Angesichts drastisch steigender Mieten und Immobilienpreise sehen die Verbände Familien in besonderer Weise belastet. „Wohnungsnot trifft Familien mit besonderer Härte“, macht Caritas-Präsident Peter Neher deutlich. In Deutschlands Metropolen, ebenso wie in attraktiven Kleinstädten und Regionen sei Wohnraum in den zurückliegenden zehn Jahren zu einem knappen Gut geworden. „Ganz gleich ob zur Miete oder zum Kauf, ob Wohnung oder Haus, Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial birgt“, so Neher. Längst sei die Wohnungsknappheit so groß, dass kinderreiche Familien ebenso wie alleinerziehende Mütter und Väter, aber auch Eltern mit kleinen und jugendlichen Kindern Schwierigkeiten hätten, eine passende finanzierbare Wohnung zu finden, besonders Familien mit niedrigem Einkommen.
Lösungen für mehr bezahlbaren Wohnraum
Deutscher Caritasverband, Familienbund und Katholischer Siedlungsdienst fordern die deutliche Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus. Ein erster Schritt ist die Zusage der Bundesregierung, 5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zu investieren, die auch zweckgebunden sein sollten. Die durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts angestoßene Reform der Grundsteuer müsse so gestaltet werden, dass Spekulation mit unbebautem Boden verhindert wird. Ziel einer neuen Grundsteuer müsse sein, die Nutzung von Bauland für die Wohnbebauung zu fördern. Maßnahmen, die den Erwerb von Wohneigentum für Familien erleichterten, wie beispielsweise eines nach Kinderzahl gestaffelten Freibetrags bei der Grunderwerbssteuer, seien zu begrüßen. Eine soziale Durchmischung der Wohnbevölkerung sowie eine langfristige Finanzierung von Quartiersarbeit zur Stabilisierung von be-nachteiligten Quartieren sind wichtig, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Familien mit mittleren Einkommen sind auch betroffen
“Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums ist die soziale Frage unserer Zeit“, sagt Familienbund-Präsident Stefan Becker. „Unter den verschärften Marktbedingungen leiden insbesondere Familien, die auf ausreichend große Wohnungen und eine ausgebaute Infrastruktur angewiesen sind. Gerade auch Familien mit mittleren Einkommen sind besonders betroffen. Sie verdienen zu viel für eine Sozialwohnung, aber zu wenig, um sich eine Wohnung zu marktüblichen Konditionen mit familiengerechtem Umfeld, mit Schulen, Kitas, Ärzten, Spielplätzen und Einkaufsmöglichkeiten leisten zu können. Wenn Einkommens- und Mietentwicklung jahrelang dramatisch auseinanderdriften, dann ist das eine alarmierende Entwicklung, die entschlossenes Handeln der Politik erfordert“, so Becker.
Bauen, bauen, bauen
Unverzichtbar sei, dass die Politik auf die unterschiedlichen Herausforderungen in den Städten und auf dem Land reagiere. „Das Wichtigste ist: Bauen, bauen, bauen. Der kirchliche Auftrag lautet: Wohnbau ist Dombau, einst wie heute“, so KSD-Vorstand Ulrich Müller, und appelliert damit auch an kirchliche Einrichtungen, sich stärker im sozialen Wohnungsbau zu engagieren.
Wohngeld stärken
DCV, Familienbund und KSD begrüßen, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag ein Bündel von Maßnahmen benennt, um für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Nicht nur der Bund, auch die Länder und Kommunen sollten jetzt entschlossen handeln. Dabei gebe es nicht die eine Stellschraube zur Lösung dieses Problems. „Nur ein Mix unterschiedlicher politischer Maßnahmen kann die Situation auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt für Fa-milien und andere benachteiligte Gruppen nachhaltig verbessern“, betont Caritas-Präsident Neher. Dazu gehöre nicht zuletzt, das Wohngeld in seiner Funktion als vorgelagertes Instrument sozialer Wohnungspolitik zu stärken, so das gemeinsame Positionspapier der katholischen Verbände.