„Es war ein ganz toller Anfang, ein prima gelaufenes erstes Jahr“, sagt Michael Zimmer. Er ist Gruppenleiter im Team der Tagesförderstätte des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus in der Landauer Waffenstraße. Seit Sommer vergangenen Jahres kommen Menschen mit Behinderung hierher. Der Schwerpunkt liegt auf der Betreuung von Gästen, die nicht von Geburt an mit einer Behinderung leben, sondern die erst später - durch Unfall etwa oder einen Schlaganfall - Betroffene wurden.
Die aktuell zehn Tagesgäste der Einrichtung sind teils mit Behinderung geboren, teils von erworbener Hirnschädigung betroffen. So etwa Patrick Mäurer. Der gelernte Schreiner hatte 2010 einen schweren Schlaganfall erlitten. Der heute 52-Jährige ist auf den Rollstuhl angewiesen und lebt im Wohnheim des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus in Landau-Queichheim. Täglich bringt ein Bus ihn in die Landauer Innenstadt, wo der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück der Gäste und des Teams beginnt. Mäurer freut sich über die Möglichkeiten, die das Dabeisein hier eröffnet: etwa die Mitarbeit bei der Herstellung von Dekoartikeln oder des hölzernen Adventskalenders, der auf Bestellung hier gefertigt wird. Oder das Zusammenschrauben von Regalen für das Schaufenster der Tagesförderstätte, das den Passanten einen Eindruck davon vermitteln soll, was in den Räumen dahinter entsteht.
Diesen Adventskalender fertigen die Gäste in der Gruppe gemeinsam auf
Bestellung
Manchmal kann er auch weitere handwerkliche Kompetenzen wieder fruchtbar machen für das, was in der Tagesförderstätte ansteht. „Menschen mit erworbener Hirnschädigung haben den Bezug zum Leben davor nicht verloren. Hier versuchen wir anzuknüpfen und versuchen, ihnen ein wenig von diesem früheren selbstständigen Leben zurückzugeben“, erklärt Sebastian Reinhardt vom Betreuungsteam.
„Es fehlte in der Region vorher an Einrichtungen für diese Zielgruppe“, fügt Gruppenleiter Zimmer an. Zwei Heilerziehungspfleger, eine Ergotherapeutin, eine Pflegefachkraft und eine Auszubildende bilden das Team, das sich hier um die Gäste, zu denen auch zwei Flüchtlinge gehören, kümmert. Seit einigen Monaten kann das Team sich auch auf eine Integrationsfachkraft stützen, und die Kommunikation mit den beiden Gästen, die aus Syrien und Afghanistan stammen, wird durch Dolmetscher unterstützt.
Die Gäste der Tagesförderstätte Landau in der Waffenstraße wollen eine gute
Nachbarschaft mit den Landauern gestalten und mittendrin sein.
Unabhängig davon, ob die Behinderung angeboren oder erworben ist, steht für alle im Mittelpunkt, Eigenständigkeit im Tagesablauf zu bewahren oder zu gewinnen. Deshalb wird auch regelmäßig fürs gemeinsame Frühstück eingekauft, manchmal zusammen gekocht. Dienstags ist Markttag, und der Gang zu ihrem Stamm-Stand führt die Gruppe zugleich auf das zweite wichtige Ziel der Tagesförderstätte hin: die Verknüpfung mit der Landauer Innenstadt, mit ihren Menschen und Möglichkeiten.
„Das bedeutet, sich vertraut zu machen und bekannt zu werden, dazuzugehören und das Zusammenleben mit den Landauern so zu gestalten, dass man sich gegenseitig etwas geben kann“, erklärt Michael Zimmer. Für die gute Zusammenarbeit mit dem Marktstand möchte die Gruppe sich dankbar zeigen, indem sie an einem zukünftigen Markttag an einem eigenen Infostand frische Säfte aus Früchten aus dem Angebot dieses Partners ausschenkt und so zugleich auf ihn aufmerksam macht.
Im eigenen Haus wurden Kontakte zu den Mietern der Wohnungen über den Räumen der Tagesförderstätte geknüpft, kleine Hilfsdienste für sie geleistet wie Einkäufe mitbesorgen oder Hilfe beim Aufbau von Schränken. Dafür gab’s von den erfreuten Nachbarn schon die Einladung zu Kaffee und Kuchen. Und eine Einladung zum Frühstück ins nahe gelegene Bistro konnten die Förderstättengäste auch schon genießen. Als „Lohn“ für die Sommer-Tischdekoration, die sie gemeinsam mit Studenten der Universität Koblenz-Landau für das Bistro angefertigt hatten.
„Ein offenes Ohr für das Angebot unserer Gruppe, kleinere Aufträge zu übernehmen, hatte schon gleich zum Start der Landauer Oberbürgermeister Thomas Hirsch und vermittelte uns die Ausstanzarbeiten für die letztjährigen Weihnachtsgrußkarten der Stadt“, berichtet der Gruppenleiter weiter. Dieses Geben und Nehmen auszubauen und das Netzwerk weiterzuknüpfen, ist für Michael Zimmer eine wichtige. Um die Tagesförderstätte noch bekannter zu machen, ist sie auch „Refill“-Station, wo Passanten ihre Wasserflaschen füllen lassen und dabei Kennenlerngespräche führen können. Und im kommenden Jahr wird die Tagesförderstätte Verkaufsstation für das Landauer Entenrennen sein. Außerdem wird sie für das vom Kulturkreis Queichheim und vom Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus veranstaltete Benefizkonzert der „Pälzer Helde“ am 11. November Plakate verteilen und Stehtisch-Dekorationen für den Konzertabend fertigen.
Um die individuellen Kompetenzen der Gäste noch besser in die Arbeitsprozesse einbinden zu können, wünscht sich Zimmer Kontakte zu Elektronik- und Maschinentechnik-Unternehmen, mit deren Hilfe angepasste Werkzeuge und Maschinen mit spezieller Tastensteuerung beschafft werden könnten.
Die Lage der Tagesförderstätte im Herzen Landaus sei ideal, schwärmt er. „Markt und Geschäfte, Ärzte und Physiotherapeuten sind in wenigen Minuten zu erreichen, und auch auf die Feste in der Stadt können wir gehen“. Was sie die Woche über erleben, dokumentiert die Gruppe mit der Kamera - und jeden Freitag lassen die Gäste die Erlebnisse dann noch einmal Revue passieren.