In Frankfurt ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Die Stadtkirche Frankfurt könnte bei der Lösung der Wohnungsnot eine Rolle spielen, denn sie besitzt zahlreiche Immobilien wie Pfarr- und Gemeindehäuser sowie Wohnungen. Auslöser für die Idee, die katholischen Ressourcen zu bündeln, war im August 2018 ein Dialogforum des Caritasverbands zur Jahreskampagne "Jeder Mensch braucht ein Zuhause". Hier vereinbarten der Limburger Bischof, Dr. Georg Bätzing, Stadtdekan, Dr. Johannes zu Eltz und Caritasdirektorin Gaby, den Austausch der katholischen Akteure rund um das Thema Wohnen zu fördern und Aktivitäten besser zu koordinieren. Daraus entstand die Einrichtung eines Runden Tisches und schließlich der Projektgruppe Bauen und Wohnen, die jetzt den Leitfaden herausgegeben hat.
Der Leitfaden richtet sich primär an Pfarreien, die selbst Wohnraum temporär oder dauerhaft vermieten möchten oder Neubauprojekte in Angriff nehmen. In ihm werden Beispiele von Gemeinden aufgezeigt, die bereits erfolgreich vermieten. Ihre Erfahrungen können von neu an dem Thema interessierten Pfarreien für die Vergabe von Wohnungen genutzt werden, sind aber auch für private Vermieter relevant.
Dabei geht es darum, gezielt Gruppen zu fördern, die sonst nur schwer eine Wohnung finden, wie Bezieher von Grundsicherung, Erwerbslose, Familien und Haushalte mit niedrigem Einkommen sowie Migrationshintergrund, Wohnungssuchende mit negativen Schufa-Einträgen, Geflüchtete und wohnungslose Menschen. "Für sie ist es fast aussichtslos geworden, aus eigener Kraft überhaupt noch eine eigene Wohnung zu finden - weder auf dem öffentlich-geförderten, noch auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt", heißt es in der Analyse der Projektgruppe.
Der Caritasverband Frankfurt hat sich dieser Situation angenommen und Anfang 2016 die Wohnraumhilfe für Geflüchtete und Wohnungssuchende gegründet. In Kooperation mit katholischen Kirchengemeinden, Privatvermietern und Wohnungsbaugesellschaften in Frankfurt werden leerstehende Räumlichkeiten und Wohnungen in Pfarr- und Gemeindehäusern bis zu ihrer Weiterverwendung zeitlich befristet angemietet und als Wohnraum zwischengenutzt. Mietvertragspartner ist der Caritasverband, der die Bewohner*in zudem durch Sozialarbeiter*innen der Wohnraumhilfe regelmäßig vor Ort betreut, damit die Integration im neuen Wohnumfeld gelingt.
Davon profitieren die Kirchengemeinden als Vermieter, ebenso wie Privatleute, die mit dem Caritasverband einen Mietvertrag abschließen: Eine angemessene und regelmäßig gesicherte Miete ist garantiert, das Vermietungsrisiko, das beim temporären Wohnraum größer ist, liegt bei der Caritas und nicht bei den Vermietern. Außerdem werden die Interessen der Eigentümer bei der Belegung so weit wie möglich berücksichtigt. Die Eigentümer lernen die Wohnungsnutzer kennen und können eigene Erfahrungen mit ihnen sammeln. Und sollte nach zwei Jahren eine Weiternutzung von beiden Seiten gewünscht sein, kann eine Übernahme des Mietvertrags vom Caritasverband geprüft werden. Dann werden aus Wohnungsnutzern echte Mieter - eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Der Leitfaden Wohnen ist als Pdf-Datei eingestellt oder zu bestellen über die Mailadresse: sozialpastoral@stadtkirche-ffm.de