So was wie Freunde
Entscheidend ist, ob eine Beziehung aufgebaut werden kann. "Das hängt von den Persönlichkeiten des Jugendlichen und des SymPaten ab", sagt Irmgard Skott, Mitarbeiterin des Caritasverbandes Marburg und zuständig für das Projekt "Marburger SymPaten". "Es zeigt sich schnell, ob die zwei zueinanderfinden."
Die Idee: Schülern, die Probleme mit der Leistung, aber auch im sozialen Verhalten und mit der Konzentration haben, soll ein freundschaftlicher Partner zur Seite stehen, der die Siebt-, Acht- oder Neuntklässler unterstützt und behutsam anleitet. Der Schulleiter der Gesamtschule am Richtsberg, Thomas C. Ferber, hat das Konzept an seiner Schule eingeführt. "Lehrer aus unserem Kollegium können Hausaufgabenhilfe in dieser freundschaftlichen Form gar nicht erteilen. Sie sind und bleiben Lehrer und immer in einer Bewertungssituation."
Als Freund anerkannt
Stattdessen übernehmen Ehrenamtliche diesen Job: gelegentlich Studenten, meist ältere Erwachsene, oft Rentner. Ihre Motivation: etwas Sinnvolles tun, einzelnen Jugendlichen helfen, Spaß am Austausch mit der jungen Generation… Belohnt werden die Freiwilligen durch Erfolge in Form von guten Noten ihrer Schützlinge und mit der Anerkennung als Freund durch die Teenager: "Der Julio hat mich neulich zum ersten Mal zu Hause angerufen", erzählt Franz Xaver Brock, Ruheständler und SymPate gleich mehrerer 14-Jähriger an zwei Schulen. "Zwar hat er nicht seinen Namen genannt", ergänzt er schmunzelnd, "aber er hat dann erzählt, dass das nächste Treffen leider ausfallen muss - wegen eines verlegten Schulausflugs…". Bescheid geben, dass man verhindert ist - auch das ist ein Zeichen, dass die Paten auf ihre Teens einwirken. "Früher wäre er einfach weggeblieben."
Die Jugendlichen entscheiden, ob sie mit ihrem SymPaten Hausaufgaben machen oder für Arbeiten lernen wollen. Aber es geht auch um andere Dinge als um den Unterricht. "Philipp zum Beispiel ist einer, der sich nicht konzentrieren konnte. Da haben wir versucht herauszubekommen, woran das liegt und wie man das ändern kann", erzählt Brock. Am Anfang gehe es oft eher um die Lebensumstände der Schüler. "Die wollen dann gerne auch mal was loswerden."
Natürlich haben die Ehrenamtlichen auch Frusterlebnisse, erzählt Irmgard Skott. "Dass man wartet und keiner kommt, ist Alltag. Bedauerlicher ist es, wenn der Jugendliche keine Lust hat, sich auf die Hilfe einzulassen." Kaum einer startet freiwillig. Meist ist es Wunsch der Eltern oder Empfehlung der Lehrer.
Philipp hat gerade die achte Klasse zu Ende gebracht. Er will auch im kommenden Schuljahr mit seinem SymPaten weitermachen. "Das bringt schon was, wenn ich mit Herrn Brock übe. Nächstes Jahr will ich vor allem Englisch mit ihm lernen. Da hab ich es nötig." Er lacht.
Informationen und Kontakt
Zurzeit werden 20 Schüler begleitet. Interessierte Schulen, Lehrer, Eltern und Schüler sowie SymPaten richten ihre Anfragen an den Caritasverband Marburg.
E-Mail: i.skott@caritas-marburg.de