Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes |
Familien im Armutsrisiko - ein Armutszeugnis für die Gesellschaft |
Deutscher Caritasverband stellt Jahresthema 1998 vor |
FREIBURG. "Arme Familien - arme Gesellschaft" lautet das Jahresthema 1998 des Deutschen Caritasverbandes. "Wenn eine Familie zu haben, Kinder großzuziehen für immer mehr Menschen ein Armutsrisiko bedeutet, dann ist dies ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft insgesamt", betonte Caritas-Präsident Hellmut Puschmann vor der Presse. Wenn Familien mit Kindern belächelt und benachteiligt würden, dann sei unsere Gesellschaft trotz allen Kults der Jugendlichkeit eine "alte, tote, menschlich und moralisch verarmte Gesellschaft." Die Gesellschaft dürfe ihr höchstes Gut, die Zukunft der Kinder und Jugendlichen, nicht leichtfertig verschleudern; und diese hänge sehr eng mit den Lebensbedingungen der Familien zusammen. Die Anstrengungen, die die Familien für die Gesellschaft und deren Zukunft erbringen, stünden in keinem Verhältnis zu einer auch nur in etwa adäquaten Entlastung, Förderung und Stützung der Familien. "Von einer gerechten Verteilung der Lasten, die Familien erbringen, auf die ganze Gesellschaft, von einer sozial gerechten Familienpolitik kann - trotz aller Familien-Beschwörungen - keine Rede sein." Der Caritas-Präsident wies darauf hin, daß rund 450.000 Ehepaare mit Kindern und Alleinerziehende Bezieher von Sozialhilfe seien; dazu kämen mindestens weitere 300.000 Familien, die ihren Anspruch auf Sozialhilfe nicht geltend machten. Das Problem der verdeckten Armut erfahre hier eine sehr problematische Konkretisierung. Obwohl die Familien keineswegs nur durch materielle Not betroffen, sondern oft auch mit psychischen, sozialen oder erzieherischen Problemen alleingelassen seien, so sei doch das Fazit zu ziehen: "Wer Familie hat, wer Kinder hat, ist oft wirtschaftlich arm dran. Und zwar sind Familien, gerade weil sie Familien sind, benachteiligt. Sie wären es nicht, wenn sie sich für eine andere Lebensform entschieden hätten." Für die Caritas sei es eine Frage der Glaubwürdigkeit, trotz schwieriger wirtschaftlicher Entwicklungen alle Anstrengungen zu unternehmen, um nicht gerade dann die Familien im Stich zu lassen, wenn sie am dringendsten Hilfe brauchten. So dürften soziale Dienste wie z. B. etwa Erziehungsberatung, Familienpflege, Sozialpädagogische Familienhilfe, Erholungs- und Kurangebote für Mütter und Kinder nicht reduziert, sondern müßten eher noch ausgebaut werden. Dies gelte insbesondere auch für armutsorientierte Dienste wie die Schuldnerberatung, die Suchtberatung oder die Allgemeine Sozialberatung. Dafür forderte Puschmann "ausreichende, verläßliche und bundesweit gültige gesetzliche Rahmenbedingungen". Soziale Absicherung, Steuer- und Rentengerechtigkeit, Wohnungspolitik, Arbeitsmarktpolitik und Infrastrukturen müßten dem Bedarf der Familien gerecht werden. |