Frau Hanenkamp, die Freigabe von Cannabis steht im Raum. Manchmal hat man den Eindruck, es handelt sich um die große Schwester von Kaffee oder einem Glas Bier.
In der Tat: Der Gebrauch von Cannabis wird bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft verharmlost und unterschätzt. Einen Joint zu rauchen wird oft als "Das kannst du ruhig mal machen, da passiert nichts" abgetan. Während meiner langjährigen Arbeit in der Psychiatrie konnte ich immer wieder feststellen, dass Menschen auch durch den regelmäßigen Konsum von Cannabis in eine Abhängigkeit geraten sind, die sich sowohl psychisch als auch physisch gravierend auswirkte. Einige ahnen nicht, dass sich der Konsum auf ihr Gehirn, das im Jugendalter besonders anfällig ist, negativ auswirken kann.
Was für Folgen kann ein solcher Drogenkonsum denn haben?
Die Teilnahme am Leben, die Fähigkeit, das eigene Leben zu gestalten, vermindert sich mit zunehmender Gewöhnung an den Konsum von Cannabis. Es fällt den konsumierenden Menschen schwerer, sich auf etwas zu konzentrieren. Immer wieder kommt es vor, dass Aufgaben oder wichtige Termine vergessen werden.
Eine emotionale Gleichgültigkeit tritt auf, eigene Ziele werden nicht mehr verfolgt, der Tag- und Nachtrhythmus gerät aus dem Gleichgewicht. Nach regelmäßigem Cannabiskonsum können sich Entzugssymptome zeigen wie beispielsweise starke Gereiztheit im alltäglichen Umgang, Ängste, Stimmungsschwankungen etc. Der Konsum kann bis hin zu Panikattacken oder paranoiden Wahnvorstellungen führen.
Wie leicht ist der Ausstieg?
Ein Ausstieg ist nicht so einfach wie oft angenommen. Das Verlangen nach der Droge ist stark, besonders nach regelmäßigem Gebrauch. Kommt dann ein soziales Umfeld dazu, in welchem der Konsum verharmlost wird, ist ein Rückfall schnell gegeben. Ohne professionelle Hilfe gelingt der Ausstieg oftmals nicht mehr.
Ein ‚Nein‘ zu Cannabis also unter allen Umständen!?
Es gibt Ausnahmen: Etwa, wenn Cannabis in der Rheuma- oder der Schmerzbehandlung bei sterbenskranken Menschen medizinisch verordnet ist. Dann ist es sicherlich sinnvoll.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit