Aichach, 22.09.2012 (
pca
). „Wir haben 15 kg Schweinebraten, 150 Knödel, große
Mengen von
Gröstl
und Blaukraut in weniger als zwei
Stunden verkauft“, strahlt Petra Simon über das ganze Gesicht. Sie ist die
Hauswirtschaftsmeisterin der Tagesstätte zur Förderung der seelischen
Gesundheit der Caritas in der Aichacher Münchner Straße
19. Die Zahlen sprechen für sich. Alle Mühen
zur Vorbereitung des Tags der offenen Tür am Samstag haben sich gelohnt – und
das trotz des regnerischen Wetters. „Klienten brachten ihre Angehörigen und
Freunde mit, Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch jene, die sich einfach
dafür interessierten, was wir denn hier so machen, haben vorbeigeschaut“,
erzählt Rosa Straub, die die Tagesstätte leitet. „Es kamen so viele, dass wir
noch weitere Tische aufstellen mussten.“ Für Straub ist der Tag der offenen Tür
eine gute Gelegenheit deutlich zu machen, „dass wir für die Gemeinde da sind
und eine Haus ohne Schwellen für Menschen sind, die Unterstützung benötigen.“
Martin
Poloczek
vom Sozialpsychiatrischen Dienst sprach über den „ganz normalen Wahnsinn“ und
wollte durch Informationen, wie und warum aus psychosozialen und traumatischen
Krisen sowie „Veränderungskrisen“ psychische Erkrankungen entstehen können, ein
Verständnis dafür wecken, „dass eine psychische Erkrankung letztlich auch
normal ist“ und es niemand verdient, deshalb diskriminiert zu werden.
„Entscheidend ist vielmehr ein gutes soziales Umfeld, dass die Zusage einhält,
helfen zu wollen“, so
Poloczek
. Aussagen wie „Das
wird schon wieder“ oder „Anderen geht’s noch viel schlechter“ würden hingegen
nicht helfen. Wer Informationen suchte, wie denn psychisch kranken Menschen
auch zuhause geholfen werden könne, der fand in Christina
Rybka-Doll
und Nadine Angermann die richtigen Ansprechpartner. Sie sind beide für das
„Ambulant Betreute Wohnen“ zuständig, ein „sperriger und leider etwas
irreführender Name“, wie sie eingestanden.
In den Kellerräumen begeisterte die
Holzwerkstatt mit vielen praktischen Bastelerzeugnissen. Da fanden sich als
Krokodil gestaltete Kindergarderoben und Kinder-Bären-Pinnwände, Vogelhäuschen,
die mit viel Liebe, Eifer und tollen Ideen als kleine Kinderhäuschen gestaltet
und bemalt wurden, Schmetterlingshäuschen, Fledermaushäuser und
Maisenknödelhäuser
. Die
Nähwerkstatt
zeigte ihre bunt genähten Taschen und kleine Nadelkissen – als Herzchen
gestaltet. Kirstin
Mair
hielt die Stellung im
Flohmarkt, aber das schlechte Wetter lockte die Gäste mehr in den
Aufenthaltsraum im Erdgeschoß, wo das Café Zeitvertreib der Tagesstätte mit
Kaffee und selbst gebackenen Kuchen lockte.
Straub legt Wert darauf, dass der Tag
der offenen Tür „miteinander geplant und organisiert wurde“. „Wir arbeiten hier
auf Augenhöhe zusammen“, betont sie. Auch die Bastel- und Näharbeiten zum
Beispiel verfolgen das Ziel, die Gemeinschaft untereinander und dadurch
Engagement wie auch Leistungsbereitschaft zu fördern. „Durch die große
Selbstbeteiligung und auch Selbstverantwortung können die Menschen, die hier
für sich eine Unterstützung suchen, das mit gestalten, was ihnen gut tut, sie
stabilisiert und neuen Mut für ihr Leben schenkt“, betont Straub.
Sie scheint damit nicht falsch zu
liegen. „Unsere Führungskräfte hier in der Tagesstätte sollen endlich einmal
öffentlich gelobt werden“, gibt eine Gruppe jener Menschen mit auf den Weg, die
in der Tagesstätte das finden, was sie für ihre Situation benötigen. „Sie
nehmen uns so herzlich auf und haben stets ein offenes Ohr für uns. Dafür
möchten wir uns ganz herzlich bedanken – auch öffentlich“, fügen sie hinzu.