisch in Krisen ausgezahlt werden.
Insgesamt wurden 256 749,00 € Bundesstiftungsmittel 76.514,00 € Bischofsfonds-Gelder an hilfsbedürftige Klientinnen und ihre Familien vergeben. Die Schwangerschaftsberatungsstelle des Caritasverbandes Recklinghausen hat somit für ihre fünf Standorte im Kreis Recklinghausen mit Abstand die meisten Bundesstiftungsmittel im Bistum Münster erhalten und gemäß den Richtlinien bewilligt.
Verteilung der 1.227 Erstberatungen auf die fünf Standorte:
Recklinghausen 400
Marl 341
Dorsten 203
Herten 159
Haltern am See 69
Andere Städte 23
Ohne Angabe 32
Auch 2021 setzte sich der Trend von der Präsenzberatung hin zu mehr telefonischer sowie Mail- und Onlineberatung fort. 37,2 Prozent der 4199 Kontakte fanden face-to-face statt, 36,8 Prozent telefonisch, 25,2 Prozent per Mail oder brieflich, 0,6 Prozent wurden aufsuchend zuhause oder im Krankenhaus angeboten. Über die Onlineberatungsplattform des deutschen Caritasverbandes erfolgten zusätzlich 51 Beratungen.
Zu den häufigsten Beratungsinhalten gehörten auch 2021 an erster Stelle sozialrechtliche Probleme, gefolgt von Fragen zu Schwangerschaft und Geburt, Krisen- und Konfliktberatung sowie sonstigen rechtlichen Themen.
Trotz Abstandsregeln und Maskenpflicht konnten 2021 wieder mehr Ratsuchende durch Gruppenangebote erreicht werden als im ersten Corona-Jahr. Die Trauergruppe erreichte 9 Teilnehmende. Im sexualpädagogischen Bereich fanden 10 Veranstaltungen mit 54 Kindern und Jugendlichen statt.
In der psychosozialen Beratung bei Pränataldiagnostik gingen die Einzelberatungen mit 16 Kontakten weiter zurück. Wegen monatelanger Erkrankung des Pränatalmediziners im kooperierenden St. Vincenz Krankenhaus fielen die Beratungen aus. Die Öffentlichkeitsarbeit beschränkte sich auf kontinuierliche Bekanntgabe der Angebote und Pflege der Netzwerk-Kontakte. Eine Unterrichtseinheit konnte in einem Berufskolleg erfolgreich umgesetzt werden.
In der Elterngeld- und Elternzeitberatung wurden 216 Erstgespräche und insgesamt 397 Beratungskontakte gezählt. Die Nachfrage ist weiterhin hoch und wurde 2021 erneut um 10 Prozent gesteigert. Für digitale Fortbildungen von Beraterinnen im Bistum Münster sowie eine interne Infoveranstaltung des Teams wurden 10 Stunden eingesetzt.
*in der Klammer werden die Vergleichszahlen von 2020 genannt.