Frau Mertens (Vorsitzende des Caritas-Werkstattrates in Lüdinghausen)
Die heutige Frage an den Vorstand stellt Frau Mertens (Vorsitzende des Caritas-Werkstattrates in Lüdinghausen): "Wie sieht die Zukunft der Caritas-Werkstätten aus?
Christian Germing, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld e.V.
Christian Germing
Die Frage nach der Zukunft der Werkstätten für behinderte Menschen wird aktuell politisch diskutiert.
Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, was die Beschäftigten in den Werkstätten verdienen sollen, und wie es gelingen kann, mehr Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Bei allen politischen Parteien erkennt man den Konsens, dass die Werkstätten ein wesentlicher Baustein für die Teilhabe am Arbeitsleben sind und auch zukünftig für die berufliche Rehabilitation notwendig sind. Deutlich wird aber auch, dass Öffentlichkeit und Politik von Werkstätten Veränderungen erwarten. Auch im Caritasverband diskutieren wir, wie wir die berufliche Qualifizierung weiterentwickeln und noch mehr Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen.
Bei der Diskussion zum Entgeltsystem setzen wir uns in der Caritas politisch dafür ein, dass Beschäftigte, die in Vollzeit in einer Werkstatt arbeiten, nicht mehr auf die Grundsicherung angewiesen sind. Dazu braucht es aber einen Lohnkostenzuschuss an die Werkstätten. Als Caritasverband setzen wir uns vor allem für die Teilhabe von Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen ein, wie dies in NRW schon lange Praxis ist. Nach unserer Auffassung haben alle Menschen mit Behinderung ein Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben - unabhängig von ihrem Unterstützungsbedarf.
Aufgrund der demografischen Entwicklung sehen wir bei vielen Beschäftigten, dass der Unterstützungsbedarf steigt. Dies verändert die Arbeit in unseren Werkstätten. So benötigen wir weitere Gruppen im Bereich "Kreative Arbeit" für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
Um mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen, müssen sich nicht nur die Werkstätten verändern. Hier tragen auch die Betriebe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Verantwortung. Wir erleben, dass der Arbeitsmarkt noch lange nicht inklusiv ist. Ich wünsche mir, dass die Betriebe in Zukunft den Blick mehr auf die Stärken der Menschen mit Behinderung richten und nicht auf deren Schwächen.