Kein Geld für eine Brille
Wieso können sich viele Menschen keine Brille mehr leisten?
Viele Menschen, die in unsere Sozialberatung kommen und kein Geld für eine Brille haben sind Arbeitslosengeld II-Empfänger oder erhalten Grundsicherung. Häufig haben Menschen, die sich keine Sehhilfe leisten können, auch andere gesundheitliche Probleme. Die müssen dann Medikamente, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, aus ihrem Regelsatz bezahlen. Das sind oft zusätzliche Kosten von um die 60 Euro im Monat, und dann klappt das finanziell nicht mehr, sich eine Brille anzuschaffen.
Ist das ein neues Problem?
Die Situation hat sich mit der Einführung von Hartz IV durchaus verschärft. Für die Klienten ist es schwierig, Mehrbedarfe beim Jobcenter durchzusetzen.
Das heißt die Geringverdiener sind davon nicht betroffen? Doch. Die verdienen zum Beispiel 40 Euro über dem Satz und haben nicht die Vergünstigungen, die ein ALG II Bezieher hat, also beispielsweise die Befreiung von den GEZ-Gebühren oder ein günstigeres Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. Zudem ist es für sie auch schwieriger, von Stiftungen Leistungen zu erhalten.
Welche Folgen hat es für die Menschen, die sich keine adäquate Sehhilfe leisten können?
Die sind in ihrem Alltag sehr eingeschränkt, denn sie haben große Probleme beim Lesen. Teilweise kommen die Klienten mit Briefen, die sie nicht mehr lesen können, in unsere Beratungsstelle. Und wer in Arbeit kommen möchte oder ist, muss auch vernünftig sehen können, beispielsweise wenn man am Bildschirm sitzt.
Wie lösen denn die Betroffen dieses Dilemma?
Viele kaufen sich in Drogeriemärkten Brillen, aber die sind nicht ausreichend. Wir haben bisher in der Beratungsstelle Anträge bei Stiftungen zur Kostenübernahme gestellt, aber das ist ziemlich aufwendig und es werden auch nicht immer die Kosten übernommen.