Mainz. – Aus einem Meditations- und
Gebetskreis heraus ist vor 25 Jahren in Mainz die Pfarrer-Landvogt-Hilfe
entstanden, die sich seitdem ehrenamtlich für arme und obdachlose Menschen
engagiert. Bei einer Feierstunde im Haus am Dom würdigten der Bischof von
Mainz, Kardinal Karl Lehmann, und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel das
nachhaltige Engagement des Hilfevereins, der Kreise gezogen hat. Guido Meudt,
von Beginn an erster Vorsitzender des Vereins, konnte eine beeindruckende
Bilanz vorlegen: Die Tee- und Wärmestube des Vereins zählte in den 25 Jahren
über 350.000 Besuche; in der Notübernachtung fanden mehr als 50.000
Übernachtungen statt; 32.000 Stunden war die Teestube geöffnet und 3.000
Stunden ein Kleider- und Möbellager. Insgesamt sind von ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 130.000 Stunden geleistet worden. Im
vergangenen Jahr waren rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich
für arme und obdachlose Menschen im Einsatz; im Schnitt wurden 100 Stunden pro
Mitarbeiter im Jahr eingebracht. Benannt hat sich der Verein nach Franz Adam
Landvogt, von 1928 bis 1953 Pfarrer in Mainz, der durch seine selbstlose und
zupackend-helfende Lebensweise noch heute älteren Mainzern ein Begriff ist und
dessen 50. Todestag 2003 begangen wurde.
Daran knüpfte Kardinal Karl Lehmann
in seiner Ansprache an. Eine Ausstellung im vergangenen Jahr habe deutlich
gemacht, wie der aus Rockenberg/Wetterau stammende Pfarrer den Armen ein Vater
gewesen sei. Er habe in der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Zeit nach 1928
vielen Menschen geholfen, nicht zu verzweifeln. Obwohl er wiederholt selbst
sein Pfarrhaus und seine Wohnung verloren habe, habe er in den Bombennächten
des Zweiten Weltkrieges unermüdlich die Menschen inmitten der brennenden
Straßen zu trösten versucht. Auch nach seinem Tod habe er noch einiges
ausgelöst, wie sich nicht zuletzt in der Pfarrer-Landvogt-Hilfe zeige, sagte
der Kardinal.
Ein „Zeichen gegen soziale Kälte und
für Menschlichkeit“ nannte Oberbürgermeister Jens Beutel den Einsatz der
Pfarrer-Landvogt-Hilfe. Wie zuvor Lehmann schon, würdigte er, dass die
Pfarrer-Landvogt-Hilfe ihr Engagement ehrenamtlich erbringe. „Wir als Stadt
könnten das nicht leisten“, bekannte er offen. Er versicherte, die Stadt werde
die Zuwendungen, mit der sie bisher das Engagement der Pfarrer-Landvogt-Hilfe
unterstützt habe, weiterhin erbringen. Dank der Pfarrer-Landvogt-Hilfe habe
Mainz das am besten ausgebaute Hilfenetz für obdachlose Menschen im ganzen
Rhein-Main-Gebiet.
In eindringlichen Worten hat Guido
Meudt dargestellt, was es für einen Menschen bedeutet, ohne Wohnung und ohne
Obdach zu sein: Ein Obdachloser hat keinen Schutz vor den Unbilden der Natur,
ist Tag und Nacht dem Wetter, Wind, Regen
und Kälte ausgesetzt, ohne sich in einen beschützenden Raum zurückziehen
zu können. Er hat keine Sicherheit, wie sie die vier Wände einer Wohnung
bieten. Eine Wohnung ist zugleich ein Ort, in den man sich zurückziehen und
frei entfalten, den man nach eigenem Geschmack einrichten und gestalten kann,
der Geborgenheit gibt und Intimität wahrt. Auf all das muss ein Obdachloser
verzichten, all das vermisst er. „Die Welt hat sich seit Gründung der
Pfarrer-Landvogt-Hilfe vor 25 Jahren verändert – Obdachlosigkeit ist dabei
schlimmer geworden“, so Meudts Resümee, das beim Jubiläum keine geringe Rolle
spielte.
J. Otto Weber
Kontakt:
Pfarrer-Landvogt-Hilfe e. V., Dagobertstraße 20a, 55116 Mainz
Spendenkonto 400 1252
017 bei der Pax-Bank Mainz (BLZ 370 601 93)