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Bezahlbarer Wohnraum ist angesichts steigender Mieten immer schwieriger zu finden, gerade für ohnehin schon verschuldete Menschen. Darauf weisen die Schuldnerberatungen der Caritas und ihrer Fachverbände im Erzbistum Paderborn hin. Im Rahmen der noch bis zum 7. Juni laufenden bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung unter dem Titel "Albtraum Miete" fordern sie ein Grundrecht auf bezahlbaren Wohnraum. "Gerade für Hartz-IV-Bezieher wird es immer schwieriger", erklärt Birgit Pachur, Fachberaterin für Schuldnerberatung beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Die Grenzen für Miet- und Heizkosten, die von Jobcenter oder Sozialamt übernommen werden, seien häufig wenig realistisch. "Das bildet den Wohnungsmarkt häufig nicht korrekt ab", kritisiert sie. Viele Hartz-IV-Bezieher müssten dann, um überhaupt eine Wohnung zu haben, von ihrem monatlichen Regelsatz noch Wohnkosten abknapsen. "Das ist dann ein sicherer Weg in die Überschuldung", sagt Birgit Pachur.
Was viele nicht wissen: Jobcenter oder Sozialämter können auch Mietschulden übernehmen, allerdings in der Regel auf Darlehensbasis. "Und das ist ein zweischneidiges Schwert", sagt Birgit Pachur. Denn dabei werde das Haushaltsbudget schon weiter im Voraus verplant. "Letztendlich ist ein Durchbrechen des Teufelskreises nur möglich, wenn mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird."
Doch nicht nur für Hartz-IV-Empfänger werden hohe Mieten und Mietnebenkosten zunehmend zum Albtraum. Viele Menschen mit Schulden befinden sich in einer Zwickmühle. Sie leisten Ratenzahlungen, weil für sie sonst größere Anschaffungen wie Herd oder Waschmaschine nicht zu machen sind. "Doch viele haben dann nicht mehr genug für die monatliche Mietzahlung übrig, und es droht die Kündigung", sagt Pachur. Dann können die Schuldnerberatungsstellen der Caritas Hilfestellung geben.
Die Caritas beklagt zudem, dass die Hürden zur Anmietung von Wohnungen kaum noch zu überwinden sind. "Das hat vor allem mit der Schufa-Auskunft zu tun, die viele Vermieter fordern", erklärt Birgit Pachur. Denn wenn in einem Eintrag bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa für die betreffende Person auch nur geringe Schulden etwa bei einem Telekommunikationsunternehmen oder von einer Warenbestellung zu finden sind, verweigern Vermieter den Abschluss des Mietvertrags. "Es darf aber keine Stigmatisierung auf Grund der Schufa-Auskunft geben", sagt Pachur und fordert, die Negativmerkmale von Auskünften für Vermieter auf Miet- und ähnliche Schulden zu beschränken.
Info Schuldnerberatung im Erzbistum Paderborn
Insgesamt 22 Schuldnerberatungsstellen im Erzbistum Paderborn befinden sich in katholischer Trägerschaft, entweder bei örtlichen Caritasverbänden oder Fachverbänden der Caritas wie dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder Männer (SKM) oder dem Katholischen Sozialdienst (KSD). 15 Beratungsstellen leisten auch Verbraucherinsolvenzberatung. Die Beratungsstellen befinden sich in Bielefeld, Brilon, Büren, Detmold, Dortmund, Hagen, Hamm, Herford, Herne, Iserlohn, Minden, Olpe, Paderborn, Rheda-Wiedenbrück, Siegen, Soest und Werl.
Stichwort Aktionswoche Schuldnerberatung (3. bis 7. Juni)
Ziel der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung ist es auf die schwierige Situation von Überschuldeten hinzuweisen und auf die hohe Bedeutung der sozialen Schuldnerberatung für den Ratsuchenden als auch für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zum diesjährigen Thema "Albtraum Miete" hat die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) ein Forderungspapier unter den Stichworten "Wohnraum finden - Wohnraum erhalten - Wohnraum sichern" verschiedenen Adressaten vorgelegt. So solle etwa der Sektor des gemeinwohlorientierten und sozialen Wohnungsbaus nach Auffassung der AG SBV erheblich gestärkt werden, damit mehr bezahlbare Mietwohnungen gebaut und dann auch erhalten werden können. Mehr Infos unter: